Von Harald Riegler
Recht stürmisch verlief der erstmalige Auftritt der SpVgg Ansbach beim „letzten Schwanzhaar vom Bayerischen Löwen“. So wird Kahl am Main im Volksmund genannt und mit der letzten Aktion der Partie verloren die Ansbacher zwei Punkte, so dass es beim Drei-Zähler-Abstand zum Tabellenzweiten blieb. Ein unberechtigter Handelfmeter in der 4. Minute der Nachspielzeit brachte den Gastgebern den 2:2-Ausgleich und die Gewissheit, dass im Zweifelsfall die Unterfranken eben doch zusammenhalten.
Was den erfahrenen Bayernligaschiedsrichter Manuel Steigerwald aus Karlstadt dazu bewog, in dieser ominösen 94. Minute auf den Punkt zu zeigen, das wird sein Geheimnis bleiben. Fakt ist, dass er die 93 Minuten zuvor einige Arbeit zu leisten hatte und dies auch im Großen und Ganzen teilweise prächtig verrichtete. Hatte im Vorspiel in Ansbach sein Regionalligakollege Fleischmann (Burglengenfeld) neunmal den gelben Karton gezückt, so musste Steigerwald dies an diesem diesigen Nachmittag in der Mainebene achtmal tun. Und gar zwei Akteure der Gastgeber beendeten ihren Arbeitstag eher auf Grund der Ampelkarte, die sie von Steigerwald unter die Nase gehalten bekamen. Alexander Grod erfuhr dies in der 78. Minute nach einer Auseinandersetzung mit Patrick Soldner, der dafür Gelb erhielt. Bastian Schwalbe beendete die Partie in der 92. Minute, nachdem er mit einigen Aktionen aufgefallen war und erst in der 85. Minute mit Gelb bedacht wurde.
Mit zwei Mann Überzahl hat also die SpVgg Ansbach den Sieg verspielt. Nüchtern betrachtet trifft dies zu und ist auch nicht von der Hand zu weisen. Die Gastgeber erwischten den besseren Start und gingen in der 7. Minute nach einer tollen Kombination durch ihren Kapitän Patrick Smith in Führung. Smith, der eine tolle Partie auf der Sechserposition ablieferte, prallte in der 44. Minute mit SpVgg-Torhüter Florian Körner zusammen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dies bedeutete für den weiteren Spielverlauf doch eine deutliche Schwächung für die Gastgeber. Die Ansbacher fanden erst langsam zu ihrem Spiel und konnten sich in der 23. Minute bei Körner bedanken, der bei zwei Schüssen von Witzel und Aydin glänzend reagierte. Vor allem Bastian Herzner beschäftigte die Viktoria-Abwehr und dies zahlte sich in der 38. Minute mit dem Ausgleichstreffer aus. Einen weiten Ball von Sven Hendel nahm Herzner zwölf Meter vor dem Gastgebertor gekonnt an, verarbeitete ihn gut und war aus der Drehung erfolgreich.
Nach dem Seitenwechsel diktierten die Gäste immer mehr die Begegnung. Ihnen spielte auch der Führungstreffer in der 55. Minute in die Karten, als Herzner per Kopf einen Eckball von Christoph Hasselmeier ins Kahler Tor verlängerte. Aber wieder einmal zeigte sich das größte Manko der Westmittelfranken: die mangelnde Chancenverwertung. Ob Herzner, Gassner, Bastian Weiß, Max Störzenhofecker oder Marc Suttor – sie alle ließen gute Möglichkeiten liegen und dies rächte sich dann in der Nachspielzeit. Sven Hendel sorgte noch mit zwei tollen Fernschüssen für Gefahr, aber am „Finale Furioso“ war er dann auch beteiligt, allerdings nicht als Hauptdarsteller.
Dies waren Schiedsrichter Steigerwald und der Führende in der Torjägerliste der Landesliga Nordwest Gökhan Aydin. Nachdem es die SpVgg-Akteure in Überzahl nicht verstanden hatte, ihren Ballbesitz zu sichern und sogar noch zweimal dumm in Abseitsstellungen liefen, kam es wie es kommen musste. In der 93. Minute schlug FC-Torhüter Andreas Wagner einen Freistoß weit in die Ansbacher Hälfte und der Schiedsrichter wollte 20 Meter vor dem SpVgg-Tor ein Foul gesehen haben. Aydin trat diesen Freistoß mehr schlecht als recht in die Ansbacher Mauer und zur Überraschung aller ertönte der nächste Pfiff: Handspiel und damit Elfmeter! Entsetzen bei den Gästespielern und ungläubiges Staunen bei den Gastgebern – mit diesem vorgezogenen Ostergeschenk hatten sie überhaupt nicht gerechnet. Aydin ließ sich davon nicht beirren und verwandelte die Schiedsrichterbescherung humorlos zum 2:2-Ausgleich. Danach war die Partie beendet und ging mit wüsten Beschimpfungen sowie teilweise tätlichen Angriffen von Spielern untereinander in die 3. Halbzeit. Dies passte ganz zur turbulenten Schlussphase, in der die sportliche Fairness und Objektivität nur eine Nebenrolle spielte.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2014 11:46 Uhr