Von Michael Kämmerer
Den Spitzenreiter hat es nach langer Zeit mal wieder erwischt
TSV Abtswind – SV Euerbach/Kützberg 2:4 (1:1)
Nach neun Spielen ohne Niederlage und sechs Siegen in Folge ist die beeindruckende Serie des TSV Abtswind beim 2:4 gegen den SV Euerbach/Kützberg gerissen. Der Tabellenführer, dessen Vorsprung an der Spitze auf sechs Zähler zurückging, machte das Spiel, während der Aufsteiger mit seiner Kontertaktik die Tore erzielte. Abtswinds größtes Manko war die Chancenverwertung. Andernfalls hätte die Partie einen anderen Sieger gefunden und wäre schon zur Pause entschieden gewesen.
Der SV Euerbach/Kützberg und seine Torhüter – für den TSV Abtswind ist das ein Ding zum Verzweifeln. Auch im zweiten Anlauf in dieser Landesliga-Spielzeit hat es der Tabellenführer nicht hinbekommen, den Klub aus dem Schweinfurter Land zu bezwingen. Beide Male spielten Euerbachs Ballfänger eine nicht unerhebliche Rolle. Im Hinspiel zeigte der Ex-Abtswinder Irnes Husic Reflexe, wie man sie vor seinem Vereinswechsel nicht kannte. Der Bosnier rettete seiner Elf im Juli ein glückliches 0:0. Ein Wiedersehen auf dem Rasen in Abtswind gab es für Husic vier Monate später nicht: Der 29-Jährige saß nach einer Roten Karte eine Sperre ab. Stattdessen stellte sich Maximilian Schanz zwischen die Pfosten. Einer Schwächung kam der Torwartwechsel nicht gleich. Im Gegenteil.
Schanz, der in dieser Saison zum siebten Mal zum Einsatz kam, war einer der Erfolgsfaktoren für den Euerbacher Sieg, auch wenn sein Oliver Kröner den 25-Jährigen nicht eigens hervorheben mochte. „Alle Spieler haben eine riesige Leistung gebracht“, stellte Oliver Kröner fest. Fakt war jedoch, dass Schanz allein sechs Großchancen vereitelte. Fünf parierte er in der ersten Halbzeit, drei davon, noch bevor seine Vorderleute überhaupt einmal aufs gegnerische Tor geschossen hatten. Die Stärke des Euerbacher Schlussmannes spiegelte sich in Abtswinds Schwäche beim Abschluss. Wann hatte sich die gefährlichste Offensive der Liga zuletzt derart leichtfertig im Umgang mit ihren Möglichkeiten gezeigt? Fünf Treffer waren im ersten Durchgang ohne Weiteres möglich. Dass Mittelstürmer Daniel Endres nach einer gut getakteten Freistoßflanke Adrian Dußlers per Kopf gegen die massive Euerbacher Verteidigung zum Durchbruch kam, erwies sich als vergleichsweise schwieriges Kunststück, das kurz vor der Pause den überfälligen 1:1-Ausgleich nach sich zog (42. Minute).
Einfacher hatten es Steffen Barthel, Nicolas Wirsching, Pascal Kamolz, Jürgen Endres, Adrian Dußler und auch Daniel Endres, doch der Ball schaffte es nicht über die Linie. Meistens weil Maximilian Schanz seine Hände und Füße im Spiel hatte, selbst dann wenn ein Angreifer alleine vor ihm stand. „Die Chancen waren super herausgespielt“, sagte Abtswinds Trainer Petr Skarabela, „doch im letzten Moment waren wir ein bisschen zu hektisch.“ Nach 45 Minuten war für die Hausherren deutlich mehr möglich gewesen. Besonders ärgerlich aber war, dass Euerbach mit seinem ersten und einzigen Schuss vor dem Seitenwechsel in Führung gegangen war. Das passte nicht ins Bild des Spiels. Thomas Heinisch überrumpelte Abtswinds Hintermannschaft mit einem Konter. Keiner griff den Stürmer an, der die Freiheit zu einem satten Flachschuss zum 1:0 nutzte (22.).
Die Gäste, bei denen mit Frederik Weiß und Daniel Hey zwei weitere Ex-Abtswinder aufliefen, ergriffen wie schon in der Hinrunde eine deutliche Defensivtaktik. Oder wie Oliver Kröner es formulierte: „Meine Mannschaft hat als Einheit sehr diszipliniert gegen den Gegner gearbeitet.“ Ein Unentschieden gegen Röllbach und eine Niederlage gegen Schwebenried/Schwemmelsbach hatten allem Anschein nach keine Spuren der Beeinträchtigung hinterlassen. „Wir sind gestärkt aus der Situation herausgekommen“, sagte Kröner, der nach Jahren als Spieler die Mannschaft seit vergangenem Sommer als Trainer anleitet und dabei ein klares Konzept im Kopf hat. „Das Allerwichtigste ist, wie wir uns weiterentwickeln“, sagt der 44-Jährige, der in seiner langen Laufbahn unter anderem für Schweinfurt 05, Großbardorf und Sand spielte und sich mit Anfang zwanzig ein halbes Jahr bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga versuchte.
„Wir können mit den Punkten, die wir geholt haben, vieles ausprobieren, den Gegner ausgucken.“ Als Landesliga-Rückkehrer ist Euerbach mit mehreren höherklassig erfahrenen Akteuren bestückt. Dass das Team eine so gute Rolle spielt, sich durch den Erfolg in Abtswind nun sogar auf Rang drei geschoben hat, verwundert daher nicht. Es war am Samstagnachmittag nicht die Brillanz des Spiels, die die Euerbacher auszeichnete, sondern die Effektivität, mit der sie sich von den Gastgebern abhoben. Während die Skarabela-Elf auch nach der Pause erst mal die Gelegenheiten ausließ, brauchte Euerbach wieder nur einen Konterangriff für sein zweites Tor: Timo Pitter, von Michael Kraus auf den Weg geschickt, ließ sich nicht aufhalten und überwand den beschäftigungslosen Julian Schneider zum 2:1 (60.).
Nächster Versuch, nächster Treffer: Sechs Minuten später legte Mirza Mekic nach einem Abtswinder Abwehrfehler für Thomas Heinisch zum 3:1 auf. Wie sich ein Zwei-Tore-Rückstand drehen lässt, hatte Abtswind beim 4:2 in Haibach bewiesen. Diesmal misslang die Wende, zumal die Gäste noch vermehrt zu Möglichkeiten kamen, weil der TSV alles nach vorne warf. Mohamad Ghanem für Euerbach (90.), und Adrian Dußler auf der anderen Seite (90.+2) beendeten mit ihren Toren zum 4:2-Endstand die Partie. „Man darf heute nicht alles schlechtreden. Es waren viele gute Sachen dabei“, sagte Petr Skarabela über die Leistung seines Teams. „Die Niederlage ist nur ein kleiner Fleck auf unserer weißen Weste. Sechs Punkte aus den nächsten zwei Spielen sind Pflicht. Ich hoffe, dass wir dann mit unseren Chancen besser umgehen.“
Spielbericht eingestellt am 05.11.2017 09:19 Uhr