Christian Mack wehrte jeweils glänzend den Ball ab. Und trotzdem wurde der Keeper des TSV Aubstadt, der ja eigentlich seine Karriere schon beendet hat und nur noch im Kasten steht, weil André Koob an der Schulter verletzt ist, nicht unbedingt zum Matchwinner in diesem Duell der Unterfranken zwischen Dorf und Stadt. Das lag daran, weil die Grabfelder selbst vier Mal trafen in einer Partie, deren Ausgang so niemand erwartet hätte.
Aubstadts Timo Pitter tanzt kurz vor dem 1:0 Aschaffenburgs Hamza Boutakhrit aus.
Michael Horling
Noch unter der Woche kassierte Aubstadt seine 0:4-Packung beim SV Schalding-Heining, während Aschaffenburg gewinnen konnte gegen Eichstätter, die zuvor wiederum gegen Schalding mit 7:0 und nun gegen Garching mit 5:0 siegten. Da muss man natürlich nicht fragen, wer im Schulstadion als Favorit in die Partie ging. Die Gäste, im Stadionheft als "Team aus dem Münchner Umland" angekündigt (weil man versehentlich den Text der ersten Heimpartie gegen Heimstetten nicht austauschte), legten dann auch mal los wie die Feuerwehr. "Wir hatten Hundertprozentige zum 0:1", weiß Trainer Jochen Seitz, "aber nach zehn Minuten haben wir die Partie komplett aus der Hand gegeben und wurden drei Mal ausgekontert." In der Tat. Wobei Aubstadt viel effektiver spielte als am Samstag zuvor. "Wir brauchten nicht sechs Chancen für ein Tor. Die ersten zwei waren drin", so Coach Joseph Francic. Wobei Mike Dellingers Kopfball schon vor Ingo Fesers Traumschuss zum 1:0 die Führung hätte bedeuten können. Zwei Minuten nach dem ersten Einschlag folgte der zweite, als Keeper Kevin Birk nicht ganz so glücklich aussah bei Martin Thomanns Schuss ins kurze Eck. Sieben Minuten vor der Pause passte Ben Müller auf Timo Pitter, dessen Flanke fand den nun vollendenden Dellinger. Die Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Es stand 3:0. Wirklich! "Das 3:1 zur Pause war auch wirklich verdient", fand Seitz, der Egson Gashis Kopfball nach einer Ecke in der Nachspielzeit zum Anschlusstor natürlich als Vorlage nahm für die Ansprache in der Kabine. "Wenn wir gleich den Anschluss erzielen, dann ist noch was drin", wusste er da noch.
Ingo Feser und Timo Pitter bejubeln das 1:0 für Aubstadt.
Michael Horling
"Aschaffenburg ist charakterlich stark. Wenn das 3:2 passiert, dann traue ich denen noch den Ausgleich zu", bangte Francic in dieser Phase und machte dem Gegner extreme Komplimente. Die Anhänger der Gäste schossen sich so langsam (grundlos) auf den Unparteiischen ein. "Hast in Aubstadt eine Wohnung gemietet?", rief einer fragend auf das Feld. Immerhin bekam die Viktoria nach Christian Köttlers Foul an Daniel Meßner ja noch einen (versiebten) Strafstoß und traf zwei Minuten zuvor Björn Schnitzer zumindest die Latte. So wie in der 63. Minute auf der anderen Seite Daniel Leicht für die Hausherren, die in der 78. Minute alles klar machten, als der eingewechselte Christoph Schmidt wieder per Konter Martin Thomann bediente und der eiskalt abschloss. "Man darf sich nicht nur auf die Punkte zuhause verlassen", weiß Jochen Seitz nach je zwei Heimsiegen und zwei Auswärtsniederlagen für beide Teams, "man muss auch mal auswärts punkten, um die 40 Zähler zusammen zu kratzen. Das ist für Aubstadt möglich nach dem, was ich heute gesehen habe." Und auch Joseph Francic lobte nochmal. Einerseits seine spät gebrachten Spieler Philipp Kleinhenz und David Bauer, die am Dienstag die Reise nach Schalding mitmachten, ohne zum Einsatz zu kommen. "Sie wurden ab 11 Uhr durchgekocht, haben zuhause dann nach Mitternacht aus Frust bei McDonald´s gegessen und heute von der ersten Sekunde an alles gegeben!" Solche Leute und auch die aus privaten Gründen pausierenden Max Schebak und Michael Kraus (Letztgenannter heiratete) brauche man beim Abenteuer Regionalliga. Und auch die Aschaffenburger erwähnte Francic nochmal. Stärker als Schalding-Heining seien sie. Und wie sie gleich am Anfang über sechs Stationen die Doppelchance heraus kombinierten, "als wir nicht mal ein taktisches Foul machen konnten, das war schon überragend!" Wer weiß, wie die Partie geendet wäre, hätte Christian Mack nicht das 0:1 verhindert...
Aschaffenburgs Daniel Cheron kann sich gegen die zwei Aubstadter Dominik Grader und Christian Mack nicht durchsetzen.
Michael Horling
Der TSV Aubstadt würde zu gerne bei seiner dritten Auswärtsreise in der Regionalliga erstmals Zählbares mit nach Hause nehmen, was in Garching natürlich nicht einfach wird, weil die Nord-Münchner bereits in Bayreuth siegten und auch gegen Meisterschaftsanwärter Türkgücü München. Zuletzt freilich kassierten die eine 0:5-Packung in Eichstätt. "Da müssen die Jungs wieder um 5 Uhr aufstehen", betont Joseph Francic das Ungewohnte, an das man sich erst gewöhnen müsse. Auch nach Schalding-Heining sei man zwar rechtzeitig losgefahren. Doch bei brütender Hitze ist so eine lange Busreise halt etwas anderen als kurze Bayernliga-Ausflüge nach Würzburg oder Bamberg. Fakt ist, dass sich die Fans im Grabfeld schon jetzt auf das dritte Heimspiel am Samstag danach gegen den FC Memmingen freuen. Aschaffenburg hat es am kommenden Wochenende zunächst mit der stark gestarteten Spvgg Greuther Fürth 2 zu tun, macht sich dann auf die 420 Kilometer-Reise nach Burghausen. Vorher steht noch der Pokal auf dem Plan für beide: Aubstadt muss zum Würzburger FV, Aschaffenburg zum SV Rednitzhembach südlich von Nürnberg. Ab ins nächste Dorf...
Spielbericht eingestellt am 28.07.2019 12:10 Uhr