Auch wenn die Bayreuther zuletzt 13 Punkte aus fünf Spielen holte, konnte es in der Tabelle kaum enger zugehen. Zwischen dem letzten Platz und Rang acht lagen vor dem Kellerduell gegen Rosenheim gerade einmal sechs Punkte - dazwischen die Altstadt auf Platz elf. Nach einer unglücklichen 0:1-Pleite gegen Schalding-Heinig musste sich die Altstadt jedenfalls auf einen Gegner einstellen, der auf Wiedergutmachung aus ist. Die Gelb-Schwarzen waren jedenfalls gewarnt. "Wir wussten, dass die mit dem Rücken zur Wand stehen", unterstrich in diesem Zusammenhang SpVgg-Kapitän Anton Makarenko. Auch Trainer Timo Rost warnte seine zuletzt von Sieg zu Sieg eilende Elf noch einmal vor dem Gegner: "Wer Rosenheim nur als Außenseiter sieht, ist auf dem falschen Dampfer!" Nach dem Buchbach-Sieg war die Altstädter Brust aber breit. Schließlich lobte selbst der Buchbacher Coach Anton Bobenstetter die Altstädter aktuell als stärkste Mannschaft der Liga. Das hörte man auf der Jakobshöhe natürlich gerne nach dem desaströsen Saisonfehlstart. "Die Jungs machen das im Moment sehr ordentlich. Wir arbeiten defensiv gut und sind offensiv gefährlich. Dieses Niveau wollen wir festigen", wollte dies Timo Rost jedoch nur als einen weiteren Schritt verstanden wissen. Gegen Rosenheim waren die personellen Voraussetzungen hierfür günstig: So kehrte neben dem zuletzt gesperrten Edwin Schwarz auch Johannes Golla wieder in die Anfangself zurück. Eine Überraschung hatte der Ex-Fürther dann aber doch parat: Für Torjäger Shpetim Sulejmani begann Wirbelwind Marcel Schiller. "Gegen die groß gewachsenen Rosenheimer Defensive wollten wir es mit vielen wuseligen Spielern probieren", begründet Timo Rost seine Entscheidung, nachdem der Schweizer gegen Buchbach zudem nicht sein bestes Spiel gezeigt hatte.
Die Gäste reisten ebenfalls ohne größere Personalsorgen an, auch wenn neben Angreifer Bruno Goncalves auch noch Schlussmann Mario Stockenreiter die Reise nach Oberfranken absagen musste Für ihn stand der erst 18-jährige Marius Herzig erstmals im Gästetor. Für die weite Fahrt hatten sich die Rot-Weißen viel vorgenommen, nachdem man in der Vorwoche noch mit dem fehlenden Glück haderte. "Die Mentalität der Mannschaft stimmt mich zuversichtlich", so der Gästetrainer vor der Partie. Dafür mussten die Gäste jedoch ihren Torefluch beenden. "Tore schießen ist immer auch eine Kopfsache", so der Coach, der daher ein knappes Spiel erwartete.
Christoph Fenninger (gelb) nimmt das Leder unter Bedrängnis an.
Thomas Nietner
Erst einmal sah es aber ganz danach aus, als könne die Altstadt da anknüpfen, wo sie gegen Buchbach aufgehört hatte. Mit aggressivem Anlaufen versuchten die Hausherren, den Gästen das Leben von Beginn an schwer zu machen und sie unter Druck zu setzen. So schien es nur folgerichtig, dass Marcel Schiller in der Anfangsphase die Führung auf dem Fuß hatte. Der Ex-Ingolstädter vergab jedoch aus aussichtsreicher Position, in dem er das Leder an die Unterkante der Querlatte zimmerte. "Den muss ich natürlich machen. Da wollte ich zu genau zielen", gab der Mittelfeldspieler zu: "Wenn ich das Tor mache, läuft die Partie wahrscheinlich anders." So aber überstanden die Gäste jene Druckphase unbeschadet. "Es ist wichtig in solchen Phasen, die gegen einen laufen, ohne Gegentor zu bleiben", verdeutlichte Gästetrainer Ognjen Zaric, der bereits im Vorfeld ankündigte, kein Fan von Beton anrühren ist. So überraschte es nicht, dass seine Elf aus einer sicheren Defensive immer wieder den schnellen Weg nach vorne suchte. Da kam es den Gästen auch entgegen, dass Timo Rost seine Elf umstellen musste, als Rechtsverteidiger Thore Denlger mit Problemen am Innenband frühzeitig raus musste. Bis zur Pause hatten die Oberbayern eine Handvoll gute Möglichkeiten, die jedoch allesamt der starke Altstädter Keeper Sebastian Kolbe zunichte machte. Da bekam man einen Eindruck, warum die Rot-Weißen die schwächste Offensive stellten. Der Zaric-Elf ging dabei nicht nur der Killerinstinkt ab, sondern auch noch das Glück, als Markus Einsiedler aus 20 Metern nur die Querlatte traf. So hatten die Rosenheimer nach 45 Spielminuten nicht nur nach hochkarätigen Torchancen gleichgezogen, sondern konnten die Partie auch insgesamt auf Augenhöhe führen. "Die Tabelle täuscht über unsere Qualität hinweg", konnte man Gästeakteur Christoph Wallner nach dem ersten Abschnitt nur zustimmen. Die Altstädter hatten eine harte Nuss zu knacken - so viel stand bereits fest.
Chris Wolf gelb) gerät im Mittelfeld unter Druck.
Thomas Nietner
"Erzielen wir das 1:0, geht unser Plan auf", sah sich Timo Rost nach dem torlosen Durchgang zum Umstellen gezwungen und brachte Torjäger Sheptim Sulejmani für den unauffälligen Christoph Fenninger. Dem Joker sollte dieses Mal aber vielmehr die tragische Rolle in einer weiter intensiv geführten Begegnung zufallen. Denn in der zweiten Halbzeit wurde die Partie noch umkämpfter. "Meine Mannschaft hat da den richtigen Willen gezeigt", war Gästecoach Ognjen Zaric zufrieden. Auf Basis einer kompakten Defensive, die den Hausherren kaum Torchancen ermöglichte, kamen die Oberbayern immer wieder in die Kontersituation. "Wir hätten schon eher führen müssen", kreidete der TSV-Coach seiner Elf jedoch an. Auf der anderen Seite musste der Altstädter Kapitän Anton Makarenko zugeben, dass die Gelb-Schwarzen nicht die Offensivpower der letzten Spiele hatten. "Mit einem Punkt wären wir daher zufrieden gewesen", so der Altstädter Leitwolf. Daraus wurde jedoch nichts: Nach einem Eckball zeigte der schwache Schiedsrichter Elias Tiedecken überraschend auf den Elfmeterpunkt. Sheptim Sulejmani hatte seinen Gegenspieler für ihn regelrecht geklammert. "Wenn man den gibt, dann muss man fünf bis sechs Elfmeter im Spiel pfeifen", schimpfte nicht nur Anton Makarenko, während der Übeltäter letztendlich zugab, dass man den Elfmeter doch pfeifen kann. Timo Rost und der Altstädter Anhang waren jedoch außer sich. Nachdem sich Ludwig Räuber das Geschenk zur Führung nicht nehmen ließ, war nunmehr ordentlich Pfeffer in der Partie. Die Altstädter sahen sich vom Schiedsrichter benachteiligt und wollten nun ihrerseits einen Elfmeter erzwingen. Zwar kam tatsächlich der eine oder andere Gelb-Schwarze im Strafraum zu Fall. Aber für einen Pfiff reichte dies nicht aus. Spielerisch war die Gästeabwehr indes nicht mehr zu knacken. Auf der anderen Seite verpassten Markus Einsiedler bei einem Schuss an den Innenpfosten und Yanick Tobias in der Schlussminute die vorzeitige Entscheidung.
Edwin Schwarz (gelb) verhindert gegen Markus Einsiedler den Konter.
Thomas Nietner
"Wir müssen vor der eigenen Haustüre kehren", wollte sich Timo Rost eigentlich mit der Kritik am Schiedsrichtergespann zurückhalten. Dann brach es bei der Pressekonferenz aber doch aus ihm heraus: "Ich verstehe aber meine Trainerkollegen, die immer wieder gesagt haben, dass gewisse Schiedsrichterleistungen amateurhaft sind. Wenn ich diesen Elfmeter gebe, dann muss ich auf der anderen Seite den einen oder anderen an Makarenko oder Sulejmani oder Schiller auch geben!" Die Führung spielte Rosenheim in die Karten. Letztendlich war es die Art und Weise der Niederlage, die den Altstädter Coach so auf die Palme brachte. "Mit einer guten Willensleitung hat es am Ende zu einem Sieg gereicht. Es waren 90 intensiv und flotte Spielminuten und drei verdiente Punkte", hatte Ognjen Zaric das bessere Ende auf seiner Seite. Da konnte der junge Gästecoach auch darüber hinweglächeln, dass sich seine Elf in der zweiten Halbzeit mit vielen Schauspieleinlagen für die eine oder andere Komparsenrolle am Bayreuther Festspielhügel empfahl und auch das Zeitspiel maßlos übertrieb. "So ein dreckiger Sieg ist uns in den letzten Wochen abgegangen", zählten für den Rosenheimer Christoph Wallner am Ende nur die drei Punkte - und die gingen zum Vorrundenfinale nach Rosenheim.
Spielbericht eingestellt am 27.10.2018 20:08 Uhr