Beim Gastspiel der kleinen Bayern kamen Erinnerungen an den fulminanten 4:0-Sieg der Altstädter vor eineinhalb Jahren auf, als die damalige Rost-Elf im Meisterschaftsrennen vor 10.000 Zuschauern einfach überrannten. Auch wenn die Bayreuther erneut zahlreiche Besucher gegen den Unterbau des deutschen Rekordmeisters erwarteten, hat sich inzwischen viel geändert. Die Gäste aus der Landeshauptstadt legten mit nur zwei Zählern in vor Spielen einen Fehlstart hin und auch bei der neuformierten Elf von Marek Mintal war noch viel Sand im Getriebe. Der 2:1-Pokalsieg beim Landesligisten SpVgg Weiden unter der Woche durch einen späten Treffer war hart erkämpft und auch die anderen Auftritte waren eher solide, gaben aber keinen Anlass zu großer Euphorie. Insofern konnten die Gelbschwarzen vor großer Kulisse Werbung in eigener Sache betreiben, waren aber gewarnt, weil die Münchner über herausragende Talente in den eigenen Reihen verfügen, die teilweise noch nicht eingesetzt wurden, weil sie im Profikader reinschnuppern durften.
David Ismail (in gelb) kommt nicht ganz an die Flanke ran.
Hans-Jürgen Wunder
Der Bayreuther Trainer Marek Mintal hatte bereits in den vergangenen Partien den schwachen Beginn seiner Mannschaft kritisiert, aber seine Worte fruchteten nicht. Die Münchner stellten ihre technischen und spielerischen Fähigkeiten früh unter Beweis und die Altstädter kamen nicht in die Zweikämpfe. Zunächst ohne Folgen, denn auch der Freistoß von Arijon Ibrahimovic auf der rechten Seite fand keinen Abnehmer und versandete. Doch Bayreuth agierte nach vorne unkonzentriert und fahrig und gab schnell die Bälle ab. Die Führung der Bayern wurde dann fast schulbuchmäßig herausgespielt. Beim Konter über links kam kein Bayreuther so richtig in den Zweikampf und Lovro Zvoranek musste nach Querpass letztlich nur noch einschieben. Fast im Gegenzug dann der Ausgleich, als Fabio Pirner gefühlvoll flankte, aber Kollege Daniel Haubner beim Kopfball zu hoch ansetzte. Aber die Münchner verwalteten den Vorsprung keineswegs, sondern spielten mutig nach vorne und SpVgg-Keeper Luca Petzold musste gegen Gästestürmer Copado Kopf und Kragen riskieren, um den zweiten Treffer zu verhindern. Wenig später hatte seine Mannschaft einen Mann mehr auf den Platz, denn Gästeverteidiger Lovro Zvonarek attackierte den Bayreuther Strumführer Jann George wiederholt überhart und sah die Ampelkarte. Aber Bayreuth konnte die Überzahl nicht nutzen. Im Gegenteil. Paul Wanner, der schon bei den Profis reingeschnuppert hatte, brachte sein Talent in Erinnerung und vollstreckte zum 0:2 (38.) ins lange Eck. "Nach dem Platzverweis musst du zumindest mit einem Tor Rückstand in die Pause gehen", ärgerte sich der Bayreuther Geschäftsführer Jörg Schmalfuß.
Mit dem verwandelten Strafstoß von Jann George kam bei der Altstadt die Hoffnung zurück.
Hans-Jürgen Wunder
Zunächst blieb der große Ansturm der Altstädter im zweiten Abschnitt aus, um zumindest den Anschlusstreffer zu schaffen. Zu viele, mitunter leichte Fehler im Spielaufbau verhinderten, dass sich die Altstädter in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnten - abgesehen von der fehlenden Zweikampfstärke, dem mangelnden Tempo und der nicht vorhandenen Präzision. Damit machten es die Gastgeber der aufmerksamen Bayern-Abwehr zu einfach und Angelo Brückner hätte bereits für die Vorentscheidung sorgen können, scheiterte aber erneut am starken Bayreuther Keeper. Etwas unverhofft dann der Anschlusstreffer, als der eingewechselte Vincent Ketzer im Strafraum regelwidrig attackiert wurde. Jann George verwandelte sicher zum 1:2 (61.) und nun stieg der Lärm-Pegel im Hans-Walter-Wild-Stadion merklich. Ein Ruck ging trotzdem nicht durch die einheimische Mannschaft, die - so schien es - wollte, aber nicht konnte. "Wir hatten leider nicht die Torchancen, die wir uns gewünscht hätten", räumte auch Flügelmann Fabio Pirner ein. Zwar probierte es Verteidiger Jonas Kehl volley und auch die Kopfbälle von Jakub Mintal und Edwin Schwarz waren nicht ungefährlich. Letztlich waren die Aktionen aber nicht zwingend genug, so dass die Münchner ihren ersten Sieg landeten, während sich die Altstädter mit der knappen Niedertlage anfreunden mussten.
Licht und Schatten: Vincent Ketzer (in gelb) bleibt hängen.
Hans-Jürgen Wunder
Dass die Altstädter gleich eine Spitzenmannschaft in die Regionalliga-Saison schicken könnten, war mehr Wunschtraum als Realität. Gerade bei der Überzahlsituation war deutlich, dass die Mechanismen noch nicht ineinander greifen. Das wird jetzt Aufgabe des Trainerteams um Marek Mintal sein, das zunächst versuchen dürfte, die nötigen Zähler zu holen, um Luft nach hinten zu haben. Auch wenn die Niederlage kein Beinbruch ist, war sie zumindest ein Euphoriekiller.
Spielbericht eingestellt am 19.08.2023 00:33 Uhr