Die Vorzeichen für ein spannendes Spiel am vorletzten Spieltag der Landesliga Nordwest waren gegeben: Für beide Teams ging es noch um sehr viel. Der Würzburger FV 2 kann jeden Punkt im Kampf gegen den Abstieg gebrauchen. Und die DJK Don Bosco Bamberg benötigt mindestens ein Unentschieden, um sich unabhängig vom Ergebnis des 1. FC Sand den Meistertitel zu sichern. Wie schon an den vergangenen Wochenenden musste der WFV seine Spieler einzeln zusammenkratzen, immerhin halfen mit Fazdel Tahir und Michael Dellinger zwei Spieler aus der ersten Mannschaft aus. So konnten die beiden Ü50-Spieler Jürgen Bausenwein und Robert Mayer, die letztens gegen Abtswind noch auf dem Feld standen, diesmal auf der Ersatzbank Platz nehmen. Dennoch braucht Würzburgs Trainer Jochen Möhricke viel Kreativität bei seiner taktischen Aufstellung: Auch heute spielte der nominelle Torhüter Stefan Kühling wieder als Sturmspitze. Auf der Gegenseite vertraute Gerd Schimmer denselben Spielern wie beim 4:1 gegen Neustadt/Aisch.
Markus Schnitzer (li.) im Luftduell mit Würzburgs Kapitän Andreas Jazev (re.).
Nicolas Rupp
Wer vor dem Spiel erwartet hatte, dass der Tabellenführer hier sofort groß aufspielen würde, wurde in den ersten Minuten eines Besseren belehrt. Die Zweite Mannschaft des Würzburger FV spielte kombinations- und zweikampfstark mit und ließ nicht erkennen, dass die beiden Teams in der Tabelle sage und schreibe 52 Punkte trennen. Mehr als ein satter Schuss von Mike Dellinger direkt in die Arme von Keeper Kühhorn (9.) sprang allerdings nicht heraus, zu sicher stand die Bamberger Abwehr um Kapitän Roland Kropf. Trotz des teilweise sehr offensiven Pressings der Gäste schafften es die Würzburger immer wieder, sich aus der Umklammerung zu befreien. Erst nach gut 20 Minuten bekam Bamberg mehr Zugriff auf das Spiel und konnte sich klare Torchancen herausspielen, ja, startete sogar ein kleines Feuerwerk. Hauptdarsteller dabei war Dominik Schütz, der immer wieder in die Schnittstellen der Abwehr startete und innerhalb von wenigen Minuten mehrmals die Führung auf dem Fuß hatte. Dabei standen ihm jedoch wechselweise Pfosten (31.), Latte (29.) und er selbst (27.) im Weg, so dass es zunächst beim torlosen Remis blieb. Nach zehn Minuten war das Feuerwerk abgebrannt und hatte sich als Strohfeuer entpuppt – denn Zählbares war ja nicht herausgesprungen. Vom WFV 2 war in dieser Phase gar nichts mehr zu sehen, symptomatisch ein Freistoß aus der Distanz, den Tahir mit Schmackes in die Krone eines nicht eben kleinen Baumes hinter dem Bamberger Kasten jagte. Trotz der fehlenden Torchancen war Würzburg in der ersten Hälfte zumindest hinsichtlich der Spielanteile ein Gegner, der den Gästen vieles abverlangte. Auch wenn sie vorne kaum gefährliche Situationen kreierten, standen sie doch hinten relativ sicher und ließen nur wenige Bamberger Chancen zu. Die allerdings waren hochkarätig.
Gerd Schimmer soll hochleben - und seine Spieler nehmen das mehr als wörtlich.
Nicolas Rupp
Wie zu Anfang der ersten Hälfte startete Würzburgs Zweite sehr gut, jedoch ging nach vorne ebenfalls wie in Durchgang Eins nicht viel. Auch die Gäste fielen außer durch einen zu ungenauen Kopfball von Markus Schnitzer (50.) nach einer Ecke nicht gerade durch ein Übermaß an Tormöglichkeiten auf. In der 60. Minute nahm Bambergs Coach Gerd Schimmer dann seinen ersten Wechsel vor, der sich alsbald auszahlen sollte. Der glücklose Markus Schnitzer räumte das Feld für Gabriel Jessen, der drei Minuten später bereits im Fokus stand: Maximilian Hoffmann tankte sich im Mittelfeld durch und bediente Jessen, der alleine auf WFV-Keeper Stefan Kunze zulief, der ihn allerdings nach außen abdrängte. Geschickt schirmte Jessen den Ball ab, eher ungeschickt versuchte Kunze, den Ball zu erreichen und traf nur die Beine seines Gegenspielers – richtige Entscheidung des Unparteiischen: Elfmeter. Markus Fischer ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte sicher ins linke untere Eck (64.). Die Führung für Don Bosco, was sollte jetzt noch schief gehen? Schließlich reichte ja sogar ein Remis für die Meisterschaft und Würzburg kam noch nicht einmal gefährlich vor das Bamberger Gehäuse. Doch die Heimelf steckte nicht auf und suchte weiter den Weg nach vorne. Trotz der Führung hatte der Tabellenführer das Geschehen weiterhin nicht im Griff und offenbarte ungekannte Schwächen im Spielaufbau. Dennoch hätte man die Führung durchaus ausbauen können, zwei Mal lief ein Bamberger frei auf Kunze zu (müßig zu erwähnen, dass es Dominik Schütz war, der heute einen rabenschwarzen Tag erwischte), beide Male vergab der beste Bamberger Angreifer dieser Saison die Vorentscheidung (68., 73.). Die mangelnde Chancenverwertung der Gäste und der aufopferungsvolle Einsatz der Würzburger führten schließlich zur ersten richtig gefährlichen Szene der Heimelf – und zum Ausgleich. Linksverteidiger Martin Eck tauchte plötzlich mit viel Platz zentral an der Strafraumgrenze auf und versenkte den Ball in die rechte Ecke des Bamberger Tores (79.). So überraschend der Ausgleich fiel, so verdient war er doch aufgrund der Spielanteile, die sich Würzburg erarbeitet hatte. Die letzten zehn Minuten des Spiels erinnerten ein wenig an den Nichtangriffspakt von Gijón, phasenweise spielte sich Würzburgs Viererkette minutenlang den Ball gegenseitig zu. Natürlich wollten beide Teams in der Schlussphase nicht mehr volles Risiko gehen, zu viel stand für beide Seiten auf dem Spiel. Trotzdem kam Julian Krause auf Bamberger Seite noch zur großen Chance auf den Sieg, doch sein Schuss in der Nachspielzeit strich knapp über die Latte.
So blieb es beim leistungsgerechten Unentschieden, mit dem beide Teams sehr gut leben konnten. Schließlich machte es die DJK zum Meister und sicherte dem WFV 2 die Chance, noch an Bayern Kitzingen vorbeizuziehen. Nach dem Spiel wurden auf Bamberger Seite die Sektflaschen geköpft und der Würzburger Rasen erhielt eine Düngung der besonderen Art. Bevorzugtes Ziel der Sektduschen war Trainer Gerd Schimmer, der hoffentlich vorsorglich Ersatzklamotten im Gepäck hatte. Mit „Nie mehr Landesliga“-Sprechchören feierten die Spieler den Aufstieg in die Bayernliga, die sie knapp zwei Jahre zuvor am selben Ort durch eine Niederlage bei der Erstvertretung des WFV verlassen hatten. So schließt sich zumindest dieser Kreis. Auf der anderen Seite haben die Zellerauer weiterhin die Chance, die Klasse zu halten, sind dafür aber auf Schützenhilfe aus Leinach angewiesen und müssten selbst das nächste Spiel gegen den 1. FC Sand siegreich gestalten. Sollte es schiefgehen, kann der WFV 2 immer noch die Klasse über die Relegation halten.
Spielbericht eingestellt am 17.05.2015 23:45 Uhr