Erstmals überhaupt waren die Vorzeichen vor dem Duell der beiden Lokalrivalen aus Höchberg und Kleinrinderfeld verkehrt. Denn in den Vorjahren stand der TSV meist vor den Kracken und schnupperte bisweilen sogar an der Rückkehr in die Bayernliga, während die Turngemeinde sogar um den Landesligaverbleib zittern musste. Doch in dieser Saison hat sich die Elf von Thomas Kaiser stabilisiert und spielt eine überraschend gute Rolle. Mit bereits 25 Punkten auf der Habenseite liegen die Höchberger sogar deren fünf vor den ambitionierten Kleinrinderfeldern, die vor allem auswärts ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Erst ein Sieg aus sechs Vergleichen steht zu Buche. Zu wenig um ernsthaft in den Kampf um die vorderen Plätze einzugreifen. Daher sollte wenigstens im Derby ein Sieg her, um die angespannte Stimmung wieder etwas aufzuhellen. Allerdings musste Hans-Jürgen Meyer einmal mehr auf Peter Endres verzichten, für den Julian Meyer in die Startelf rutschte. Auf Seiten der Heimelf fehlten Jeffrey Karl und Tim Popp. Für das Duo begann der wiedergenesene Tobias Riedner und Manuel Priesnitz.
Bevor Kleinrinderfelds Sandro Kramosch an den Ball kommt, schlägt Alexander Priesnitz das Leder weg.
Alexander Rausch
Der spielende Co-Trainer war es nach wenigen Minuten, der Ferdinand Hansels Führungstreffer perfekt vorbereitete. Simon Sommer hatte über den Ball geschlagen, Riedner auf seinen kongenialen Sturmpartner quergelegt und dieser musste nur noch einschieben. Die frühe Belohnung für einen engagierten Start der Gastgeber, die den Kleinrinderfelder gleich zeigten, wie breit ihre Brust aktuell ist. Auch in der Folge hatten die Kracken die gefährliche TSV-Offensive um Sandro Kramosch und Silas Krebelder nahezu mühelos im Griff. Im Rückwärtsgang stellte die Kaiser-Elf immer wieder von Dreier- auf Fünferkette um und gab den Gästen so kaum Räume für ihre gefährlichen Flankenläufe. Allerdings wurden die Hausherren von Minute zu Minute immer passiver und überließen den Gästen das Mittelfeld sowie die Spielkontrolle. Daraus konnte die Meyer-Truppe allerdings zunächst keinen Profit schlagen. Erst als Mario Christ in den Strafraum eindrang und leicht von Rene Riebe getroffen wurde, bot sich die große Chance zum Ausgleich vom Elfmeterpunkt. Christ höchstselbst, der im letzten Duell noch verschossen hatte, verwandelte sicher. Kleinrinderfeld hatte sich den Treffer verdient und die Passivität der Hausherren bestraft. Zwar sollte sich diese auch in der Folge nicht ändern, aber wirkliche Gefahr entwickelten Krebelder und Co. bis zum Seitenwechsel nicht mehr. Lediglich Alexander Priesnitz Distanzschuss aus 25 Metern, der rechts vorbeiflog (39.), ging ein Raunen durchs weite Rund des Höchberger Waldsportplatzes.
Eng am Gegenspieler ist Höchbergs Manuel Priesnitz gegen Kleinrinderfelds Sandro Kramosch.
Alexander Rausch
Auch nach dem Seitenwechsel sollte sich zunächst wenig ändern. Kleinrinderfeld war bemüht, doch es fehlte der letzte Zug zum Tor, während die Hausherren vereinzelte Nadelstiche setzen wollten. Mit Ausnahme eines Kopfballs Ramon Schmitts nach einem Priesnitz-Freistoß (51.), scheiterten diese allerdings schon im Ansatz. Vieles blieb Stückwerk auf beiden Seiten, auch weil nun mehr Kampf als Fußball im Vordergrund stand und das Derby nun in hitzigen Zweikämpfen auch die nötige Würze bekam. Mehrere gelbe Karten waren die Folge. Erst Marco Kramosch Schuss von der Strafraumkante, der rechts vorbeizischte, läutete einen fulminanten Endspurt ein (66.). Denn mit dem ersten wirklich gefährlichen Angriff der zweiten Hälfte bekamen die Gastgeber einen Strafstoß zugesprochen. Manuel Jäger hatte Ferdinand Hansel im Laufduell zu Fall gebracht, Alexander Priesnitz mit Glück verwandelt. Keine fünf Minuten später, Kleinrinderfeld setzte mit Philipp Günder und Raphael Fuss auf frische Kräfte, erhöhte Tobias Riedner gar auf 3:1. Nach einem Ballgewinn gegen Julian Meyer an der Mittellinie lief der Angreifer alleine auf Cosmin Andrei zu und überlupfte den Torhüter. TSV-Coach Hans-Jürgen Meyer platzte bald vor Wut: „Wir haben selbst einen Freistoß. Alle großen Spieler sind im gegnerischen Strafraum und wir spielen den Spieler an, der in Reichweite des einzigen Höchberger Angreifers steht, so dass dieser in den Zweikampf kommen kann. Natürlich war es ein Stockfehler. Aber schon mit dem Pass geben wir ihm die Chance, einzugreifen.“ Doch geschlagen gaben sich die Gäste noch lange nicht und der schwache Schiedsrichter Fober zeigte wenig später ein drittes Mal auf den Elfmeterpunkt. Sandro Kramosch soll im Strafraum gefoult worden sein. Mario Christ war es egal und verwandelte sicher zum 2:3. Die Gäste witterten Morgenluft. Und tatsächlich: Nach einem langen Ball Simon Sommers auf Sandro Kramosch drehte sich der Angreifer und wuchtete das Leder aus sieben Meter per Seitfallzieher ins Netz. Binnen drei Minuten hatten die Kleinrinderfelder ausgeglichen. Der Schlusspunkt war das aber noch lange nicht. Mit offenem Visier spielten beide Teams auf Sieg, den sich in der Nachspielzeit die Kracken schnappten. Nach einem Grünewald-Freistoß aus der eigenen Hälfte setzte sich Tobias Riedner gegen Philipp Günder durch, David Bröer kam an den Ball und wurde von Julian Meyer im Strafraum gefoult. Der vierte Elfmeter der Partie, der Alexander Priesnitz zum viel umjubelten 4:3-Siegtreffer versenkte.
Freude pur: Höchbergs Spieler bejubeln Tobias Riedners Treffer.
Alexander Rausch
Zum Leidwesen der Kleinrinderfelder, die erneut mit dem insgesamt schwachen Referee haderten. „Wenn ich als Landesligagespann in der Nachspielzeit ein solches Foulspiel an Philipp Günder übersehe, fehlen mir die Worte. Das ist schülerhaft“, ärgerte sich Meyer und stand trotz des späten Ausgleichs erneut mit leeren Händen da. Wieder hatten die Kleinrinderfelder auswärts ein gutes Spiel gemacht, aber wieder hatten sie nichts Zählbares mitgenommen. Vor allem war das, das erkannte auch Meyer, dem „schülerhaften Abwehrverhalten“ geschuldet, mit dem „nirgends etwas erbt“. Ganz anders die Stimmungslage bei den Gastgebern, die erstmals in dieser Saison mehr als zwei Tore schossen und ihre Möglichkeiten eiskalt nutzten. Ein aus ihrer Sicht gelungenes und fulminantes Hinrundenfinale, nach dem die Höchberger weiter in der Spitzengruppe stehen und kommendes Wochenende mit noch breiterer Brust den TSV Unterpleichfeld zum nächsten Landkreisduell empfangen. Kleinrinderfeld fährt zum Wunden lecken nach Fuchsstadt. Vielleicht gelingt beim Kellerkind der erhoffte zweite Auswärtssieg.
Spielbericht eingestellt am 23.10.2017 00:02 Uhr