Artikel vom 02.07.2019 06:00 Uhr
Die Regeländerungen für die kommende Saison gelten seit dem 1.
Juli 2019. Neben einigen kosmetischen Modifikationen, bringen sie aber auch
teils eklatante Neuerungen. Wir sprachen mit dem Lehrwart der SRG
Bamberg, Michael Demus, über die wichtigsten Änderungen im Regelwerk.
Die Regeländerungen der
FIFA basieren auf folgender Strategie: das Verhalten der Spieler verbessern,
den Respekt fördern, die Spielzeit verlängern und das Spiel fairer und
attraktiver machen. Und hier nun die wichtigsten Punkte:
1. Auswechselvorgang
Der Spieler, der ausgewechselt
wird, muss…
… das Spielfeld verlassen (vom
SR die Erlaubnis zum Verlassen des Spielfeldes haben)
… das Spielfeld über die nächste Begrenzungslinie verlassen, außer der SR
erteilt eine andere Weisung (z.B. bei Verletzung oder Sicherheitsgründen)
… sich sofort in die
„Technische Zone“ oder den Umkleideraum begeben.
Verweigert sich ein Spieler
gegen die Auswechselung, wird das Spiel fortgesetzt.
Neu ist also der Umstand, dass
der Wechsel nicht mehr an der Mittellinie vollzogen werden darf, es sei denn, der SR
zeigt das an, oder der Spieler steht sowieso in der Nähe.
2. Rechte und Pflichten
Maßnahmen gegen Teamoffizielle
- Ermahnung
- Verwarnung („gelbe Karte“) - auch 2. gelbe Karte = gelb/rot
- Ausschluss („rote Karte“)
Ab sofort sind also auch
Verwarnungen und Feldverweise gegen Teamoffizielle möglich. „Das ist eine der
sehr sinnvollen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Schiedsrichter“, so Demus,
der dabei die wöchentlichen Schmährufe, Beleidigungen und Angriffe gegen die SR
im Hinterkopf hat. Diese stellen nach wie vor das Gros dessen dar, warum junge
SR nach nur kurzer Tätigkeit wieder aufhören. „Damit können wir die Heißsporne
an der Linie jetzt gut bändigen!“
Kann der Täter nicht identifiziert
werden, wird die Disziplinarmaßnahme gegen den höchstrangigen Trainer in der
Technischen Zone ausgesprochen. Der Trainer ist also noch mehr als bisher
sowieso schon für das Verhalten der übrigen Teamoffiziellen verantwortlich. „In
der technischen Zone“ heißt im Übrigen, dass ein Spielertrainer, der sich zum
fraglichen Zeitpunkt auf dem Feld, also nicht innerhalb der technischen Zone befindet,
nicht belangt werden kann; in diesem Fall eben der „höchstrangige“ in der
techischen Zone. Sollte sich der Spielertrainer aber – u.U. nach einem Wechsel –
dort befinden, dann wäre natürlich er zu belangen (wodurch bsp. das Rückwechselrecht
beeinträchtigt sein könnte).
Michael Demus ist ab sofort auch vermehrt in Sachen Regelkunde unterwegs und wird versuchen die Vereine bestmöglich über die Neuerungen zu informieren.
anpfiff.info
3. Verletzungen
Ein verletzter Spieler darf nach einer Behandlung nur
im Ausnahmefall auf dem Spielfeld verbleiben.
Neue Ausnahme
… wenn ein Strafstoß verhängt wurde und der verletzte Spieler ist der
Schütze.
4. Münzwurf und Anstoß
Das Team, das beim Münzwurf
gewinnt, entscheidet auf welches Tor es in der 1. Halbzeit spielt oder ob es
den Anstoß durchführt.
Bisher durfte sich der Sieger der
Platzwahl aussuchen, in welche Richtung er spielen wollte. Diese Regelung ist
ab sofort obsolet. Dadurch dass seit der letzten Regeländerung direkt aus dem
Anstoß ein Tor erzielt werden kann, soll mit der neuerlichen Modifizierung der
Anstoß noch dynamischer gestaltet werden.
5. Schiedsrichterball
Er wird ausgeführt mit einem Spieler des Teams, das zuletzt den Ball
berührt/gespielt hat, an der Stelle, wo der letzte Kontakt mit einem Spieler,
einer „Drittperson“, oder einem Spieloffiziellen war. Alle anderen Spieler
(beider Teams) müssen einen Mindestabstand von vier Metern zum Ball einhalten, bis
dieser im Spiel ist.
Die Mannschaft, die vor dem SRB zuletzt in Ballbesitz war, darf also
einen Spieler stellen, der den SRB ausführt. Alle anderen Spieler müssen
mindestens vier Meter entfernt stehen. „Das ist also ein wünschenswerter Vorteil
für die Mannschaft, die zuletzt in Ballbesitz war“, so Demus. Aus
Fairnessgründen wurde das bisher sowieso schon so gut wie immer so gehandhabt.
Der Ball ist übrigens im Spiel, sobald er den Boden berührt hat.
6.
Ball aus dem Spiel
Der
Ball ist aus dem Spiel, wenn ihn ein Spieloffizieller (also
auch der SR) berührt,
er aber auf dem Spielfeld bleibt und…
… ein Team einen aussichtsreichen Angriff auslöst oder
… der Ball geht direkt in ein Tor oder
… das Team, das den Ballbesitz hat, wechselt.
Der SR hat in diesen Fällen das Spiel zu unterbrechen.
Spielfortsetzung: SRB
Dass ein Team einen Vorteil erlangt oder gar ein Tor erzielt, nachdem der
Ball versehentlich von einem Spieloffiziellen – insbesondere natürlich vom SR –
berührt wurde, kann sehr unfair sein. Deshalb diese Änderung, die auch Demus
als „sehr gut“ empfindet.
7. Handspiel
Ein Vergehen liegt
vor, wenn ein Spieler
- den Ball absichtlich mit der Hand bzw. dem Arm berührt,
- den Ball mit der Hand bzw. dem Arm berührt und danach ins gegnerische Tor trifft bzw. zu einer Torchance kommt,
- seinen Körper aufgrund seiner Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrößert,
- sich seine Hand-/Armhaltung auf oder über Schulterhöhe befindet (auch beim Grätschen).
Kein Vergehen liegt
vor, wenn ein Spieler
- sich den Ball selbst an die Hand spielt,
- die Hand bzw. der Arm nah am Körper sind,
- seinen Körper aufgrund seiner Hand-/Armhaltung nicht unnatürlich vergrößert,
- sich beim Fallen mit der Hand bzw. dem Arm auf dem Boden abfängt.
Ausnahme: Handspiel bei der
Torerzielung
Es wird kein Tor anerkannt, das
mit der Hand / dem Arm erzielt wurde. Egal, ob das Handspiel absichtlich oder
unabsichtlich war.
Bezüglich des Handspiels wurde
also für etwas mehr Klarheit gesorgt. „Ob diese Regeländerungen das Handspiel
allerdings aus der Diskussion führen, wage ich zu bezweifeln“, so Michael
Demus.
8.
Torwartspiel
Wenn
ein Torhüter innerhalb seines Strafraums nach einem Zuspiel des Mitspielers mit
dem Fuß oder nach einem Einwurf
… den
Ball mit der Hand/dem Arm berührt, es sei
denn, er hat den Ball bei einem Klärungsversuch eindeutig mit dem Fuß gespielt
oder zu spielen versucht,
hat
der Schiedsrichter auf Weiterspielen zu entscheiden.
Erklärung:
Misslingt es einem TW den Ball nach dem Rückspiel eines Mitspielers mit dem Fuß
zu spielen, so darf er ihn danach in die Hand nehmen, weil er eindeutig keine
Absicht hatte, den Ball ursprünglich in die Hand zu nehmen.
9. Disziplinarmaßnahmen
Aussprechen einer persönlichen Strafe (Gelb oder Rot).
Eine Spielfortsetzung ist grundsätzlich erst nach dem Zeigen der Karte möglich.
Ausnahme:
Zeigen
der Karte in der nächsten Unterbrechung ist möglich:
… bei
einer „schnellen Freistoßausführung“ zum Erlangen einer klaren Torchance
… und
wenn der SR noch nicht mit dem Prozedere begonnen hat
Erklärung:
Wird ein Angriff mit einem verwarnungs- oder feldverweiswürdigen Vergehen
gestoppt, kann das angreifende Team den fälligen Freistoß schnell ausführen, um
den vereitelten Angriff sofort fortzusetzen. Die Verwarnung wird in der
nächsten Spielunterbrechung ausgesprochen. Allerdings gilt es bei einer
Notbremse zu beachten, dass dann keine Rote Karte mehr gezeigt werden kann,
sondern nur noch Gelb! Das ganze Prozedere ist aber nur möglich, wenn der SR
nicht schon mit dem Verfahren für das Zeigen einer Karte begonnen hat.
10. Abstoß und Freistoß im Strafraum
Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuß gespielt
wurde und sich eindeutig bewegt.
Dies
gilt auch für Freistöße der Verteidigung im eigenen Strafraum. Bis der
Ball im Spiel ist, müssen sämtliche Gegner einen Abstand von 9,15 Metern zum
Ball einhalten und bei Freistößen innerhalb des gegnerischen Strafraums
außerhalb dessen stehen.
Erklärung: Durch diese Regelung soll das Spiel
schneller und flüssiger gemacht werden. Der Ball muss nun also nicht mehr
zwingend den Strafraum verlassen, um im Spiel zu sein. Gleichwohl müssen die
Gegenspieler nach wie vor außerhalb des Strafraums bleiben. Das gilt auch für
Abstöße. Diese Regelung wird sicherlich gut angenommen werden und wird
andernorts „schon seit Längerem“ erfolgreich praktiziert, so Demus.
11. Freistöße
Bilden
drei oder mehr Verteidiger eine Mauer, müssen alle Spieler des angreifenden
Teams einen Abstand von mindestens 1 Meter zur Mauer einhalten, bis der Ball im
Spiel ist.
Erklärung: Damit sollen die Unruhe und das
Zeitschinden bei Freistößen eingedämmt werden. Sollte ein Angreifer gegen die
Regel verstoßen, zieht das einen indirekten Freistoß gegen ihn nach sich. Aus
dem Vorteil kann also ganz schnell ein Nachteil werden.
12. Strafstoß
Der Torhüter muss sich bei der Durchführung mit einem
Teil eines Fußes auf oder über der Torlinie befinden.
13. Einwurf
Alle Gegner müssen einen Abstand von mindestens zwei Meter einhalten.