Klaus Fischbäck im Interview: Kleine Vereine können Corona-Fälle nicht abfedern! - fussballn.de
Artikel vom 24.11.2021 10:00 Uhr
Klaus Fischbäck im Interview: Kleine Vereine können Corona-Fälle nicht abfedern!
Boxdorfs Abteilungsleiter Klaus Fischbäck spricht über die aktuelle Lage beim ASC in einer Zeit, in der es alles andere als nach Plan lief.
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Der ASC Boxdorf startete durchaus vielversprechend in die neue Spielzeit und knüpfte nahtlos an die guten Leistungen nach dem Lockdown an. Seit einiger Zeit läuft es bei den Boxdorfern nicht mehr und nun steht man zur Winterpause auf dem Abstiegsrelegationsrang. Abteilungsleiter Klaus Fischbäck spricht im fussballn.de-Interview der Woche über die Gründe der aktuellen Entwicklung und das leidige Thema Corona.
Von Daniel Karnbaum


Hallo Klaus, lass uns zu Beginn nochmal einen Blick in die abgelaufene Spielzeit werfen. Ihr seid damals miserabel in die Spielzeit 2019/21 gestartet und habt die ersten sechs Spiele verloren, ehe Corona erstmals in unser Leben trat. Wie sind deine Erinnerungen an damals?

Fischbäck:
Ja, das stimmt. Wir sind damals wirklich sehr sehr schlecht in die Saison gestartet und haben die ersten sechs Spiele allesamt verloren. Danach haben wir uns gefangen und gut gepunktet, ehe Corona für die erste Unterbrechung gesorgt hat. Ich kann mich noch gut an unser Auswärtsspiel beim FC Bayern Kickers II erinnern. Es war damals das einzige Spiel, nach der Winterpause, ehe Corona kam. Wir haben das Spiel durch ein Tor von Dominik Pöllmann mit 1:0 gewonnen und somit einen guten Start hingelegt und wollten darauf aufbauen, doch dann war ja leider erst einmal längere Zeit Schluss mit Fußball. 

Dann kam der erste Lockdown und der Fußball lag einige Zeit auf Eis. Als es dann wieder losging, ging es für die Mannschaft aber weiter bergauf und der ASC war im Vergleich zur Hinrunde nicht wiederzuerkennen...

Fischbäck: 
In der Tat hat dieser Lockdown scheinbar irgendwas bei uns ausgelöst. Wir sind super aus der langen Pause gekommen, haben direkt fünf Spiel in Folge gewonnen und standen plötzlich auf Rang 3 in der Tabelle.

Dann kam der Abbruch der Spielzeit und euer Lauf wurde jäh gestoppt. Ist man rückblickend auch etwas enttäuscht gewesen, dass die Spielzeit damals abgebrochen wurde?

Fischbäck: 
Da muss ich sagen, da schlugen wirklich zwei Herzen in meiner Brust. Das Sportlerherz sagt da natürlich "schade" und man hätte sehr gerne weitergespielt, um zu sehen, was in der Spielzeit noch möglich gewesen wäre. Dann gab es aber auch das Herz des Bürgers, das sich klar und deutlich solidarisch gezeigt hat. Corona war damals für uns alle etwas Neues und niemand wusste, wie man damit umgehen soll. Deshalb hatte ich auch vollstes Verständnis für den Abbruch der Saison. In diesem Fall gab es einfach Wichtigeres als den Fußball!

Gehen wir die Zeitreise weiter. Wie war der Plan des Vereins für die aktuelle Spielzeit?

Fischbäck: 
Nach unserer beeindruckenden Siegesserie und den tollen Auftritten der Mannschaft ist ja eine richtige Euphorie rund um den Verein in Boxdorf entstanden. Es hat einfach alles gestimmt. Diese Euphorie wollten wir dann mit einer guten Vorbereitung natürlich auch in die neue Spielzeit mitnehmen. Ich habe uns, ohne jetzt arrogant klingen zu wollen, als Favoriten auf den Aufstieg gesehen. Auch von anderen Vereinen wurden wir immer wieder als einer der Favoriten genannt.

Abwehrchef Dominik Kubitza (in weiß, Mitte) fehlt seinem ASC Boxdorf mit einem Kreuzbandriss schon eine ganze Weile und wird schmerzlich vermisst.
Jasmin Stark

Was ja auch zunächst stark danach aussah...

Fischbäck: 
Richtig! Obwohl uns zu Beginn der Saison gleich mehrere Hiobsbotschaften ereilt hatten, haben wir es auch geschafft, in die neue Spielzeit solide zu starten und standen nach fünf Spielen mit neun Punkten in den Top 3. Dann lief plötzlich kaum noch was und wir sind in eine Abwärtsspirale geraten.

Du sprichst es an. Bereits vor der Saison hattet ihr mit massiven Verletzungspech zu kämpfen. So fielen euch gleich mehrere Stammspieler längerfristig aus.

Fischbäck: 
Diese allesamt schweren Verletzungen waren für uns als Mannschaft natürlich ein schwerer Schlag. Die beiden Kubitza-Brüder, die sich beide das Kreuzband gerissen haben. Andreas Steuber verletzte sich während der Hinrunde an der Schulter und fällt bis weit in die Rückrunde aus. Auch unser reaktivierter Spieler und Co-Trainer Dominik Pöllmann ist mit einem Bandscheibenvorfall ebenso ausgefallen. Er wird, so wie es aussieht, seine Karriere auch deswegen beenden. Und mit unserem Kapitän Fabian Schwägerl, der sich die Achillessehne gerissen hat, fehlt uns natürlich auch ein Leader. Er ist auf dem Platz, mit seiner Art voranzugehen, sehr wichtig für uns. Alle diese Jungs wären bei uns Stammspieler, sodass es dann natürlich schwer für eine Mannschaft ist, solche schwerwiegenden Ausfälle zu kompensieren. 

Aktuell heißt die bittere Realität Platz 12, was den Abstiegsrelegationsrang bedeutet. Müsst ihr eure Saisonziele jetzt korrigieren?

Fischbäck: 
Aufsteigen werden wir sicher nicht mehr. Ich bin ja auch kein Fantast! Von daher müssen wir unsere Zielsetzung sicherlich korrigieren. Wir beschäftigen uns aber auch nicht mit dem Thema Abstieg, denn ich bin davon überzeugt, dass der Kader stark genug ist, um am Ende im oberen Drittel zu landen.

Ihr schielt also auch nicht ab und an mal nach unten in der Tabelle?

Fischbäck: 
Wir müssen die Tabelle natürlich im Blick behalten. Achtsamkeit ist sehr wichtig. Wir müssen aufpassen und sollten die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich verweise da immer gerne auf den Club, der damals nach dem Pokalsieg 2007 auch dachte, er sei viel zu gut besetzt, um abzusteigen, hat den Abstiegskampf dann aber nie wirklich angenommen und ist am Ende dann doch abgestiegen. Diesen Fehler dürfen wir nicht machen. 

Auch Kapitän Fabian Schwägerl (in blau), den Abteilungsleiter Klaus Fischbäck als "Maschine auf dem Platz" bezeichnet, fehlt dem ASC mit einem Achillessehnenriss schon seit Saisonbeginn. Wann der Kapitän zurückkehrt, ist noch nicht absehbar.
fussballn.de / Schlirf

Jetzt ist ja erstmal Winterpause. Besteht danach die Möglichkeit, dass der ein oder andere Langzeitverletzte schon wieder zur Mannschaft stoßen kann?

Fischbäck: Ich würde es mir wünschen, kann es mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen. Das sind allesamt schwere Verletzungen, die ihre Zeit brauchen. Wir wollen die Spieler da auch keineswegs unter Druck setzen. Bei Fabian gab es nach der OP auch immer wieder mal Rückschläge, sodass ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass einer der Langzeitverletzten nach der Winterpause wieder voll mitmischt.

Muss dann also im Winter auf dem Transfermarkt zugeschlagen werden?

Fischbäck: 
Das kann ich mir schwer vorstellen, schließe es aber auch nicht aus. Fest steht, dass wir kein Verein sind, der Spieler für teures Geld nach Boxdorf lotsen kann. Die finanziellen Mittel hätten wir auch gar nicht. Wir sind davon überzeugt, dass unser Kader stark genug ist, aber halten natürlich die Augen offen und wenn sich etwas ergeben sollte, das passt, dann machen wir es!

Corona hat uns wieder mehr und mehr im Griff und die Infektionszahlen steigen immer weiter. Zuletzt war ja auch der ASC Boxdorf von Corona betroffen.

Fischbäck: Ja, das ist leider richtig. Wir hatten vor dem Spiel gegen Türkspor II zwei Corona-Fälle in der Mannschaft und drei im Staff. Zudem haben dann auch einige Spieler ihre Bedenken geäußert, unter diesen Bedingungen nicht spielen zu wollen, aus Angst vor Ansteckung. Dafür habe ich auch das vollste Verständnis, schließlich haben viele Familie und kleine Kinder und möchten nicht das Risiko eingehen, sich anzustecken. Deshalb haben wir dann auch bei Türkspor angefragt, ob wir das Spiel verlegen können. Türkspor war hierbei sehr flexibel und wäre uns auch entgegengekommen.

Auch wenn man auf dem Abstiegsrelegationsplatz überwintert, ist man beim ASC Boxdorf von der Qualität des Kaders überzeugt. Nach der Winterpause soll es auch für die Frey-Elf wieder mehr Grund zum Jubeln geben.
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Trotzdem reichte es am Ende nicht für eine Verlegung und das Spiel wurde mit X:0 gegen euch gewertet. Wie kam es dazu?

Fischbäck:
Ja, das stimmt leider. Ich möchte aber nochmals betonen, dass das nicht am Gegner Türkspor II lag! Der Verband hatte uns mitgeteilt, dass zwei Corona-Fälle innerhalb der Mannschaft nicht reichen würden, um ein Spiel abzusagen. Dann verlieren wir auch noch das Spiel, nur weil wir Corona-Fälle haben beziehungsweise manch einer Bedenken hat. Sowas ist für mich nicht nachvollziehbar! Die ganze Welt ist von Corona und den dadurch entstehenden Einschränkungen betroffen, doch bei einem Kreisklassen-Spiel im Amateurfußball sind wenige Infektionsfälle und Bedenken hinsichtlich Ansteckung nicht ausreichend, ein Spiel in die Rückrunde verlegen zu können. Da sollten die Verantwortlichen schnellstens darüber nachdenken, es einfach flexibel zu halten und eine Mannschaft nicht auch noch dafür zu bestrafen. Genau das ist nämlich passiert. Wir haben für das abgesagte Spiel nun einen Sportgerichtsfall. Da sollte man meiner Meinung nach darüber nachdenken, ob das im Sinne des Sports ist! Kleine Vereine, wie wir es sind, haben eben keinen 30-Mann-Kader und können Corona-Fälle nicht abfedern!

Hättest du vom Verband mehr Verständnis für die aktuelle Situation erwartet?

Fischbäck:
Was ich mir gewünscht hätte, dass die Entscheidung im speziellen Fall nicht an einem Gruppenspielleiter hängen muss, sondern dem Vereinen schon aus Menschenverständnis heraus zugestanden wird, dass die Austragung des Spiels unter den besonderen Umständen in einer Pandemie eben nicht möglich ist. Wir machen uns so eine Absage auch selbst nicht leicht.

Wie ist deine Einschätzung zur aktuellen Corona-Situation? Denkst du, man wird die Saison auf normalen Weg zu Ende bringen können?

Fischbäck: Ich denke schon, dass wir die Saison auf jeden Fall zu Ende spielen können. Es kann aber immer wieder einmal sein, dass wir zu Spielpausen aufgrund von Corona gezwungen sind. Da sehe ich es als Aufgabe des Verbands an, Konzepte zu entwickeln, die in solch einem Fall greifen. Da muss man eben auch mal runter bis zur Basis, zu den sogenannten "Kleinen", um zu erfahren, wie sie darüber denken. Es ist einfach mehr Flexibilität vom Verband notwendig.

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Steckbrief K. Fischbäck

Alter
65
Nation
Deutschland

Tabellenverläufe


Bilanz ASC Boxdorf

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
3. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2022/23
3. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2021/22
9. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
3. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2018/19
7. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2017/18
13. 
Kreisliga Nürnberg
2016/17
3. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2015/16
2. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2014/15
15. 
Kreisliga Nürnberg
2013/14
8. 
Kreisliga Nürnberg
 
2012/13
1. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2011/12
6. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2010/11
2. 
A-Klasse 7 Nürnberg/Frankenhöhe
2009/10
2. 
A-Klasse 11 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2009/10
2. 
A-Klasse 11 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2008/09
14. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2007/08
7. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2006/07
4. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2005/06
3. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2004/05
10. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2003/04
3. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2002/03
16. 
Kreisliga Nürnberg
2001/02
7. 
Kreisliga Nürnberg
 
2000/01
1. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
1999/00
2. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
1998/99
14. 
Kreisliga Nürnberg
1997/98
2. 
B-Klasse (KK) Nürnberg/Fürth Mitte
1987/88
14. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
1975/76
1. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 

Tabelle Kreisklasse 4

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
15
40:23
29
3
15
35:31
26
5
15
27:36
22
6
15
24:17
21
8
15
25:28
20
9
15
32:33
19
10
15
26:30
18
12
14
30:30
18
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Daten ASC Boxdorf

ASC Boxdorf
Gründung: 1933
Farben: blau-weiß-schwarz

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