Artikel vom 24.11.2020 07:00 Uhr
Spielen die Herren auch über die Saison hinaus noch am Schweinauer Buck?
Mit sieben Punkten aus drei Spielen mischt der Post SV III weiter voll mit im Aufstiegsrennen der A-Klasse 7. Doch wie lange es noch die Fußball-Herren in Schweinau unter dem Dach des Post Sportverein geben wird, erscheint äußerst fraglich. Der Post SV IV hat bereits abgemeldet und der erste Anzug am Schweinauer Buck die Kündigung zum Saisonende eingereicht.
Schweinauer 2. Mannschaft bereits abgemeldet
Wie bei vielen anderen Vereinen auch, so hat der Lockdown und die Corona-Pandemie in Schweinau seine Spuren
hinterlassen. Die Abmeldung des Post SV IV, der 2. Mannschaft am Schweinauer
Buck, war Ende September unumgänglich. „Bereits davor mussten wir immer wieder kämpfen, dass
wir genug Spieler für unsere 2. Mannschaft zusammen bekommen. Nachdem man
wieder trainieren durfte, hat sich abgezeichnet, dass wir einen Stamm von ca. 16
bis 18 Spielern haben, die regelmäßig kommen. Da macht es einfach keinen Sinn,
weiterhin mit zwei Mannschaften an den Start zu gehen“, erklären die
Verantwortlichen in Hinblick auf die zusätzliche Problematik, dass eben im
dünnen Kader auch verletzte oder am Wochenende verhinderte Spieler fehlen
würden. „Wenn man dann für jedes Wochenende herumtelefonieren muss, damit einem
genug Spieler zur Verfügung stehen, macht das einfach keinen Spaß. Zudem haben
die Ergebnisse und auch die Tabellensituation deutlich gemacht, dass man auch
in der B-Klasse komplett ohne Training nicht bestehen kann.“
Auf "sinnvollen" Trainingsstart gewartet
Aber auch was den Fortgang bei der 1.
Mannschaft in Schweinau, also dem Post SV III, anbelangt, so merkte man im Zuge
der Corona-Pause, dass viele aus der nicht mehr so ganz jungen Truppe die
trainingsfreie Zeit auch “anderweitig“ genutzt hatten, um einfach mal mehr Zeit
für die Familie zu haben. Obwohl der Post SV Nürnberg bereits relativ früh ein
Konzept entwickelt hatte, wie man den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen kann, war
allerdings für die Herren im Sportpark Schweinau schnell klar, dass man das
Training erst dann wieder aufnehmen würde, wenn man wirklich “sinnvoll
trainieren“ kann: „Nur Passübungen machen, laufen und dafür ein bürokratischer
Aufwand von mehreren Liste – das wollte eigentlich keiner bei uns.“
Schweinaus Trainer Soner Ortakasapbasi
fussballn.de
Freude am Fußball im Mittelpunkt
Als die Begebenheiten dann wieder einen Fußball-Trainingsbetrieb
gestatteten, war man nach der langen Pause erst einmal alle froh, dass sich alle
einfach wiedersehen konnten. Eine klassische Vorbereitung in diesem Sinn gab es
indes nicht. „Für uns stand im Mittelpunkt, dass wir wieder kicken können
und die Freude am Fußball da ist. Natürlich macht man die ein oder andere
Laufeinheit, übt ein paar taktische Dinge ein, aber es stand ja ohnehin in den
Sternen, wann es genau weitergeht. Die Verlegung der Wiederaufnahme des
Saisonstarts um zwei Wochen hat uns in unserem Ansatz dann letztendlich auch
darin bestätigt, dass es keinen Sinn macht, sich in dieser Situation auf einen festen
Termin vorzubereiten.“
Eine fast perfekte Punktausbeute beim Re-Start
Nach traditionell schlechten Ergebnissen in der Vorbereitung lief es bei den Punktspielen für den Post SV III dafür wieder nahezu perfekt.
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Die Ergebnisse in den
Vorbereitungsspielen waren überschaubar. „Wir haben eigentlich fast jedes Spiel
verloren, das hat bei uns aber schon fast Tradition“, waren die Schweinauer mit
einem Augenzwinkern dennoch zuversichtlich für den Saisonstart. Denn man wusste
auch, was in den Vorbereitungsspielen schiefgelaufen war, dass es einfach nötig
war, etwas mehr in die Waagschale zu werfen, wenn es wieder um Punkte geht. „Mit
zwei Siegen und einem Unentschieden war der Re-Start in der Liga dann schon ok,
wobei uns der Punktverlust gegen Megas Alexandros schon mächtig geärgert hat, da
wir uns den Ausgleich erst in der Nachspielzeit eingefangen haben“, sagt
Innenverteidiger Dieter Krestel.
Auch wenn derzeit keiner genau weiß,
wann es weitergeht, sind die Schweinauer nach dem Re-Start weiterhin im
Aufstiegsrennen dabei. Doch die Tabellensituation ist nicht allein
ausschlaggebend für die Post-Kicker in der A-Klasse 7, wie Krestel betont: „Wenn
uns die aktuelle Situation etwas deutlich gemacht hat, dann ist es, dass es
eigentlich vorrangig nicht um den Tabellenplatz, Aufstieg usw. geht, sondern
einfach nur darum, gemeinsam kicken zu können und Spaß am Fußball zu haben. Und
das steht bei uns im Vordergrund, wobei wir den Aufstieg natürlich gerne
mitnehmen würden und es schon auch unser Ziel ist, so lange wie möglich oben
mitzuspielen.“
Ligapokal lief nebenbei - mit Stürmer als Elfmeterkiller
Der Ligapokal lief hingegen eher so
nebenbei, auch da die Post-Dritte in den Ligapokalspielen bei der Aufstellung
immer etwas improvisieren mussten. Beispielsweise weil Stammkeeper Phillip Laudel zurzeit
beim Hausbau sehr eingebunden ist und daher nur in der Liga zur Verfügung steht. Da sein Ersatzmann verletzt ist, musste Coach Soner Ortakasapbasi sich
für beide Spiele auf der Torwartposition etwas einfallen lassen. Gegen den Türk
FK Gostenhof fehlten zudem noch weitere sechs Stammkräfte, was sich dann auch
in der 3:5-Niederlage widerspiegelt. Im letzten Spiel vor dem erneuten Lockdown
gegen DJK BFC gelang dennoch ein 3:1-Sieg in einem wirklich verrückten Spiel:
Der eigentlicher Stürmer Yasin Kozak hielt beim Stand von 2:1 in der 90. Minute
einen Elfmeter. „Dass der Yasin Tore schießen kann, war mir bekannt, dass er
das als Torwart so gut macht, hat mich dann doch etwas überrascht“, lacht
Krestel rückblickend.
Kapitän Yasin Kozak geht in der Regel auf Torejagd, im Ligapokal stand er ausnahmsweise zwischen den Pfosten und wurde mit einem gehaltenen Elfmeter prompt zum Matchwinner.
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Die personelle Situation für die Truppe
aus Schweinau bleibt weiterhin eine spezielle. Denn eine Blutauffrischung aus
dem Nachwuchs gibt es mangels eigener A-Jugend (besetzt sind die Junioren in Schweinau von der C- bis zur F-Jugend) eigentlich nie. „Ein
bisschen frischer Wind würde uns da sicherlich ab und an mal guttun. Zudem müssen
wir uns nach jeder Saison selbst um Neuzugänge kümmern, da überlegt dann die
gesamte Mannschaft immer, ob man noch jemanden kennt, der zu uns passt und ob man
sich den Transfer auch‚ 'leisten' kann. So haben wir vor der Saison ein paar gute
Jungs für uns gewonnen, die sowohl fußballerisch top sind als auch vom
Charakter perfekt zu uns passen“, so Krestel. Für die verlängerte Saison gibt
es aktuelle keine weiteren Neuzugänge.
Zukunft in Schweinau ungewiss
Wie es mit dem Fußball in Schweinau in
der Zukunft überhaupt weitergeht, steht zurzeit in den Sternen. Das hat mehrere
Gründe: Der ein oder andere Spieler hat schon das Gefühl, dass Fußball in
Schweinau eher so nebenbei läuft. Ein Bespiel dafür ist, dass man eigentlich
die komplette Zeit auf dem C-Platz trainieren muss, da der Post SV den A-Platz
für andere Mannschaften und Sportarten reserviert. Dieser Umstand und ein paar
weitere Kleinigkeiten stoßen dem ein oder anderen dann schon sauer auf.
Außerdem gibt es den ein oder anderen
Spieler, der aus familiären Gründen kürzertreten will oder irgendwann mal auch
ans Kicken bei den Alten Herren denkt. „In unserer Innenverteidigung kommen wir,
Daniel Schlecht und ich, zusammen schon auf 70 Jahre, da denkt man vor allem
nach so einer Saison natürlich schon darüber nach, ob man noch ein Jahr
dranhängt“, so Krestel.
Dieter Krestel blutet als alter Schweinauer das Herz, wenn er daran denkt, dass nach der Saison für die Mannschaft das Ende kommen könnte.
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Aktuell ist es so, dass fast die
komplette Mannschaft zum Ende der Saison gekündigt hat. „Als alter Schweinauer,
der seit ca. 15 Jahren in der 1. Mannschaft in Schweinau spielt, blutet mir da
schon etwas das Herz, das muss ich ehrlich sagen“, sagt der 35-Jährige, wenngleich der
Schritt sich aus Sicht von Krestel angebahnt hat: „Es hatte sich bereits in den letzten Jahren
abgezeichnet, dass dieser Zeitpunkt vielleicht irgendwann kommen wird, da unser
Trainer Soner und ein paar andere Spieler eigentlich alles in Eigenregie
organisieren“, erklärt Krestel und hofft aber doch noch auf eine Wende zum
Positiven: „Wer weiß, was noch kommt, wer weiß, wann man wieder normal Fußball
spielen darf und wer weiß, ob es dann nicht vielleicht doch noch Ideen und
Gespräche gibt, wie man den Ball auch in Zukunft am Sportpark Schweinau rollen
lassen kann.“