Meisterportrait FC Schweinfurt 05: Es ist fast wie ein Märchen! - fussballn.de
Artikel vom 13.06.2025 06:00 Uhr
Meisterportrait FC Schweinfurt 05: Es ist fast wie ein Märchen!
So feiert der Meister!
Dirk Meier

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Viele Jahre hat der 1. FC Schweinfurt 05 versucht unter Profibedingungen den Aufstieg in die Dritte Liga zu realisieren. Jahr für Jahr war die Enttäuschung groß, denn es klappte einfach nicht. Vor eineinhalb Jahren dann der Schritt weg vom Profitum zurück zum Amateurfußball und nun konnte der Traum als Meister in der Regionalliga Bayern wahrgemacht werden. Es ist fast wie ein Märchen.
Von Dirk Meier


Meister in der Regionalliga Bayern, ein Traum ist für den Traditionsklub 1. FC Schweinfurt 05 am Ende der Spielzeit 2024/2025 wahr geworden. Jahrelang hatten die Schnüdel es mit Verpflichtungen von Spielern aus dem gesamten Bundesgebiet probiert, den Sprung raus aus der Regionalliga Bayern in den "richtigen" Profibereich zu schaffen. Die Regionalliga wird ja auch als Profi-Spielklasse geführt.

Doch immer wieder scheiterten die Grün-Weißen - zum Teil kläglich - und unternahmen im Folgejahr einen erneuten Anlauf. Zu Jahresbeginn 2024 kündigte Geschäftsführer Markus Wolf nach acht Jahren an, dass nun Schluss sei mit dem Berufsfußball in Schweinfurt. Es wurde umstrukturiert und wurde wieder Amateurfußball betrieben. Beinahe wären die Profis der Nullfünfer 2024, in ihrem letzten Berufsjahr, sogar abgestiegen.


Glücksgriff und Meistermacher: Victor Kleinhenz.
Steffen Krapf/anpfiff.info

Victor Kleinhenz ein Glücksgriff

Doch als Glücksgriff erwies sich im Herbst 2023 die Verpflichtung von Andreas Brendler als Sportlicher Leiter, der ein Team mit Kickern aus der Region zusammengestellt hat, das die Meisterschaft und damit den Sprung in Liga drei realisiert hat.

Das kann durchaus als Fußball-Wunder bezeichnet werden. Rückblende: 2021 waren die Schweinfurter nahe dran am Drittliga-Aufstieg, hatten sich in der Corona-Saison Platz eins gesichert und durften die Relegationsspiele gegen den Nord-Meister TSV Havelse bestreiten, die beide unter Coach Tobias Strobl mit 0:1 verloren gingen.

Übrigens: Auch der TSV Havelse ist in diesem Jahr über die Relegation erneut in Liga drei aufgestiegen. Da gibt es ein Wiedersehen der einstigen Kontrahenten in den Entscheidungsspielen von 2021.

Mit Platz sechs in der "Ewigen Tabelle Regionalliga Bayern" unter 38 Vereinen verabschieden sich die Unterfranken nun erst einmal aus Bayerns Eliteliga und versuchen ihr Glück in der Dritten Liga.


Da ist das Ding!
Dirk Meier/anpfiff.info

Toller Kader für Schnüdel in 2024/2025

Die Kaderzusammenstellung für die Spielzeit 2024/2025 war eine große Herausforderung, aber auch der Schlüssel zum Erfolg. Daher hat Sportchef Andreas Brendler, der seinen Posten nach der Mission Meisterschaft vor wenigen Tagen beendet hat, großen Anteil am Erfolgsweg des 1. FC Schweinfurt 05. Er hat aber nicht nur bei der Verpflichtung von Neuzugängen ein glückliches Händchen bewiesen, er hatte auch beim Trainer den richtigen Riecher.

Weil bei den Neuen viele Spieler vom Ligarivalen TSV Aubstadt dabei waren, bot es sich an, den gerade frei gewordenen Ex-Aubstadt-Coach Victor Kleinhenz ins Sachs-Stadion zu locken und der kam nach seinem einjährigen Engagement bei der U19 des Bundesligisten FC Augsburg gerne nach Schweinfurt.

Der Fußball-Fachmann aus Wartmannsroth mit A-Lizenz formte in Windeseile eine Mannschaft, die es verstand vom Start weg oben mitzuspielen. Andreas Brendlers großer Wurf war, dass zum Trainingsauftakt Mitte Juni der Kader bereits zu 95 Prozent komplett war. So konnte Victor Kleinhenz mit seinem Team schon in der Vorbereitung vieles einstudieren und das sollte sich auszahlen.

Traumstart der Nullfünfer als Basis für den Erfolg

Nach einer guten Vorbereitung war die Hoffnung groß, dass es eine gute Saison der Grün-Weißen werden kann. So kam es dann auch. Der 2:0-Derby-Heimsieg zum Auftakt gegen den TSV Aubstadt war schon ein Highlight. Es ging erfolgreich weiter, denn sieben der ersten acht Spiele wurden gewonnen. Nur beim späteren Absteiger FC Eintracht Bamberg mit dem ehemaligen Schweinfurt-Coach Jan Gernlein setzte es eine 0:2-Niederlage. Auch im Viertelfinale im Toto-Pokal war in Bamberg mit 1:3 für die Schnüdel vorzeitig Schluss.

In der Liga lief es und lange Zeit waren die Grün-Weißen daheim unbesiegt. Zwar gab es Mitte September beim Neuling TSV Schwaben Augsburg mit 3:4 die zweite Saison-Niederlage, in diesem Spiel verstießen die Augsburger aber gegen die U23-Regel. Das Verbandssportgericht kassierte aber das Urteil einer Spielumwertung ein und so mussten die Schwaben nur eine Geldstrafe zahlen, durften diese drei Punkte aber behalten. Das war der 10. Spieltag.

Kein Beinbruch für die Kleinhenz-Elf, die damals schon an der Tabellenspitze stand. Bis zum Ende der Hinrunde wurden noch fünf Dreier eingefahren, nur gegen die beiden Konkurrenten aus Unterfranken gab es keinen Erfolg. 1:1 daheim gegen Viktoria Aschaffenburg und 0:1 bei den ungeliebten Kickers aus Würzburg lauteten die Ergebnisse.


Machte das Meistertor: Sebastian Müller.
Steffen Krapf/anpfiff.info

Bis zur Winterpause weiter vorne

Die Halbzeit-Meisterschaft hatten die Schnüdel also schon erreicht. Es standen aber noch fünf Spiele bis zur Winterpause aus. Im Derby in Aubstadt gelang den Grabfeldern mit 1:0 eine Revanche für das 0:2 im Hinspiel. Die anderen vier Partien brachten Schweinfurt acht Zähler, darunter ein 5:0 gegen Aufsteiger SpVgg Hankofen-Hailing und ein 2:0 gegen Bamberg. Das 1:1 beim TSV Buchbach und das torlose Remis beim direkten Konkurrenten SpVgg Bayreuth waren Ergebnisse, mit denen in Schweinfurt alle gut leben konnten.

Somit war auch die Wintermeisterschaft unter Dach und Fach. Der Vorsprung auf die Verfolger FC Bayern München 2 (ein Punkt), da standen beide Spiele noch aus, und die SpVgg Bayreuth (drei) war knapp. Die Kickers vom Dallenberg waren indes bei acht Punkten Rückstand schon so gut wie raus aus dem Titelrennen.

Schnüdel mit starkem Auftakt in 2025


Gleich der erste Spieltag nach dem Winter bescherte den Nullfünfern den direkten Vergleich bei den Münchner Bayern und den gewannen die Gäste mit 2:1. Das war schon eine Vorentscheidung im Titelkampf. Die Grün-Weißen spielten solide weiter und die Konkurrenz aus München und Bayreuth sowie aus Würzburg ließ aus.

Das belegt der Blick auf die Jahrestabelle 2025, in der Schweinfurt (23 Punkte) auf Rang vier einlief. Aber die Konkurrenten Würzburg (20), Bayreuth (13) und Bayern 2 (12) ließen kollektiv aus.

"Da ist nicht mehr wirklich viel von den Konkurrenten gekommen. Auf uns wurde so gut wie kein Druck ausgeübt", stellt Sportchef Andreas Brendler fest. Da reichte es den Schweinfurtern auch, mit einer nicht mehr so dominanten Leistung Platz eins bis zum Schluss zu halten. Daran änderten auch die drei Heimniederlagen in Folge gegen Schwaben Augsburg (0:2), SpVgg Ansbach (1:2) und Bayern 2 (1:2) nichts. Zuvor hatte Schweinfurt kampflos drei Punkte eingefahren, weil Absteiger Türkgücü München kein Stadion stellen konnte, obwohl sich die Schnüdel bei einer Verlegung kooperativ gezeigt hatten.


Beeindruckende Kulisse beim Meisterspiel.
Steffen Krapf/anpfiff.info

Höhepunkt 2:1-Meistersieg gegen Würzburg

Absoluter Höhepunkt war dann der 2. Mai 2025, da gastierten die Kickers vom Dallenberg im Sachs-Stadion. Fast 12 000 Zuschauer sorgten für einen tollen Rahmen und die Schnüdel machten mit einem 2:1-Sieg die Meisterschaft und den langersehnten Aufstieg in die Dritte Liga klar.

Die Kickers-Fans erwiesen sich als schlechte Verlierer, torpedierten die Feierlichkeiten mit massivem Einsatz von Feuerwerk, was total gefährlich war. Immerhin ist nicht viel Schlimmes passiert. Die Würzburger mussten allerdings mit 22 000 Euro Geldstrafe, einem Geisterheimspiel und einem Abzug von vier Punkten kräftig bluten.

Nach einigen Tagen der Feierlichkeiten über die Rückkehr in den Profifußball nach 23 Jahren gab es bei der DJK Vilzing noch eine 1:3-Niederlage. Dafür konnte das abschließende Heimspiel gegen den FC Augsburg 2 mit 2:0 gewonnen werden. Es schloss sich die großartige Meisterehrung an.

Top-Bilanz für den 1. FC Schweinfurt 05

Beste Heimelf, beste Auswärtself, beste Vorrunden-Mannschaft und Wintermeister - das sind die Meilensteine der Meister-Mannschaft des 1. FC Schweinfurt 05. Auch wenn 68 Punkte aus 34 Spielen nur einen Schnitt von zwei Punkten pro Spiel bedeuten, war der Jubel über den Titel natürlich riesengroß.

Nur 2016/2017, als der SSV Jahn Regensburg den Titel holen konnte, reichten dem Jahn 64 Zähler zum Titelgewinn. Im Vorjahr erreichte die DJK Vilzing als Vizemeister 69 Punkte, wäre mit diesem Wert heuer Erster geworden.

Eine Besonderheit hatte die Meisterschaft der Grün-Weißen. Denn noch nie hatte seit Einführung der Regionalliga Bayern im Jahr 2012 ein Amateurteam mit nur dreimal Abend-Training pro Woche Platz eins geholt. Alles in allem eine großartige Leistung des Teams, aller Verantwortlichen, alle Ehrenamtlichen und der Fans, die ihr Team immer super unterstützt hatten.

Nun heißt es, die Euphorie mit in die Dritte Liga zu nehmen, um auch dort zu bestehen.

GLÜCKWUNSCH ZUR MEISTERSCHAFT!

Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
2
34
65:45
59
5
34
55:40
55

Tabellenverlauf


Top-Torschützen


Top-Vorlagengeber


Team in Zahlen

Spiele
34
Spiele gewonnen
21
Spiele unentschieden
5
Spiele verloren
8
:0
Zu-Null-Spiele
9
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
4
Tore gesamt
70
Verschiedene Torschützen
15
Eigentore
2
Elfmetertore
2
Gelbe Karten
69
Gelb-rote Karten
1
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
29
Zuschauer
44546
Zuschauerschnitt
2620

Torbilanz nach Minuten


Serien

Am längsten ungeschlagen
09.11.2024 - 15.03.2025
8 Sp
18 Pkt
14:3 Tore
Am längsten ohne Sieg
17.04.2025 - 25.04.2025
2 Sp
1 Pkt
3:4 Tore
11.10.2024 - 18.10.2024
2 Sp
1 Pkt
1:2 Tore
Die meisten Siege in Folge
16.08.2024 - 06.09.2024
4 Sp
12 Pkt
8:2 Tore
Zuhause ungeschlagen
19.07.2024 - 07.03.2025
12 Sp
32 Pkt
28:8 Tore
Auswärts ungeschlagen
16.11.2024 - 25.04.2025
7 Sp
15 Pkt
16:9 Tore

Spieler-Bilanz

Spieler
29
-
1
5
11
2
-
1
2,5
2
-
-
2
-
-
-
-
-
17
1
1
6
9
1
-
-
3,7
30
3
4
7
11
8
-
-
2,6
22
5
3
17
5
2
-
-
3,7
30
14
4
4
17
6
-
-
3,0
15
-
-
13
-
2
-
-
-
10
1
-
10
-
1
-
-
-
26
13
4
5
17
4
-
-
2,8
29
1
1
2
9
5
1
-
3,0
15
-
-
14
-
2
-
-
2,8
23
1
1
2
2
2
-
-
2,8
21
4
1
14
7
1
-
-
4,0
3
-
-
2
1
-
-
-
-
1
-
-
1
-
-
-
-
-
28
2
1
3
6
4
-
-
2,4
18
1
1
1
-
4
-
-
2,6
33
12
7
3
12
1
-
-
2,7
27
-
-
3
11
7
-
-
2,8
1
-
-
1
-
-
-
-
-
10
-
1
6
4
3
-
-
2,5
32
-
-
-
-
3
-
-
3,0
1
-
-
-
-
-
-
-
-
28
6
8
4
12
4
-
-
2,6
6
-
-
3
2
1
-
-
-
29
2
-
3
4
5
-
-
2,6
9
-
1
9
-
-
-
-
-
1
-
-
1
-
-
-
-
-
9
-
-
1
2
1
-
-
2,5
Übersicht enthält nur Verbandsspiele.

Die Meisterehrung


Das Meisterspiel...


...und der Jubel danach!


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