"Wir haben das letzte Spiel unglücklich verloren. Im Großen und Ganzen war es kein schlechtes Spiel von uns“, blickte Cheftrainer Timo Wenzel vor dem Nordfrankenderby auf die jüngste Pleite gegen Nürnberg zurück. Die Alarmglocken schrillten deswegen noch lange nicht bei ihm. „Wir haben in unserem letzten Auswärtsspiel eine super Leistung gezeigt und haben 3:0 gewonnen. Nach dem Spiel entstand der Eindruck, als wäre es ganz normal, wenn wir gewinnen. Und wenn wir dann mal verlieren, fällt alles zusammen im Umfeld. Ich finde das sehr schade", wollte sich Timo Wenzel im Vorfeld nicht beirren lassen. Jene Unruhe hatten die Altstädter auf der anderen Seite bereits hinter sich. Nach der Partie gegen Rain/Lech gab der SpVgg-Coach Drittligist Jena schließlich einen Korb. Damit war ein Trainerwechsel auf der Jakobshöhe vom Tisch, die Gelb-Schwarzen atmeten durch und der Fokus lag damit wieder auf dem Geschehen auf dem Spielfeld. Von der Entscheidung des Trainer erhofften sich die Hausherren vor dem Topspiel nochmals einen Schub. Mit einem Sieg konnten die Altstädter bis auf fünf Zähler an die Schnüdel heranrücken können. Allerdings sind die Schweinfurter nicht gerade der Lieblingsgegner der Gelb-Schwarzen. Die Bilanz sprachim Vorfeld klar für die Unterfranken. Bis auf den gesperrten Edwin Schwarz und den verletzten Johannes Golla konnte Timo Rost immerhin fast aus dem Vollen schöpfen. Seine Startformation änderte er im Verlgeich zur Vorwoche auf zwei Positionen: Anton Makarenko und der zuletzt erkrankte Chris Wolf rutschten für Marcel Schiller und Christoph Fenninger in der Startelf. Mit Philip Messingschlager, Christopher Kracun und Alexander Piller stand so das ehemalige Schnüdel-Trio von Beginn an gegen die alten Teamkollegen auf dem Spielfeld. Die Gäste rotierten dagegen weitaus umfangreicher. Nach der Pleite gegen den Club änderte Timo Wenzel seine Startelf auf vier Positionen: Lo Scrudato, Manu, Kleineheismann und Maderer durften im Vergleich zur Vorwoche von Beginn an ran.
Voller Einsatz: Philip Messingerschlager (gelb) zieht gegen Gianluca Lo Scrudato nicht zurück.
Thomas Nietner
Beide Mannschaften ließen es aber zunächst überschaubar angehen und verzichteten auf das oftmals praktizierte frühe Angriffspressing. So ging aus dem Spiel heraus auf beiden Seiten zunächst wenig. Erst ein Standard brachte nach einer Viertelstunde erstmals Torgefahr: Ausgerechnet der Ex-Schnüdel Christopher Kracun knallte einen Freistoß an die Querlatte des Gästetors. In der Folge schenkten die Altstädter den Gästen kaum einen Ball, so dass die Schnüdel weitgehend harmlos blieben. "Bayreuth war von Beginn an da, hat die Zweikämpfe gewonnen und eine super Mentalität gezeigt", sah Gästecoach Timo Wenzel die Hausherren zu jenem Zeitpunkt bereits im Vorteil. Die Wenzel-Elf verirrte sich dagegeb so nur selten in den Altstädter Strafraum und wurde im ersten Abschnitt nur selten den eigenen Ambitionen gerecht. "Wir haben kein Mittel gefunden. Wir alles vermissen lassen", macht der Gästetrainer aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Jene Passivität bestraften die Altstädter Mitte der ersten Halbzeit mit der Führung - und wieder war es ein Standard, der vorausging. Patrick Weimar zirkelte den Ball auf den zweiten Pfosten, wo Teamkollege Tobias Weber den Ball über die Torlinie stocherte. Es lief somit nach Plan für die Hausherren, ehe der Schiedsrichter kurz nach der Führung Patrick Weimer mit der Ampelkarte frühzeitig vom Platz schickte. "Das war kein gelbwürdiges Foul", haderte Timo Rost, der in der Folge ebenfals auf die Tribüne musste. Hier rächte sich die frühe Verwarnung des Bayreuther Linksverteidigers in der ersten Minute wegen Trikotziehen. Fortan mussten die Gelb-Schwarzen somit in Unterzahl ran. Marcel Schiller rutschte in der Folge nach links hinten. Die Altstädter Deckung stand aber dennoch weiterhin sicher. Beim Tabellenzweiten lief es auch mit einem Mann mehr nicht. "Bayreuth spielt in Unterzahl besser als wir. Wir haben das aber auch dumm gemacht und früh im Spiel lange Bälle gespielt", stimmt Gästeverteidiger Lukas Billick dem zu.
Nach einem Freistoß segelt Steffen Eder (gelb) nur knapp am Ball vorbei.
Thomas Nietner
Wie effektiv die Altstädter aber vor der Kiste sein können, zeigten sie im zweiten Abschnitt. Mit einem Doppelschlag stellten die Gelb-Schwarzen vorzeitig auf Sieg. Ivan Knezevic nutzte dabei nach einem Kolbe-Abschlag einen Blackout in der Schnüdel-Abwehr ebenso eiskalt aus wie Steffen Eder seine Freiheiten vor dem Gästetor, nachdem Sascha Marinkovic für den Verteidiger excellent durchgesteckt hatte. "Die Tore, die wir in den letzten Wochen nicht gemacht haben, haben wir uns offenbar für das Spiel aufgehoben", schmunzelte SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe. Durch den Doppelschlag zogen die Hausherren den Gästen frühzeitig den Zahn. Die Schnüdel präsentierten sich in der Folge weiter ohne richtigen Matchplan und bissen sich selbst an der mittlerweile auf zwei Positionen umgestellten Altstädter-Deckung die Zähne aus. Während die Gebl-Schwarzen - getragen von der Führung - weiter verbissen um jeden Ball kämpften, jagten die Gäste fast symptomatisch den einen oder anderen Ball in den wolkenlosen Himmel. So konnten die Altstädter Fans bereits eine halbe Stunde vor dem Spiel siegessicher die erste Siegesgesänge anstimmen. Schweinfurt fand weiter nicht das richtige Rezept. " Auch in der zweiten Hälfte waren wir nicht zwingend genug", haderte Lukas Billick. Vielmehr hatten die Gelb-Schwarzen in der Folge immer wieder Kontermöglichkeiten. Erst in der Schlussphase wurden die Schnüdel torgefährlicher. Florian Pieper verkürzte nach einem schönen Drehschuss noch auf 1:3, eher der Angreifer nur kurz darauf per Kopf die Querllatte anvisierte. Die Schlussoffensive kam jedoch zu spät. Die Altstädter verteidigten die drei Punkte bis zum Schlusspfiff mit viel Leidenschaft.
Alexander Piller (gelb) gewinnt das Laufduell gegen Lukas Billick.
Thomas Nietner
Letztendlich blieben die Gäste weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. "Ich bin enttäuscht. Wir haben alles vermissen lassen", redete Timo Wenzel auch gar nicht um den heißen Brei herum. "Wenn wir so gegen Türkgücü spielen, bekommen wir fünf Stück", sprach er anschließend vom schlechtesten Auftritt seiner Elf. Bezeichnend war hierbei, dass sich die Schnüdel über 90 Minuten trotz einstündiger Überzahl kaum Torchancen herausspielen konnten und erst mit dem Anschlusstreffer von Pieper Torgefahr ausstrahlten. Den Biss, den die Hausherren an den Tag legten, ging den Gästen weitgehend ab. Der war jedoch am Ende spielentcheidend. "Wahnsinn, was wir gerannt sind", zog auch SpVgg-Kapitän Anton Makarenko nach dem Spiel den Hut vor der kämpferischen Leistung seiner Teamkollegen. So war den aggressiveren Altstädtern nicht beizukommen, auch wenn den Gästen noch der 1:3-Anschlusstreffer gelang. "Was die Mannschaft 60 Minuten in Unterzahl gegen einen topbesetzten Gegner abgeliefert hat, macht mich stolz", strahlte auch Timo Rost. Die drei Punkte hatten sich die Altstädter verdient.
Spielbericht eingestellt am 12.10.2019 20:37 Uhr