Turbulente Tage liegen hinter den Grabfeld-Galliern: Erst verunglückte am Sonntag ein Auto mit vier Spielern der dritten Mannschaft – einer der Insassen starb. Tags darauf erklärte TSV-Cheftrainer Dominik Schönhofer überraschend seinen Rücktritt. Unterschiedliche Beurteilungen der sportlichen Situation sollen den Ausschlag gegeben haben. So übernahm übergangsweise Udo Eckert das Zepter bei den Grünweißen, die sich jüngst im Aufwind befanden. Lediglich die Niederlage gegen Gebenbach passte nicht ins Bild. Diese Scharte galt es nun bei der heimstarken Kickers-U23 auszumerzen. Erst ein Spiel verloren die Kicker von Trainer Christian Demirtas im Sportpark Sieboldshöhe. Nur auswärts drückt der Schuh, wie auch zuletzt in Hof wieder zu sehen war. Zudem musste der frühere Mainzer Profi auf Abwehrchef Ali Koller war, der kurzfristig wegen Fieber passen musste. Und auch das Kapitänsduo stand nicht in der Anfangsformation. Während Moritz Lotzen auf der Bank Platz nahm, fiel Janis Häuser verletzungsbedingt aus. Auf Seiten der Gallier ersetzte Lennard Seufert Ronny Mangold in der Innenverteidigung.
Gerade noch pflückt TSV-Schlussmann Marcel Wehr das Leder aus der Luft vor den einköpfbereiten Würzburgern Pascal Jeni und Dominik Meisel (re.).
Alexander Rausch
Die Gäste wirkten von der ersten Minute an sehr präsent und ließen die kleinen Rothosen kaum Räume, um ihr gefährliches Kombinationsspiel aufzuziehen. Und als der agile Ioannis Kiakos dann doch zum Abschluss kam, war Marcel Hölderle zur Stelle und blockte den Schuss (10.). Doch nicht nur defensiv waren die Grabfeld-Gallier hellwach, auch offensiv setzten sie Akzente. Und wie: Nach einer Ecke brachten die Gastgeber den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Manuel Leicht zog von der Strafraumkante ab und das Leder landete über Umwege vor den Füßen Shaban Rugovajs, der aus drei Metern einschoss. Noch nicht erholt vom frühen Rückstand kassierten die Kickers gleich den nächsten Nackenschlag. Diesmal bediente Rugovaj von links Dominik Zehe, der aus acht Metern FWK-Schlussmann Jan Nirsberger keine Chance ließ. Keine Viertelstunde war gespielt und die Gäste hatten ein deutliches Statement abgegeben. Zwar kamen die Rothosen in der Folge besser in die Partie, zwingende Aktionen blieben jedoch aus. Diese hatten hingegen die Großbardorfer: Der kaum zu stoppende Rugovaj schoss knapp vorbei (17.), ebenso wie wenig später Sturmtank Benedikt Floth (24.). Spätestens als Rugovaj alleine auf weiter Flur noch noch Jan Nirsberger vor sich hatte, hätte die Vorentscheidung fallen müssen. Doch anstatt abzuschließen wollte er den mitgelaufenen Maximilian Mosandl bedienen, so dass Josef Burghard gerade noch klären konnte (27.). Glück für die Heimelf, die erst nach einer halben Stunde erstmals gefährlich vor dem TSV-Gehäuse auftauchte: Leonard Langhans setzte sich gegen Manuel Leicht durch, scheiterte aber an Großbardorfs Schlussmann Marcel Wehr, der sich im Nachfassen gerade noch das Leder vor Pascal Jeni schnappte. Wehr war es wenig später auch, der mit einem langen Freistoß den plötzlich freien Björn Schönwiesner fand, doch Nicolay Kutzop blockt im letzten Moment, wie kurz darauf auch gegen Benedikt Floth. Die Grabfeld-Gallier blieben, auch wenn die Würzburger mittlerweile leichte Feldvorteile hatten, das gefährlichere Team. Zur Pause blieb es jedoch beim verdienten 2:0-Vorsprung, den Dominik Meisel mit dem Halbzeitpfiff auch nicht mehr verkürzen konnte. Sein Kopfball geriet zu zentral und war somit kein Problem für den guten Marcel Wehr im Großbardorfer Gehäuse.
Würzburgs Nico Wagner setzt Großbardorfs Benedikt Floth unter Druck.
Alexander Rausch
Hatte sich die Demirtas-Elf bereits Ende des ersten Durchgangs ein spielerisches Übergewicht erarbeitet, sollte das auch nach dem Seitenwechsel so bleiben – mit dem Unterschied, dass sich nun auch die Möglichkeiten häuften. So rückte TSV-Schlussmann Marcel Wehr immer mehr in den Mittelpunkt. Zunächst klärte er gegen Ionnis Kiakos mit einer Hand, Sekunden später fing er einen Schmitt-Pass auf den gestarteten Pascal Jeni sicher ab (50.). Bei Dominik Meisels Kopfball musste er nicht eingreifen (54.), ebenso wenig wie Dennis Schmitt und Josef Burghard in Strafraumnähe frei zum Abschluss kamen, aber knapp vorbei zielten (60.). Die Kickers waren nun drückend überlegen, verpassten es aber, ihre Dominanz auch auf die Anzeigetafel zu bringen. Nach einer guten Stunde verlor das FWK-Angriffsspiel etwas an Schwung und die Gäste schafften, sich wieder zu befreien und hatten prompt die Riesenmöglichkeit zur Entscheidung: Wieder stand Floth blank, scheiterte aber an Nirsberger. Den Nachschuss setzte Rugovaj ans Außennetz (71.). Diese Nachlässigkeit hätte sich fast gerächt. Denn Leonard Langhans brachte seine Farben per fulminantem Schrägschuss zurück in die Partie, die Ioannis Kiakos wenig später beinahe gänzlich egalisiert hätte. Doch sein Kopfball sprang vom Innenpfosten zurück ins Feld und Wehrs Arme (80.). Einige hatten sogar schon den Jubelschrei auf den Lippen. So blieb den Gastgebern der Lohn für eine engagierte Leistung versagt. Als die Kickers dann alles auf eine Karte setzten, hätte Rugovaj in der Schlussphase das Ergebnis sogar noch deutlicher gestalten können. Allerdings schoss der Angreifer erst knapp vorbei, ehe erneut Nirsberger bravourös hielt (86.).
Akrobatisch versucht Großbardorfs Ronny Mangold den Ball zu holen. Doch Würzburgs Ferdinand Seifert stellt sich geschickt in den Weg.
Alexander Rausch
Letztlich blieb beim schmeichelhaften Sieg der Grabfeld-Gallier, der aber aufgrund der Mehrzahl an guten Tormöglichkeiten aber auch nicht gänzlich unverdient war. Damit hatten die Grünweißen eine turbulente Woche doch noch positiv zu Ende gebracht, während die Gastgeber einmal mehr mit ihrer mangelhaften Chancenverwertung haderten, waren sie doch über weite Strecken das spielerisch überlegene Team.
Spielbericht eingestellt am 06.11.2017 00:10 Uhr