Beim Verfolgerduell ging es darum, wer in den restlichen beiden Play-Off-Spielen überhaupt noch eine Chance hat, den FC Schweinfurt von der Teilnahme an der Relegation abzuhalten. Dabei waren die Rivalen im Hans-Walter-Wild-Stadion bereits um eine Enttäuschung reicher. Die SpVgg Bayreuth war bei ihrem Auftritt in Schweinfurt im ersten Abschnitt überraschend chancenlos und hätte bei der 1:2-Niederlage viel Glück benötigt, um einen Zähler zu ergattern. Und auch die Aussichten von Viktoria Aschaffenburg, das Heimspiel gegen die Schnüdel erfolgreich zu gestalten, waren recht gering. Am Ende entsprach die 0:2-Heimpleite durchaus den gezeigten Leistungen. Damit erhielt bereits die zweite Partie für beide Mannschaften entscheidende Bedeutung, denn nur mit einem Sieg konnten sie die Spannung in diesem Wettbewerb erhalten. Während die Gäste weiter auf Clay Verkay und Daniel Cheron (saß zumindest auf der Bank) verzichten mussten, fehlte bei den Altstädtern Christopher Kracun nach Knieverletzung. Dem 3:1-Sieg im Totopokal maß man im Bayreuther Lager indessen keine allzu große Bedeutung bei. „Das zeigt, dass wir sie schlagen können. Doch das ist jetzt ein anderes Spiel in einem anderen Wettbewerb“, meinte Trainer Timo Rost, der mit Markus Zieraus einen weiteren Stürmer brachte und Alexander Piller von Beginn an auf den Flügel stellte.
Das war knapp: Torwart Sebastian Kolbe (2.v.r.) wäre an den abgefälschten Ball wohl nicht mehr rangekommen.
Hans Wunder
Den besseren Start erwischten die Altstädter, doch Tim Dandorf zeigte sich zweimal aus aussichtsreicher Position zu unentschlossen und wurde erst geblockt (3.) und brachte dann bei seinem Schuss von der Strafraumgrenze nicht genügend Wucht (5.) hinter den Ball. Allerdings zeigte sich die Viktoria davon wenig beeindruckt und suchte ebenfalls das Heil in der Offenive. Dabei hatten die Gastgeber auch etwas Glück, als Niesigk knapp im Abseits (8.) stand und der abgefälschter Schuss von Schelle (9.) am langen Pfosten vorbeitrudelte. Und als Roberto Desch aus zehn Metern abzog, musste Torwart Sebastian Kolbe sein ganzes Können aufbieten, um einen Rückstand (10.) zu verhindern. Aber Bayreuth arbeitete sich zurück ins Spiel und plötzlich stand SpVgg-Stürmer Maderer (20.) alleine vor Keeper Birk, fand in ihm aber seinen Meister. Wenig später folgte die Initialzündung für die Altstädter, als Abwehrchef Edwin Schwarz wieder einmal einen Eckball per Kopf in die Maschen zum 1:0 (25.) wuchtete. Jetzt waren die Wagnerstädter Herr im Ring, wirkten deutlich selbstbewusster und setzten energisch nach. Tim Dandorf (32.) und zweimal Markus Ziereis (34. und 41.) hatten gute Möglichkeiten, das Ergebnis nach oben zu schrauben, scheiterten aber jeweils knapp. Mit den Bällen hinter die Kette stellten sie die Seitz-Elf vor große Probleme und schafften vor der Pause dann doch noch den vorentscheidenden Treffer. Ein Konter über die rechte Seite landete bei Ziereis, der alleine auf den viktoria-Kasten zusteuerte und auch noch ein Auge für den besser postierten Mitspieler hatte. Der durchgestartete Stefan Marterer hatte danach aus sieben Metern keine Mühe, dass Leder zum 2:0 (44.) über die Linie zu befördern. Die einheimischen Fans machten nun einen Höllenlärm und witterten kurz vor dem Pausentee die Vorentscheidung.
Erneut das Duell der achter: Philipp Beinenz (li.) gegen Marcel Götz.
Hans Wunder
"Wichtig war, dass wir nicht nachgelassen und erst aufgehört haben, als der Schiedsrichter abgepfiffen hat", analysierte Timo Rost nach der Begegnung. Dadurch wurden auch die Pläne der Viktoria durchkreuzt, durch einen schnellen Anschlusstreffer wieder Oberwasser zu gewinnen. Hamza Boutakhrit war zwar in guter Schussposition (49.), wurde aber noch geblockt. Fast im Gegenzug schwammen die Viktoria-Felle dann endgültig davon. Wieder war es der schier unermüdliche Tim Danhof, der sich auf der linken Seite durchsetzen konnte. Bei seinem Zuspiel musste Markus Ziereis nur noch den Fuß hinhalten, um aus Mittelposition auf 3:0 (50.) zu vollstrecken. Gästecoach Jochen Seitz wollte die Partie trotzdem noch nicht abschenken und brachte mit Routiner Niklas Borger und dem früheren Mainzer Raffael Cvijetkovic zwei frische Kräfte. "Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie sind hoch angelaufen, aber sie sind eben noch nicht richtig fit", meinte der frühere Schalker. Dadurch ergaben sich für Bayreuth immer wieder gute Kontermöglichkeiten. Die beste Chance hatte dabei wohl Tim Danhof, der es verpasste, seine bärenstarke Leistung mit einem Treffer zu krönen. Denn aus sieben Metern scheiterte er am glänzend reagierenden Viktoria-Keeper Kevin Birk. (76.). Der musste aber dann trotzdem noch einmal hinter sich greifen. Wieder rollte ein Altstädter Angriff über die linke Seite und als der Ball zu kurz abgewehrt wurde, breschte Marcel Götz von hinten heran und schlenzte das Leder zum 4:0 (78.) halbhoch ins Eck. Während die Gäste sich nun zwar weiter wehrten, aber wohl den Abpfiff herbeisehnten, brach sich auf Bayreuther Seite nun eine regelrechte Euphoriewelle die Bahn. Und auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger freute sich als bekennender Altstadt-Fan mit den Gelbschwarzen im Stadion.
Gefährliche Situation: Markus Ziereis (li.) setzt sich gegen Simon Schmidt durch.
Hans Wunder
Auch wenn Rechenkünstler vielleicht noch eine Möglichkeit finden, dass sich Viktoria doch noch durchsetzt, dürfte das Aufstiegsrennen für die Seitz-Elf gelaufen sein. Sicher war es ein Nachteil, dass die Viktoria relativ spät ins Training einsteigen konnte. Aber das ist inzwischen Schnee von gestern, denn am kommenden Samstag kommt es im Hans-Walter-Wild-Stadion zum finalen Kampf in der Play-Off-Runde. Dabei muss Bayreuth entweder mit 1:0 oder zwei Treffern Unterschied gegen den FC Schweinfurt gewinnen, um dann den Sieg in Aschaffenburg mit einem guten Ergebnis zu vergolden, um auf der sicheren Seite zu stehen. Denn bei Punktgleichheit zählt zunächst das Torverhältnis, dann der direkte Vergleich. Das klingt nach harter Arbeit mit ungewissem Ausgang, ist aber wohl genau das Richtige für die Fußballfans nach entbehrungsreicher Coronazeit.
Spielbericht eingestellt am 25.05.2021 23:30 Uhr