Artikel vom 11.04.2018 06:00 Uhr
Saim Kök (2.v.l.) freut sich auf die Zusammenarbeit im Trainerteam mit Markus Kaiser (links), Sascha Rurainski (2.v.r.) und Edin Kacar.
Nachdem Jasmin Halilic elf Spielzeiten den FC Bayern Kickers als Trainer führt, löst ihn zur neuen Saison sein ehemaliger
Co-Trainer und Schützling Saim Kök ab. Der 32-Jährige sprach mit fussballn.de
über seinen derzeitigen Verein FC Eschenau, die Herausforderung bei Bayern
Kickers und seine Vorbilder.
Vor einem Jahr zog es das selbsternannte „Stadtkind“ in die
15.000-Einwohner-Gemeinde Eckental, wo er sich mittlerweile gut eingelebt hat. Saim Kök fühlt sich pudelwohl, hat sich gut eingelebt und ist nun auch Mitglied in einem
Angelverein. Auch den Fußballverein des Ortsteils Eschenau, den FCE, schätzt er
sehr. Er bewundert den Zusammenhalt und die Motivation der 1. Mannschaft,
lobt aber auch die Jugendarbeit: „Ich habe hier eine sehr motivierte,
trainingsfleißige und lernwillige Mannschaft vorgefunden, die auch versucht
meine Ideen umzusetzen und das steigert dann natürlich auch meine Motivation,
wenn ich das Gefühl bekomme, dass die Mannschaft meine Ideen annimmt. Es ist
ein eingeschworener Haufen, sowohl innerhalb der Mannschaft als auch im
kompletten Verein, wenn man bedenkt, dass Spieler der 1. und 2. Mannschaft Juniorenmannschaften trainieren. Da macht es mich sehr stolz, mich
für diesen Verein zu engagieren."
Kurzfristiges Ziel: Eschenauer Absturz verhindern
"Die Spieler setzen sich wirklich für den
Verein und den Klassenerhalt ein, und auch in Anbetracht dessen, dass viele
talentierte junge Spieler aus der Jugend rauskommen, ist der Klassenerhalt
enorm wichtig, um eben diesen Spielern eine Perspektive zu bieten.“ Unter Kök
folgte auf die 0:2-Derbyniederlage in Forth ein torloses Remis gegen den
direkten Konkurrenten aus Wichsenstein und zuletzt ein 3:0-Sieg gegen Egloffstein.
Die Eschenauer hängen noch im Abstiegskampf, nachdem man in der
Vorsaison sogar noch um den Aufstieg ins Kreisoberhaus mitspielte. Der Verlust
vieler Leistungsträger, die schwere Situation für ein junges Team und nicht
zuletzt auch die durch die Sanierungsmaßnahmen entstandenen harten Sandplätze,
die die Trainingsbedingungen erschweren, trugen und tragen ihren Anteil zum
Absturz des FCE binnen weniger Monate bei. Kök glaubt dennoch an den
Klassenerhalt, die Fortschritte des Teams stimmen ihn optimistisch: „Insgesamt
haben wir unsere Arbeit gegen den Ball verbessert, das war das Hauptaugenmerk
nachdem man in der Hinrunde 46 Gegentore in 15 Spielen kassierte. Hinten passt
das, aber unser Problem momentan ist die fehlende Durchschlagskraft und
Kaltschnäuzigkeit in der Offensive. Ich denke, wir brauchen einfach noch ein
bisschen Zeit.“
Herzensangelegenheit BaKi
Zeit hat Kök bis zum Saisonende, in der darauffolgenden
Saison wartet für ihn eine neue Herausforderung im Nürnberger Norden, die er
selbst als „Herzensangelegenheit“ beschreibt: Beim FC Bayern Kickers, wo Saim Kök
2010 als Spieler in die Bezirksliga aufstieg, tritt er dann in die Fußstapfen seines damaligen Trainers Jasmin Halilic, der nun in der elften Spielzeit BaKi
coacht und dabei fünf Jahre lang von Kök als Trainer der 2. Mannschaft und Co-Trainer der 1. Mannschaft unterstützt wurde.
Die Kleinreuther setzen beim Umbruch in der neuen Saison auf ein
Trainerteam, das den Verein bereits bestens kennt: Kök als zukünftiger Trainer
der ersten Garde wird unterstützt vom Torwart(-Trainer) Markus Kaiser, Edin Kacar,
der Kaiser als Trainer der Zweiten ablöst, und Michael Pröbster, der sich bislang um die Belange der AH-Mannschaft gekümmert hatte und künftig sowohl als
Co-Trainer als auch als Team-Manager fungieren wird.
Athletiktrainer kommt vom Club
Ein neues Gesicht gibt es dann im Trainerteam an der Neusorgstraße doch, denn Sascha Rurainski, der momentan
beim 1.FC Nürnberg die Profis als Physiotherapeut pflegt, wird bei BaKi ab der kommenden Saison für die Athletik des Teams
zuständig sein.
Auch bezüglich der Spieler kommt es zu einem Umbruch:
Während Kök auf den einen oder anderen Spieler, der die Karriere ausklingen lassen wird, verzichten muss, sicherte sich der Trainer bereits die feste Zusage von mehreren seiner
„Wunschspieler.“ Es fehlen "nur noch zwei oder drei Spieler, dann ist die
Mannschaftsplanung frühzeitig abgeschlossen."
Generell arbeitet Kök bereits jetzt
sehr viel, um die Grundlagen für eine erfolgreiche Zeit bei BaKi zu legen: Er
verfolgt die Spiele, pflegt häufigen Kontakt zu einzelnen Spielern, macht sich
regelmäßig ein Bild von der Mannschaft und holt sich das Feedback ein. Auch
daran merkt man Köks Vorfreude auf die kommende Herausforderung: „Ich freue
mich, dass ich wieder zurück komme, es ist mein Heimatverein. BaKi lässt mir
alle Möglichkeiten so zu arbeiten, wie ich mir das vorstelle. Ich verspüre auch
keinen Druck seitens des Vereins, den Druck mache ich mir selbst, ich will und
muss mir auch selbst beweisen, dass ich in der Bezirksliga trainieren kann.“ Die Bezirksliga, die es aktuell zu halten gilt, ist laut Kök mittelfristig die richtige Liga für die Kickers,
das Hauptziel ist dabei der „problemlose Klassenerhalt samt Weiterentwicklung der
einzelnen Spieler."
Viel gelernt bei Halilic und Koschinat
Diese strebenswerte Weiterentwicklung, die Möglichkeit seine Ideen
umzusetzen und der weitreichende Einfluss eines Trainers auf die sportliche
Situation eines Vereins faszinieren Kök am Traineramt. „Man lernt nie aus, das
ist das Schöne", schwärmt er von seiner Aufgabe und verweist auf seine
Hospitation bei Fortuna Köln unter Trainer Uwe Koschinat, von dem er sowohl bezüglich der
Trainingsgestaltung als auch der Ansprache und seines Auftretens besonders angetan war. Auch Pep Guardiola und Jasmin Halilic zählt Kök zu seinen
Idolen: „Was das Fußballerische angeht, bin ich ein großer Fan von Pep
Guardiolas Ballbesitzfußball. Auch einige regionale Trainer schätze ich sehr,
allen voran meinen Vorgänger bei Bayern Kickers, Jasmin Halilic, der mich als
Trainer ausgebildet hat und dem ich sehr dankbar bin für die Zeit, die er sich
genommen hat, um mich als Trainer zu entwickeln. Er wird immer ein Vorbild für mich sein, auf seine Meinung lege ich sehr viel wert.“
Trainer-Vorbilder: Uwe Koschinat (Fortuna Köln) und seinen Vorgänger bei Bayern Kickers Jasmin Halilic schätzt Saim Kök besonders.
fussballn.de/Schlirf
Neben Koschinats Fortuna, die möglicherweise erneut zum Trainingslager in Kleinreuth aufschlägt, zählt Kök den 1. FC Nürnberg, für
den er selbst in der A-Jugend auflief, und Galatasaray Istanbul zu seinen
Lieblingsvereinen. Die Leidenschaft für „Cimbom“ verdankt Kök seinem Vater:
„Mein Vater ist Gala-Fan und dadurch hatte ich auch keine andere Wahl. Mein
erstes Trikot war von Galatasaray. Ich hab die ersten Erfolge, wie den Sieg im
UEFA-Cup, als Kind mitbekommen und aus dieser Euphorie kam ich dann nicht mehr
raus.“
Seine Kinder wird er zwar nicht wie sein Vater zu Gala-Fans „erziehen“,
dennoch würde er sich freuen, wenn sie seine Leidenschaft für den Fußball und
für den türkischen Club teilen würden. Während die Tochter kein Interesse am
Ballsport zeigt, sieht die Sache bei Köks vierjährigem Sohn Levin anders aus: „Er
singt die Lieder von Gala, spielt gerne und trägt die Trikots, vielleicht fängt
er auch mal in einem Verein an.“ Vielleicht teilt er die Liebe zum Sport,
vielleicht spielt er sogar irgendwann bei BaKi, und vielleicht versteht er
dann, warum es für seinen Vater eine „Herzensangelegenheit“ ist, bei diesem
Verein zu trainieren.