Refresh

Artikel vom 19.06.2025 14:21 Uhr

Relegationsdrama geht weiter: Türkspor erhebt Einspruch und fordert Aufstieg

fussballn.de / Oßwald

Diesen Artikel...

UPDATE Türkspor Nürnberg hat Einspruch gegen den Relegationsmodus des Bayerischen Fußballverbands eingelegt. Zwar laut BFV-Frist zu spät, doch der Verein stellt diese Frist in einer Stellungnahme in Frage und appelliert an die Grundwerte des Bayerischen Fußballverbandes: Fairness, Respekt, Teamgeist und Transparenz - und fordert eine Eingliederung in die Bezirksliga. Jetzt hat sich auch BSL Felix Böck geäußert.

Von Sebastian Baumann

Auf das Statement des BFV zum Thema "Hat´s der BFV verböckt", hat Türkspor Nürnberg jetzt reagiert und offiziell seinen Einspruch gegen den Relegationsmodus bekannt gegeben. Felix Böck hatte gestern noch Hoffnung gehabt, dass Türkspor sich vielleicht doch mit dem Modus zufrieden geben würde und wollte die Entscheidung des Nürnberger Kreisligisten abwarten. Die Entscheidung ist jetzt gefallen und fällt in Form eines Einspruchs -der kurioserweise vor dem Statement des Bezirksspielleiters an den Verband gestellt wurde - aus.

Die Stellungnahme von Türkspor Nürnberg an den BFV:

Unser Schreiben vom 14.06.2025 erhebt Einspruch gegen die Ausgestaltung des Relegationsmodus – insbesondere gegen eine Konstellation, in der sportlich nachvollziehbare Leistungen letztlich nicht zum Aufstieg führen konnten und auf die Spielergebnisse die nicht nach der Durchführungsbestimmungen auf neutralen Plätzen stattgefunden haben. Wir gehen auch davon aus, dass das Ergebnis des Spiels nach 90 Minuten zu werten ist, weil das Spiel nicht auf einem neutralen Platz stattgefunden.

Der geschilderte Ablauf des Relegationsspiels – einschließlich der absurden Option eines Eigentors als strategisches Mittel – widerspricht dem sportlichen Gedanken in eklatanter Weise. Solche Szenarien führen zu erheblicher Verunsicherung bei den Aktiven und werfen grundlegende Zweifel an der Tragfähigkeit des gewählten Modus auf.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die Aussage des BFV eingehen, wonach alle beteiligten Vereine frühzeitig und umfassend über den Relegationsmodus informiert worden seien:

Zwar wurden die Auf- und Abstiegsregelung am 15. Juli 2024 sowie die Durchführungsbestimmungen am 6. Mai 2025 amtlich veröffentlicht und angeblich an die offiziellen Vereinspostfächer versandt – jedoch möchten wir ausdrücklich betonen, dass unser Verein die Durchführungsbestimmungen vom 01.05.2025 nie erhalten hat. Es liegt der Verdacht nahe, dass diese ausschließlich an Bezirksligavereine verschickt wurden, während Kreisliga-Vereine – und somit auch wir – in der Kommunikation übersehen wurden. Ob ein technischer Fehler oder eine organisatorische Lücke dafür verantwortlich war, können wir nicht abschließend beurteilen. Fest steht jedoch: Uns wurde dadurch die Möglichkeit genommen, frühzeitig Einwände oder eine Beschwerde gegen den Modus einzureichen.

Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, wie ein Verein fristgerecht Beschwerde gegen eine Regelung einlegen soll, wenn bis zum 13. Mai – also kurz vor Saisonende – noch nicht einmal klar war, ob eine Relegationsteilnahme überhaupt bevorsteht. Auch dies macht deutlich, wie schwer planbar und praxisfern die Umsetzung der Kommunikation war.

Die Sitzung am 18. Mai 2025, in der laut BFV der Modus mit den Vereinen besprochen wurde, fand ausschließlich mit Vertretern der Bezirksligisten statt – erneut ohne Einbindung der Kreisliga-Vereine. Eine Möglichkeit zur Meinungsäußerung oder kritischen Reflexion bestand für uns daher nicht.

Erst am 1. Juni 2025 – im Rahmen einer Sitzung in der mittelfränkischen BFV-Geschäftsstelle – wurde uns der Modus erstmals visuell per Beamer präsentiert. Zwar wurde der Text der Durchführungsbestimmungen vorgelesen, doch eine vertiefte Diskussion über potenzielle kritische Szenarien („Was wäre wenn?“) fand nicht statt. Stattdessen dominierte an diesem Tag ein anderes Thema: die kurzfristige Spielverlegung gegen den FC Dombühl, die aufgrund von Unklarheiten in der Spielordnung des Bezirks zu erheblichen Irritationen und öffentlicher Kritik führte. In sozialen Medien äußerte sich Dombühl – nachvollziehbarerweise – kritisch gegenüber dem BFV. Auch dies unterstreicht die strukturellen Schwächen im organisatorischen Ablauf.

Am 13. Juni 2025 – dem Tag des entscheidenden dritten Relegationsspiels – bestätigte sich die Verunsicherung erneut: Etwa 20 Minuten vor Spielbeginn stellte unser Trainerteam der Schiedsrichtergruppe eine konkrete Frage zum weiteren Ablauf nach 90 Minuten. Das Gespann konnte diese nicht sicher beantworten. Erst daraufhin kam Herr Böck persönlich in die Kabine, um unmittelbar vor Anpfiff Klarheit zu schaffen. Dieses Vorgehen belegt, dass selbst bei den Beteiligten der Modus nicht ausreichend verinnerlicht war – ein weiteres Indiz für die Schwächen in der Kommunikation und Ausgestaltung.

Darüber hinaus möchten wir einer öffentlich entstandenen Darstellung widersprechen, wonach der BFV lediglich auf eine Rückmeldung von Türkspor Nürnberg gewartet habe, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Diese Darstellung entspricht nicht dem tatsächlichen Ablauf. Am Montagmorgen (16. Juni 2025) erhielten wir vom Verband die Mitteilung, dass unser Einspruch vom Bezirkssportgericht an den Bezirks-Spielausschuss verwiesen wurde. Man werde uns informieren, sobald ein neuer Termin feststehe.

Vor diesem Hintergrund warteten wir auf eine Rückmeldung oder Terminierung durch den BSpA. Stattdessen erhielten wir erst heute Morgen (19. Juni 2025) eine E-Mail von Herrn Vasel (BSG Mittelfranken), in der wir aufgefordert wurden, konkret mitzuteilen, gegen was wir Einspruch einlegen.

Unser Antrag verfolgt ausschließlich das Ziel, eine sportlich leistungsstarke Mannschaft, die in der regulären Relegationsrunde ungeschlagen blieb, fair und angemessen einzugliedern. Eine solche Entscheidung würde keinem anderen Verein Nachteile bringen – aber ein deutliches Signal setzen, dass der Verband auf außergewöhnliche sportliche Konstellationen konstruktiv und lösungsorientiert reagiert.

Für die anstehende Saisonplanung ist eine verlässliche Entscheidung dringend erforderlich. Die derzeitige Unsicherheit wirkt sich bereits jetzt negativ auf Mannschaft, Umfeld und Vorbereitung aus. Wir bitten daher um eine kurzfristige Beratung und klare Mitteilung, wie mit unserem Antrag weiter verfahren wird.

Wir erinnern abschließend an die Grundwerte des Bayerischen Fußball-Verbandes: Fairness, Respekt, Teamgeist und Transparenz. Unser Anliegen ist im Sinne dieser Werte formuliert – und erwartet in ebendiesem Geist eine sachgerechte und nachvollziehbare Bearbeitung.

Für Rückfragen stehen wir – ebenso wie unser Sportanwalt, Herr Felix Steinbach – selbstverständlich zur Verfügung.

Wir bitten zudem um eine schriftliche Bestätigung des Eingangs dieses Schreibens sowie um die Benennung der für die Entscheidung zuständigen Stelle, sollte diese nicht beim BSpA liegen.

Der Ball liegt damit wieder beim BFV, der gerne Türkspor den schwarzen Peter weitergeschoben hätte. Im Übrigen: Auch aus dem Spielkreis Erlangen-Pegnitzgrund kam die Rückmeldung, dass im offiziellen Postfach eines Teilnehmers kein Modus eingegangen war.

Update: Felix Böck bestätigt Einspruch

Felix Böck hat mittlerweile bestätigt, dass der Verein Einspruch eingelegt hat. "Ich kann bestätigen, dass Türkspor Nürnberg Rechtsmittel eingelegt hat. Damit wird sich der zuständige Bezirksspielausschuss zeitnah befassen und im Anschluss auch seine Entscheidung veröffentlichen.", sagt der Bezirksspielleiter, der weitere Nachfragen abblockt, auch die danach, wieso er vom Einspruch bereits Kenntniss hatte, aber auf eine Entscheidung des Vereins warten würde. "Ich bitte um Verständnis, dass wir an diese Stelle nicht auf die Äußerungen und Behauptungen aus der jüngsten Veröffentlichung eingehen und auch nicht bewerten möchten. Wir halten es für wenig zielführend, diesen Austausch über die Medien zu führen."

Kein Einspruch möglich dank §44 der BFV-Satzung?

Vielleicht ist aber auch gar kein Einspruch mehr möglich, denn im Paragraf 44 der
Satzung des Bayerischen Fußballverbandes gibt es einen Passus in dem steht, dass die Veröffentlichung im amtlichen teil von BFV.de ausreicht und dann ab Veröffentlichungsdatum gültig sind:

§ 44 Bekanntmachungen der Verbandsorgane

Bekanntmachungen der Verbandsorgane erfolgen nur im offiziellen Printmagazin des
BFV, im amtlichen Teil der Internetadresse www.bfv.de oder durch schriftliche
Benachrichtigung (unter Einschluss von Telefax und E-Mail). Sie werden mit dem Tag
der Veröffentlichung oder mit dem Zugang der schriftlichen Benachrichtigung
wirksam. Einwendungen, dass die Veröffentlichungen im offiziellen Printmagazin des
BFV oder im amtlichen Teil der Internetadresse www.bfv.de nicht zur Kenntnis gelangt
sind, sind nicht zulässig.

Damit wäre laut Satzung die Veröffentlichung am 06. Mai auf der BFV-Homepage ausreichend gewesen. E-Mail und Infoveranstaltung an und mit den Kreisligavereinen hin oder her.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare

Zum Forum

Der Relegations-Fahrplan

Mittwoch, 21. Mai 2025