Von Matthias Ley
Gerd Schimmer hat den Durchblick und belässt Toyin Ogunjimi zunächst auf der Bank. Der weit gereiste (unter anderem Eintracht Bamberg, Memmelsdorf, Buckenhofen), robuste Edeltechniker bekommt eine kleine Verschnaufpause. Zwei ambitionierte Teams treffen aufeinander und es geschieht zuerst wenig bis gar nichts. Defensive Bamberger kontra nicht in die Partie kommende Abtswinder. Beide Seiten agieren hypernervös. Filigrane Fehlpässe wechseln sich ab mit rustikalem Einsteigen, oder noch vorher ein weiter Pass ans gegenüberliegende Weltenende. Im Laufduell um die goldene Pille bugsiert Max Häßler seinen Gegenspieler auf die Grundlinienbande. Einige wenige Minuten noch hält Albert Fischer durch und muss dann doch ausgewechselt werden.
Überhart, hoch und weit, Gehakel am Rande des Erbrechens. Ein überraschender Plot, wenn man sich im Hinterkopf behält, zu welchen spielerischen Mitteln die Sportler fähig sind. Von gelegentlichen Torabschlüssen aus der zweiten, manchmal sogar dritten Reihe, notieren wir lediglich eine gefährliche Szene in 45 Minuten. Ein Abtswinder Eckball flitzte ins Getümmel um den Bamberger Fünfmeterraum. Sebastian Otto erreichte den Ball und köpfte aus kurzer Entfernung direkt in die Mitte. Bambergs Keeper Matthias Kühhorn reagierte – das Wort unmenschlich ist hier durchaus angebracht. Sensationeller Sport, ein sahniger Hingucker in Zeiten von Flatscreen und Slow-Motion. Zum offensiv Gezeigten gehören noch einige seltene TSV-Freistöße. Hier wechselten sich mehrere Protagonisten schiedlich ab. Mal Jörg Otto, dann Sven Gibfried, auch mal Sebastian Otto. Blos keine Kontinuität hineinbringen. Auf der anderen Seite verpasste Tobias Reißer (der Kerl mit dem Dreierpack gegen den FC Kahl) per Seitfallzieher an der schwierig auszuführenden Technik des gemeinen, eingesprungenen Seitfallziehers. Ein anderes Mal zirkelte Tobias einen Freistoß um die Mauer, mehrmals die Grasnabe berührend in die Fänge von Irnes Husic. Ansonsten gab es keinerlei gehobene Fußballkost. Veggy-Day, wie der grüne Veganer sagt. Unsere geschätzten Liberalen entgegnen, lasst sie doch selbst bestimmen. Auf die Gesprächsessenz aus der heutigen Halbzeitpause reduziert möchte man zurufen: Wozu Zwang. Lasst laufen, Männer!
Gleich mal vorne weg: Die zweiten 45 Minuten entschädigten für vieles. Es blieb weiter äußerst körperbetont. Nur zog jetzt die Heimelf ihr schnelles offensives Spiel auf. Von unnötigen Nicklichkeiten unbeeindruckt brannte es gleich lichterloh im Don Bosco-Strafraum. Ex-Bamberger Jürgen Endres passte in die Zentrale. Jörg Otto lupfet weiter in den Lauf von Pascal Kamolz und von hinten legte sich ein Verteidiger auf den Stürmer. Eine glasklare Sache: Kein Elfer. Wie bitte, keiner? Der Schiedsrichter entschied umgehend auf Weiterspielen. Eine Minute später führte der TSV einen Freistoß an der Strafraumkante schnell aus. Kurzer Pass auf den von hinten heranrauschenden Außenverteidiger Daniel Hey. Kurz nach dem satten Torabschluss zog ihm Johannes Jessen die Beine nach hinten. In dieser Situation entschied der Unparteiische auf Strafstoß. Vom Punkt weg verlud Jörg Otto Bambergs Schlussmann und traf zum vielumjubelten 1:0. Kurz darauf flankte Michael Seuling scharf rein. Am kurzen Pfosten postiert, köpe Sebastian Otto knapp neben das Gehäuse. Abtswind war dran, machte Druck. Tobias Werner auf Sven Gibfried, weiter auf Jürgen Endres, raus auf Boby, Doppel mit Jörg Otto und hinein ins zentrale Gemüse. Pascal Kamolz hatte ein wenig Platz und nutzt ediesen technisch geschickt. Abtswinds Stürmer ließ seinen Verteidiger aussteigen und wuchtete den Ball im Fallen wuchtig in die Maschen.
Bamberg war angeschlagen, jedoch noch nicht besiegt. Das besorgte man schon schön selbst. Vorhang auf und Auftritt Abtswinds Youngsters. Linke Angriffsseite, schattige Bedingungen, lautstark kommentiert von der Zuschauerbande. Michael Herrmann trat wuchtig an. Öffnender Doppelpass mit Michael Seuling und die Bahn für „Hörmi“ war frei. Losgelöst von vielen Zwängen der kluge Pass vors Tor, nicht auf den gedeckten Pascal Kamolz, nein, auf sein Pendant, Sebastian Otto. Der gewiefte Stürmer ließ sich unglaublich viel Zeit und schob die Pille dann gegen die Laufrichtung des Keepers aufs Tor. Noch leicht aufgehalten kullerte der Ball zum 3:0 ins Netz.
Kommen wir zum heutigen Knackpunkt der Partie. So gefühlt um die 70. Minute herum geschieht einiges in schneller, brisanter Folge. Zunächst traf Nicolas Wunder aus gut 18 Metern Tordistanz zum 1:3 aus seiner Sicht. Mit diesem Tor im Rücken, die dritte Luft atmend, drängte die gesamte Gästeelf nach vorne und fing sich postwendend einen schnellen Konter ein. Aus der Bedrängnis heraus flankte Sven Gibfried weit auf Pascal Kamolz. Das Schlitzohr ließ Johannes Jessen ins Leere laufen und der Bamberger revanchierte sich mit einer klassischen Notbremse. Die Entscheidung. Zu zehnt versuchten die Gäste noch einmal alles, warfen ihre heute limitierten offensiven Mittel in die Waagschale. Aber wenn der Wurm einmal drin ist – oder auch gleich drei Würmchen – dann rennt man oft vergebens. Ein weiter Freistoß segelte in den Abtswinder Strafraum. Überhastet faustete Irnes Husic die Pille zu kurz und wurde prompt überlupft. Der Ball landete im Fangnetz. Den Gästen gelang einfach wenig. Fünf Minuten vor Schluss fingen sie sich ein weiteres Ding ein. Dann war Feierabend, auf Uli´s Terrasse, in sanfter Brise mit dem Bierchen in der Hand ein Genuss für Groß und Klein.
Abtswind siegte verdient. Mehr ins Spielerische investiert, offensiv einfach durchschlagender, cleverer, gleichzeitig schlecht auszurechnen. Denn wer sich mit dem Don anlegt, braucht schon gute Argumente. Obwohl Ansätze zu konstruktivem Spielaufbau vorhanden waren, müssen sich die Gäste die interessierte Nachfrage gefallen lassen, warum sie über weite Strecken lediglich auf Zerstören aus waren. Erst nach dem Anschlusstreffer wurde mehr gewagt. Doch da war es bereits zu spät. Vom Galaauftritt wie beim 3:0 gegen den damaligen Tabellenführer FC Viktoria Kahl war beim Don nicht mehr viel übrig geblieben.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2013 20:27 Uhr