Thomas Raßbach im Interview: Die Mammutrelegation war ein Fehler! - fussballn.de
Artikel vom 15.03.2023 07:00 Uhr
Thomas Raßbach im Interview: Die Mammutrelegation war ein Fehler!
Der Kreisvorsitzende Thomas Raßbach spricht im fussballn.de-Interview der Woche über die Zukunft des Spielbetriebs im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe.
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INTERVIEW An den Runden Tischen wurde gemeinsam mit Vereinsvertretern in der Winterpause am Spielbetrieb der kommenden vier Jahre im BFV-Kreis Nürnberg/Frankenhöhe gebastelt. Der Kreisvorsitzende und Kreisspielleiter Thomas Raßbach spricht im fussballn.de-Interview der Woche über die Änderungen, räumt Fehler in der Halle und Relegation ein und fordert die Schiri-Gruppen im Kreis auf, den guten Beispielen zu folgen.
Von Marco Galuska


Das Pokal-Wochenende lief im Ligapokal mit wenigen Ausnahmen durch. Im Toto-Pokal fiel das Halbfinale komplett aus. Wie zufrieden bist du mit dem ersten „Pflichtspiel-Wochenende“?

Thomas Raßbach (58):
Unter Berücksichtigung des eher ungünstigen Wetters bin ich doch sehr zufrieden. Ich denke auch, dass die Vereine froh waren, mit einem Verbandsspiel nunmehr die Winterpause zu beenden.

Wann werden die Pokalspiele nachgeholt?

Raßbach:
Der TOTO-Pokal wird voraussichtlich am Ostermontag gespielt, die anderen Spiele wurden in Abstimmung von Vereinen und Spielleiter neu angesetzt.

Apropos Nachholtermine. An den Runden Tischen wurde eine klare Regelung zu den Terminen nach der Winterpause getroffen. Wie kam es dazu? Und warum kam man da eigentlich nicht früher drauf?

Raßbach:
Die Situation war diesmal schon etwas extremer wie in den letzten Jahren. Auch die jetzige Lösung bietet einiges an Nachteilen, mehrere Doppelspieltage zu Beginn des neuen Jahres, deutlich frühere Anstoßzeiten bei Vereinen ohne Flutlicht etc. Aber wir haben immer betont, dass viele Dinge zum Spielbetrieb die Vereine selbst regeln dürfen. Das Ergebnis zu diesem Thema war klar formuliert durch die Vereine – jetzt warten wir mal ab, was passiert, wenn wir das die kommende Saison so umsetzen. (schmunzelt)

Wie würdest du das Instrument der Runden Tische definieren?

Raßbach:
 Die Runden Tische habe ich nach meiner erstmaligen Wahl zum Kreisvorsitzenden eingeführt. Hintergrund war der Vorwurf der Vereine hinsichtlich mangelnder Planungssicherheit zum Spielbetrieb. Nachdem ein Großteil des Spielbetriebes jedoch von den Vereinen selbst geregelt werden kann, haben wir die Runden Tische immer im Winterhalbjahr nach dem Kreistag abgehalten und den Spielbetrieb für die kommenden vier Jahre festgelegt.

"Wir von der Spielleitung setzen nur den Vereinswunsch als Dienstleister um!"
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Welche wesentlichen Änderungen haben die Runden Tische nun für den künftigen Rahmenterminplan ergeben?

Raßbach:
Na ja, die Tendenz bei den Vereinen geht schon Richtung längerer Sommerpause, nicht nur im Raum Nürnberg, wo gerade die ausländischen Vereine auf städtischen Plätzen so ihre Probleme haben. Die neue Gestaltung des Rahmenterminkalenders ist daher besonders spannend, um die Spiele in dem vorgegebenen Zeitfester unterzubringen. Unter der fortan geltenden Prämisse 1. Spieltag am 3. Wochenende im August, letzter Spieltag im alten Jahr am 3. Wochenende im November, dem ersten Spieltag im neuen Jahr am 3. Wochenende im März und einem Saisonende am 2. Wochenende im Juni bei spielfreiem Ostern und Pfingsten bringe ich in der Saison 2023 / 2024 genau 25 Spieltage unter. Das heißt, A- und B-Klasse müssen bereits einen Doppelspieltag spielen. Kreisliga und Kreisklasse haben vier Spieltage mehr und sie wollen ja möglichst die Heimspiele mit der 2. Mannschaft zusammen haben. Das heißt, dass wir die vier zusätzlichen Spieltage zeitnah in Doppelspieltagen unterbringen müssen. Neben dem 03.10. und 01.11. müssen wir daher jedenfalls zwei „echte“ Doppelspieltage unterbringen, voraussichtlich immer in der ersten Saisonhälfte bzw. im alten Jahr.

Über die Länge der Relegation wurde im Vorjahr heftig diskutiert. Aber ab nächster Saison wollen die Vereine laut Ergebnis der Runden Tische auch wieder die Tabellendritten dabei haben. Wie passt das zusammen?

Raßbach:
Die Regelung der Tabellendritten ist eine sehr gute Sache, da wir unter dem Jahr die Ligen spannender machten. Die Regelung für dieses Jahr war der Mammutrelegation des vergangenen Jahrs geschuldet, aber ich habe bei den Runden Tischen auch klar kommuniziert, dass dies meinerseits vorab nichts ausreichend durchdacht war. Den Fehler nehme ich auf meine Kappe! Aber die Vereine haben ja auch "nur" beschlossen, dass die Tabellendritten in der Relegation mitspielen dürfen, wenn die Tabellenzweiten und Abstiegsreleganten maximal zwei Spiele in der Relegation haben. Daher ist die Relegationsteilnahme der Tabellendritten nicht in Stein gemeißelt, sondern muss jedes Jahr neu durchdacht werden.

Wie sieht dann idealerweise der Relegationsfahrplan aus?

Raßbach:
Am Beispiel von A-Klasse/Kreisklasse würde es wie folgt aussehen: In Runde 1 spielen die acht Tabellendritten gegeneinander. In Runde 2 die vier Sieger aus Runde 1 gegen die Releganten aus der Kreisklasse und die acht Tabellenzweiten spielen gegeneinander. Somit haben die Tabellenzweiten und Abstiegsreleganten nur eine Runde zu spielen.

Ab der kommenden Saison kann erstmals im Kreis mit „Flex-Teams“, also 9er-Teams, in der B-Klasse gespielt werden. Ist das nicht nur ein Mannschaftssterben auf Raten?

Raßbach:
 Das kann man durchaus so sehen, ich bin aber vielmehr der Meinung, dass Vereine sich über die Flex-Mannschaften oftmals so lange über Wasser halten können, bis wieder Jugendliche aus der Jugend in den Herrenbereich wechseln.

Wie läuft das exemplarisch ab, wenn teilweise Flex-Teams in einer Liga spielen – oder werden diese in einer eigenen Liga gesammelt?

Raßbach:
Das hängt natürlich von der Anzahl der gemeldeten Mannschaften ab. Der Grundgedanke ist eine Mischung der Gruppen mit 9er- und 11er-Mannschaften. Aber es macht natürlich keinen Sinn, eine Gruppe mit zwölf 9er-Mannschaften und zwei 11er-Mannschaften einzuteilen.

Wie groß dürfte deiner Einschätzung nach die Nachfrage nach den verkleinerten B-Klassen-Teams in Zukunft werden?

Raßbach:
Das kann ich überhaupt nicht abschätzen. Das ist eine der spannendsten Fragen für die kommende Saison!

Bei den Spielgemeinschaften gibt es eine Einschränkung, wonach Vereine, die zumindest mit einer Mannschaft in einer SG spielen, nur mit maximal zwei Mannschaften am Spielbetrieb im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe teilnehmen dürfen. Dies gilt nicht, sofern eine 3. Mannschaft in der B-Klasse als 9er-Mannschaft gemeldet ist. Was steckt hinter dieser Regelung?

Raßbach:
Die Vereine sollen sich nicht zu einfach in Richtung SG verabschieden. Man muss sich als Verein schon hinterfragen: Habe ich nicht vielleicht doch noch genügend Leute für mein Team? Bisher haben wir diese Regelung mit zwei Mannschaften aufgeweicht für das erste Jahr der „Gründung“ einer SG. Mir ist jetzt aber kein Fall bekannt, wo diese 3. Mannschaft nicht im Laufe der Saison aus dem Spielbetrieb dann abgemeldet wurde – und damit wieder Spieler dem Spielbetrieb verloren gegangen sind. In diesem Fall ist die Situation schon deshalb anders, da diese 9er-Mannschaften eben nicht aufsteigen können, also die Situation ist eine andere.

Du hast nach den Runden Tischen auch abgefragt, wie die Vereine zum Einsatz von Spielern in verschiedenen Mannschaften stehen. Die Regel (zumindest während der Saison) mit 15-Tage-Frist und nur einem Spieler aus der Startelf der 1. Mannschaft schränkt den Spielraum manch 2. Mannschaft schon arg ein und löste auch einige Kritik aus. Wird man da in Zukunft zurückrudern müssen, wenn es eh schon an Kickern in den Vereinen mangelt?

Raßbach:
Ich habe bei allen Runden Tischen klar kommuniziert, dass die aktuelle Regelung ein Wunsch der Vereine beim Verbandstag war! Diese Regelung jetzt so hintenrum schnell zu korrigieren, kann nicht gehen, da es dem demokratischen Verständnis zuwiderläuft. Ich habe dazu immer den Vergleich von der Mitgliederversammlung des Vereins gebracht, die Beschlüsse gefasst hat. So einen Beschluss der Mitgliederversammlung kann dann ein Vorstand auch nicht so einfach ein paar Wochen später wieder aushebeln. Andererseits muss man natürlich auch so ehrlich sein zu erkennen, wenn Dinge suboptimal laufen. Die Kritik an der bestehenden Regelung ist laut, und daher haben wir einmal hinterfragt – was wollt ihr eigentlich? Ich finde es dabei aber schon auch überraschend, dass immerhin knapp 35 % sagen, das mit 1+5 passt schon so ... also ganz so schlecht scheint das doch nicht zu sein, trotzdem scheint natürlich ein gewisser Handlungsbedarf gegeben.

Beim Verbandstag wurden auch über Änderungen in der Spielordnung abgestimmt, die immer mehr in die Kritik geraten.
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Die Vereine haben nun auch die neue Ligastruktur mit Normzahl 15 in Kreisliga und Kreisklasse, sowie 14 darunter verabschiedet. Wie kommt es zu dieser Anpassung?

Raßbach:
Wir haben den Beschluss der Spielleitung mitgeteilt, dass wir eine Kreisklasse reduzieren werden, somit ab der Saison 2023/24 mit vier Kreisklassen spielen werden. Die Vereine konnten jetzt entscheiden, ob sie die Ligen im 16er-Schlüssel mit 15 Mannschaften oder im 14er-Schlüssel mit eben 14 Mannschaften spielen wollen. Argument für die eine oder andere Variante ist die Qualität der Ligen, die Anzahl der Spiele, auch mit den damit verbundenen Erlösen aus der Bewirtschaftung, Vorspielregelungen u.v.m. Das sind aber Sachen, die eben die Vereine entscheiden sollen oder können. Wir von der Spielleitung setzen hier „nur“ den Vereinswunsch als Dienstleister um!

Ab der kommenden Saison wird es also nur noch vier Kreisklassen geben. Wie könnte grob gesagt die Einteilung aussehen?

Raßbach:
Leider lässt sich auch diese Frage nicht pauschal beantworten. Die Kreisklasse 1 wird am Hesselberg gebildet und breitet sich nach Norden bzw. Nordosten aus. Dann schauen wir mal, was übrig bleibt. Dann kann es wiederum eine Trennlinie West/Ost geben, in denen wir die Vereine einteilen, oder eben auch die Trennlinie Nord/Süd. Aber das ist aufgrund Auf- und Abstieges aktuell überhaupt nicht abzuschätzen. Jedenfalls werden die bisherigen Grenzen zwischen Nürnberg und Frankenhöhe weiter aufgeweicht, was aber einer Vielzahl von Vereinen entgegenkommen dürfte.

Welchen Stellenwert hat der Pokal im Spielbetrieb auf Kreisebene aktuell überhaupt noch?

Raßbach:
Ich denke, der Pokal hat weiterhin eine besondere Bedeutung. Der Ligapokal zum Start in die neue Saison bzw. in das neue Jahr als Verbandsspiel hat schon seine Bedeutung für die Mannschaften. Dann kann man in "nur" vier Spielen einen Titel erzielen, der auch noch honoriert wird. Mit vier Siegen zum Verbandstitel – einfacher geht's doch gar nicht!

Und die Halle?

Raßbach:
Leider hat die Halle im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe im Verbandsspielbetrieb keinerlei Bedeutung mehr. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück, als echter Hallenfußball und echter Hallenfutsal parallel im Kreis mit enormer Beteiligung gespielt wurden. Beide Sportarten waren ein absolutes Erfolgsmodell und haben den Futsalsport effektiv vorangebracht, wie das Beispiel BaKi Nürnberg beweist. Alleine die Koexistenz beider Sportarten hat dafür gesorgt, dass die Massen die Hallen beider Wettbewerbe gestürmt haben und dem BFV  beste Reputation für den Hallensport gebracht haben. Ich habe die hoffentlich nicht ganz unberechtigte Hoffnung, dass wir unter neuer Führung wieder zur Koexistenz beider Wettbewerbe zugunsten des Hallensports, der Fußballer und der Zuschauer zurückfinden.

Mittlerweile gibt es beim BFV auch sogenannte „Vereinsberater“. Was ist darunter zu verstehen und wer sollte sich wofür an sie wenden?

Raßbach:
Die Vereinsberater sind eine sehr gute Idee! Sie können den Vereinen schnell und unkompliziert bei einer Vielzahl von Problemen und Problemstellungen helfen. Dazu gehört aber erstens die Einsicht, dass dies ein gewisser Prozess ist. Der Vereinsberater kommt nicht und am nächsten Tag ist heile Welt und alle Probleme gelöst. Es geht vielmehr darum, die Problemstellungen gemeinsam zu erkennen und gemeinsame Lösungswege zeigen. Der Vereinsberater ist einer von „außen“ und kann daher mit einem wertefreien Blick auf den Verein immens hilfreich sein.

"Das Thema Schiedsrichtergewinnung und -erhalt ist die wichtigste Baustelle": Bei der Aktion Ehrensache Sportplatz in Nürnberg war Raßbach aufmerksamer Beobachter und unterzeichnete auch die Sportplatz-Etikette.  
Sportfoto Zink

Welche aktuellen und künftigen Baustellen siehst du im Spielkreis für die kommenden vier Jahre?

Raßbach:
Es gibt aktuell nur eine wirklich wichtige Baustelle im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe: Das ist das Thema Schiedsrichtergewinnung und -erhalt, das wir bereits bei den saisonvorbereitenden Tagungen massiv beworben haben. Die SR-Gruppen in Zirndorf und Nürnberg haben in herausragendem Maße gezeigt, wie erfolgreich man das Konzept verbreiten kann. Wir haben eine deutliche Zunahme von Schiedsrichtern bei den Prüfungen und jetzt kommt Schritt 2 insbesondere ins Spiel - der Schiedsrichtererhalt! Warum hören so viele Schiris bereits im ersten Jahr an der Pfeife wieder auf? Was läuft hier falsch? Es ist schön, dass auch seitens des DFB hier nunmehr erste Zeichen gesetzt werden. Ich denke an die Karten gegen Nagelsmann und Streich. Und auch die damit verbundene Einsicht der beiden Trainer als Reaktion auf Entscheidung des Schiris zeigen, dass wir hier auf dem richtigen Weg sein. Dieser wird aber lang und steinig sein – darüber müssen wir uns im Klaren sein. Im Kreis sind jetzt die anderen SR-Gruppen gefordert, entsprechend nachzulegen und die Ergebnisse aus Zirndorf bzw. Nürnberg zu toppen!

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