Selbitz gegen Hof: Das Prestigeduell schlechthin im Hofer Landkreis! Gleichzeit war das Pokalduell eine echte Generalprobe für beide Teams: Bereits in einer Woche empfangen die Hofer den TSV Aubstadt zum Ligaauftakt, während Selbitz dann zu Dergahspor nach Nürnberg reisen muss. Doch von einspielen konnte noch keine Rede sein, denn beide Trainer waren zum Improvisieren gezwungen. Die jeweilige Bestbesetzung konnten sie angesichts von mehreren Ausfälle nicht aufbieten. Bei den Hofern fehlte fast ein Dutzend Spieler: Neben den beiden noch nicht spielberechtigten Neuzugängen Ales Ivasko und Martin Holek, fehlen Thomas Stock, Benjamin Bucksch, Daniel Hacker, Zekic,Cosmin Ichim und Maximilian Krauß verletzt. Zudem war Kapitän Christian Schraps beruflich verhindert. Dazu fehlten nach wie vor die drei Langzeitverletzten Jiri Berthelmann, Alexander Bareuther und Marcel Findeiß. Aber dennoch stand bei den Saalestädtern eine schlagkräftige Elf auf dem Feld. "Mit der Elf brauchen wir uns nirgends verstecken", gab sich der Hofer Spielleiter Michael Voigt an alter Wirkungsstätte vor dem Anpfiff dennoch zuversichtlich. Die Gelb-Schwarzen nahmen die Partie auf alle Fälle ernst und erwarten ein weitaus schwierigeres Spiel als noch vor zwei Wochen beim Hofer Stadionfest. Da gewann der Bayernligist jüngst locker und leicht 3:0. Zugleich ein besonderer Ansporn für die Häßler-Elf, die jedoch ohne die verhinderten Markus Bächer und Andre Keilwerth auskommen mussten. Auch Thomas Mallik und Fabian Gabler fehlten weiterhin. In einer blutjungen „U-23-Mannschaft“ war somit Schlussmann Mario Möschwitzer mit 26 Jahren der älteste Spieler seines Teams! Bei der Heimelf bildeten dabei Maximilian Lang und Felix Edelmann die Selbitzer Innenverteidigung, Neuzugang Pascal Hager ersetzte dagegen Routinier Markus Bächer im Sturmzentrum. Aber auch die Hofer müssen in vorderster Spitze improvisieren: Christian Brandt rutschte für Thomas Stock beziehungsweise Martin Holek in der Spitze. Auf der Sechs sollten es in Abwesenheit von Christian Schraps und Alex Ivasko dagegen Harald Fleischer und Florian Rupprecht richten.
Kevin König (blau) fischt Andreas Knoll den Ball vor der Nase weg und schaltet schnell nach vorne um.
Thomas Nietner
"Ich erwarte heute ein ganz anderes Spiel als vor zwei Wochen. Selbitz war damals etwas müde. Das wird heute nicht so sein. Aber wir sind trotz der Ausfälle gut genug", so der Hofer Coach Miloslav Janovsky vor der Partie. Der ehemalige Poppenreuther sollte Recht behalten. Denn anders als beim jüngsten Aufeinandertreffen konnten die Selbitzer von Beginn an mithalten und die Partie offen gestalten, auch wenn die Hofer zunächst den größeren Ballbesitz verzeichneten. Auch die erste Torchance der Partie ging auf das Konto der Gäste: Der aufgerückte Außenverteidiger Nico Schmidt scheiterte jedoch alleine vor dem Selbitzer Tor an Schlussmann Mario Möschwitzer. Es sollte nicht das letzte Duell gewesen sein, dass der der Keeper für sich entscheiden sollte. Aber auch sein Gegenüber, Andreas Schall, stand ihm da in nichts nach. Auch er rettete im Gegenzug gegen Daniel Cavelius. Es entwickelte sich daraufhin eine unterhaltsame und gutklassige Partie, in der Christian Brandt die nächste Hofer Möglichkeit hatte, aber frei vor dem Tor über den Ball trat. Spätestens der quirlige Andreas Knoll hätte wenig später dann aber die Hofer Führung erzielen müssen, doch auch er fand in Mario Möschwitzer seinen Meister. Die Selbitzer standen zwar trotz umgebauter Innenverteidigung in der Regel recht sicher, hatten aber so ihre Probleme, wenn ein zweiter Ball aus der Innenverteidigung nicht gewonnen werden konnte und die Gäste daraufhin die Lücke in der Viererkette fanden. Nur ausnutzen konnte die Janovsky-Elf solche Situationen eben nicht! Besser machten es da schon die Gastgeber in der 18. Spielminute: Als der Ball durch den Strafraum rutschte und genau Spielmacher Fabian Elbl vor die Füße fiel, ließ dieser sich am langen Pfosten freistehend nicht lange bitten und schob zur etwas überraschenden Führung ein. Die Au jubelte zum ersten Mal. Jetzt wuchs natürlich das Selbstvertrauen der Heimelf, die es immer wieder mit geradlinigem Spiel über die Flügel probierte. Ein durchaus probates Mittel gegen die nicht immer sattelfeste Hofer Defensive, in der sich in dieser Phase mitunter Abstimmungsprobleme und Ungenauigkeiten einschlichen. Doch er nimmermüde Selbitzer Angreifer Pascal Hager konnte daraus kein Kapital schlagen. Ebenso wenig wie auf der Gegenseite Christian Brandt, der erneut an Mario Möschwitzer scheiterte. Nach Torchancen wäre der Ausgleich damit schon lange fällig gewesen. Doch der Konjunktiv zählt im Fußball nicht. Vielmehr mussten sich die Hofer an die eigene Nase fassen. Mitunter war zu wenig Bewegung im eigenen Spiel, um die Heimelf vor Probleme zu stellen. Oft probierte man es über die Außen, doch dort präsentierten sich Yannick Schuberth und Kevin König als sattelfest. Vor allem Yannick Schuberth fand vielmehr immer wieder die Gelegenheit, sich mit ins Angriffsspiel seiner Elf einzuschalten und für Gefahr zu sorgen. Die beste Möglichkeit bot sich aber seinem Teamkollegen Felix Edelmann kurz vor dem Halbzeitpfiff: Der Kopfball des Verteidigers strich nach einem Eckball jedoch knapp am Hofer Gehäuse vorbei.
Beide Teams schenkten sich nichts: Fernando Redondo (li.) und Pascal Hager im Zweikampf mit Kaan Gezer.
Thomas Nietner
SpVgg-Coach Markus Häßler zeigte sich in der Halbzeitpause dennoch sehr zufrieden mit der Leistung seiner Elf: "Wir haben gut angefangen und waren stets präsent. Zudem haben wir uns gute Chancen herausgespielt. Da müssen wir in der zweiten Halbzeit weitermachen!" Gesagt - getan: Denn auch im zweiten Durchgang knüpfte die Heimelf weiter an die Leistung der ersten 45 Spielminuten an. Dabei mussten die Gastgeber fortan ohne ihren bis dahin bärenstarken Keeper Mario Möschwitzer auskommen, der verletzt in der Kabine blieb. Am Spielverlauf änderte sich jedoch wenig: selbst durch die Umstellungen des Bayernligisten nicht. Die Hofer setzten nach dem Seitenwechsel auf eine Dreierkette, um noch mehr Druck im Mittelfeld aufzubauen. Harald Fleischer bildete mit Andre Biermeier und Frantisek Kura fortan die Abwehrreihe, während Florian Thierauf auf die Position neben Florian Rupprecht im Zentrum rutschte und Andreas Knoll sowie Nico Schmidt hochstehend die Flanken beackern sollten. Doch ehe die Maßnahme greifen konnte, stand es dann auch schon 2:0. Und wie! Der Mann für die besonderen Tore, Fernando Redondo, hatte wieder zugeschlagen. Dieses Mal per Freistoß aus halblinker Position. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein zirkelte der Spielführer den Ball mit viel Gefühl und dem notwendigen Druck über die Hofer Mauer ins Tor. Ein schöner Treffer! Jetzt stand die Au endgültig Kopf - Hof musste kommen. Doch ehe die Saalestädter zur Aufholjagd blasen konnte, sorgte Fabian Elbl schon nach gut einer Stunde für die Vorentscheidung. Daniel Cavelius eroberte sich gegen Andreas Knoll am rechten Flügel den Ball und bediente den erneut unbedrängten Spielmacher mustergültig. Die Partie war gelaufen. In der Folgezeit boten sich den Hausherren immer wieder gute Möglichkeiten zum Kontern. Das sah teilweise schon richtig gut aus, nur der vierte Treffer war der Häßler-Elf trotz guter Möglichkeiten durch Maximilian Lang, Pascal Hager und Yannick Schuberth nicht mehr vergönnt. Von den Saalestädtern kam dagegen nicht mehr viel - außer einem Schuss von Tomas Sturm an das Außennetz und dem späten Anschlusstreffer von Andre Biermeier nach einer Freistoßflanke von Harald Fleischer. Letztendlich war der Anschlusstreffer aber nur noch Ergebniskosmetik. Sekunden später war Schluss.
Selbitz steht durch den 3:1-Erfolg in der nächsten Pokalrunde, die Hofer erhielten dagegen eine Woche vor dem Saisonauftakt einen Dämpfer. Doch kein Grund zur Sorge: Glaubt man einem alten Sprichwort, sorgt eine verpatzte Generalprobe für eine gelungene Premiere. Dann stehen SpVgg-Coach Miloslav Janovsky auch womöglich wieder mehrere Alternativen zur Verfügung. Bei Benjamin Bucksch dürfte es jedoch bis zum nächsten Wochenende knapp werden. Daniel Hacker und Cosmin Ichim konnten dagegen schon wieder mit dem Lauftraining beginnen. Bei den beiden tschechischen Neuzugängen ist Michael Voigt dagegen zudem zuversichtlich, dass die Spielerlaubnis rechtzeitig vor dem Aubstadt-Spiel vorliegt. Gerade der großgewachsene Angreifer würde dem Spiel der Saalestädter sicher gut tun, denn die Chancenverwertung war heute das entscheidende Manko gegen eine starke Selbitzer Elf, die dem klassenhöheren Rivalen in diesem Punkt eben einen Schritt voraus war. Während die Hofer mehrmals an Mario Möschwitzer scheiterten, schlugen die Blau-Weißen stets im richtigen Moment zu. Selbitz kann daher mit breiter Brust zum Auswärtsspiel nach Nürnberg reisen.
Spielbericht eingestellt am 12.07.2015 00:06 Uhr