Dabei sprach angesichts der Tabellenkonstellation alles für einen ungefährdeten Heimsieg der Hofer Bayern. Daran bestand eigentlich überhaupt kein Zweifel. Denn die Gäste hatten in der Fremde bis dahin noch keine Bäuem ausgerissen. Zudem fehlten VfL-Coach Steffen Braungardt weiter wichtige Stammkräfte: Schmidt, Wagner, McCullough und Autsch waren weiter nicht mit dabei. "Leicht wird es für uns sowieso nicht. Egal ob Hof jetzt nach der Eichstätt-Pleite mehr oder weniger unter Druck ist", so der Gästecoach. Einen Matchplan hatte der Gästecoach dennoch: Die Hofer nicht ins Rollen kommen lassen. "Wir müssen verhindern, dass die Hofer als Spitzenmannschaft auftreten können", hatte sich Steffen Braungardt vorgenommen. Wille und Laufbereitschaft sollten dabei den Ausschlag geben. Klar war für ihn aber dennoch: "Hof ist klarer Favorit!". Auch wenn die Frohnlacher Elf jüngst gegen Eltersdorf Selbstvertrauen tanken konnte. Schon im Vorfeld warnte auch Miloslav Janovsky: "Aber auch das Spiel muss erst einmal gespielt werden". Von einem Selbstläufer wollte der Hofer Coach daher nichts wissen. Auch die Aufstellung spiegelte dies wieder: Krauß, Thierauf und Sturm standen wieder in der Startelf. Janovsky schickte seine beste Elf auf das Feld. Den Gästen gingen dagegen schon vor der Partie die Spieler aus: Christian Peetz musste nach dem Aufwärmen passen. Für ihn begann Alexander Eckert in der Innenverteidigung.
Vorbereiter zum Hofer Führungstreffer: Harald Fleischer. Dennoch blieben viele seiner Flanken ohne Abnehmer.
Thomas Nietner
Schon in den Anfangsminuten vermittelten die Gäste nicht unbedingt den Eindruck, dass es die Hofer Bayern mit einem Team aus dem Tabellenkeller zu tun hatten. An der Stelle, wo Eltersdorf vor zwei Wochen noch gehörig unter die Räder gekommen war, gestaltete die Braungardt-Elf die Anfangsphase überraschend ausgeglichen und bremste die offensiven Hofer erst einmal aus. Die Abwehr um die Innenverteidiger Alles und Eckert stand sicher. Das Spiel der Gastgeber war bis dahin aber auch leicht zu durchschauen. Denn anstatt Ruhe zu bewahren - so wie es zuvor Janovsky seiner Elf mit auf dem Weg gegeben hatte - versuchte es die Heimelf oft mit weiten Bällen auf den Flügeln. Doch hier waren die Gäste besonders aufmerksam und ließen gegen Krauß und Co. nichts anbrennen. In der Anfangsphase ging bei den Gastgebern daher nicht viel. Das änderte sich auch nach der frühen Auswechslung von Sinan Bulat nicht. Ein weiterer Rückschlag für die Frohnlacher, die sich davon aber unbeeindruckt zeigte und weiter an ihrem Schema festhielt. Die Taktik von Steffen Braungardt schien aufzugehen. Gegen zwei gut verschiebende Ketten mit "Staubsauger" Philipp Beetz davor kamen die Hausherren erst nach zwanzig Spielminuten zum ersten gefährlichen Ansatz durch Maximilian Krauß. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Platzherren langsam unruhig. Denn auch sie merkten, dass es nicht wie gewünscht lief. Dies verleitete die Gäste dagegen, selbst nach vorne aktiv zu werden. Die Braungardt-Elf kam zu ersten Kontersituationen. Hartmann und Knie waren aber offenbar so von der freien Schussbahn überrascht, dass sie nach gut 25. Spielminuten die erste dicke Möglichkeit ungenutzt ließen. Das bestraften die Hofer Bayern nach einer Flanke von Harald Fleischer. Denn Martin Holek kam seinen Ruf als Torjäger einmal mehr nach und netzte aus der Nahdistanz ein. Die Führung für die Hofer Bayern, die ihnen aber nicht die notwendige Sicherheit verlieh. Denn auch wenn Maximilian Krauß auf der linken Seite endlich auf Betriebstemperatur kam, war es nicht zu übersehen, dass die Janovsky-Elf weiter Sand im Getriebe hatte. Der Matchplan von Steffen Braungardt ging offenbar auf. Solange die Gastgeber das zweite Tor nicht nachlegen würden, war seine Elf weiter im Spiel. Und die Hofer taten den Gästen den Gefallen. Miloslav Janovsky schwante in der Halbzeitpause bereits Böses. Er warnte seine Elf vor dem vermeintlich sicheren 1:0.
Tomas Sturm mit einer der wenigen Situationen, in denen er vor VfL-Verteidiger Daniel Alles zum Abschluss kam.
Thomas Nietner
War sich die Hofer Elf nach der Halbzeit angesichts der Führung schon zu sicher? Jedenfalls fehlte der Elan der letzten Spiele auch weiterhin. Vor allem die rechte Seite mit Tomas Sturm und Florian Thierauf ließ den gewohnten Offensivdrang vermissen. Der wäre jedoch bitter nötig gewesen, denn so langsam aber sicher kamen die Gäste immer mehr auf, während das Hofer Spiel weiter krankte. So überraschte es auch nicht wirklich, als der Ball nach 57. Spielminuten im Tor der Heimelf zappelte. Das wie dagegen schon: Denn mit einem sehenswerten Sonntagsschuss in den Torwinkel sorgte Yannik Teuchert für den Ausgleich. Und das mit seinem schwächeren linken Fuß! Die Hofer Abwehr half dabei kräftig mit, nachdem sie zuvor zweimal den Ball nicht aus der Gefahrenzone befördern konnte und dem Torschützen das Leder genau vor die Füße spielte. Spätestens jetzt war die Verunsicherung der Hausherren spürbar. Bloß keinen weiteren Punkte liegen lassen. Doch auf der anderen Seite fand man gegen die starke VfL-Hintermannschaft kein Rezept. Daran änderte auch nichts, dass die Angriffe nun mit mehr Wut im Bauch gefahren wurden. Die Stimmung auf der Grünen Au kippte, die Zuschauer wurden unruhig, da die Hofer Bayern weiter nicht zu Torchancen kamen. Auch der Doppelwechsel von Janovsky verpuffte wirkungslos. Es kam in der Schlussphase aber noch viel schlimmer für die Gelb-Schwarzen: Kevin Hartmann zog in der 78. Spielminute auf der linken Seite auf und davon und netzte mit Hilfe des Innenpfostens zur überraschenden 2:1-Führung der Gäste ein. Die Sensation lag in der Luft. Die Folge: Panik bei den Hausherren. Trotz aller Versuche konnten die Saalestädter die Partie nicht mehr drehen. Die Sensation war perfekt: Frohnlach gewinnt gegen ausgelaugte und letztendlich enttäuschende Hofer das Oberfranken-Derby!
Der verletzte VfL-Kapitän Sinan Bulat war sich nach dem Überraschungscoup jedenfalls sicher: "So steigen wir nicht ab." Sollten die Frohnlacher die in Hof gezeigte Leistung wiederholen können, dürfte der Spielführer Recht behalten. Der Abstiegskampf ist für die Braungardt-Elf jedenfalls wieder offen, nachdem man noch vor einigen Wochen die rote Laterne hatte. In Hof saß dagegen der Schock tief. Binnen vier Tagen hat sich die Lage an der Tabellenspitze durch die zwei Heimpleiten rapide verschlechtert. Als Tabellenfünfter ist Eichstätt bereits fünf Punkte enteilt. Auch Seligenporten kann noch nachziehen. Einziger Wehrmutstropfen: Auch Weiden und Großbardorf ließen jeweils Federn. Miloslav Janovsky wollte daher noch nicht vom Ende aller Träume reden. Gestiegen sind die Chancen der Hofer Bayern allerdings durch die Heimpleite nicht.
Spielbericht eingestellt am 16.04.2016 20:09 Uhr