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Der ESV Flügelrad befindet sich zur Winterpause einmal mehr im erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten in Richtung Kreisliga, hat die Rückkehr in die höchste Spielklasse auf Kreisebene aber nicht mehr selbst in der Hand. Trainer Sascha Amtmann ordnet im fussballn.de-Interview der Woche neben der aktuellen Spielzeit auch seine bisherigen zweieinhalb Jahre als Spielertrainer sowie seine persönliche Zukunft ein.

Von Fabian Strauch

Hallo Sascha, nach zwei Niederlagen habt ihr im letzten Spiel vor der Winterpause das Eisenbahner-Derby gegen Rangierbahnhof gewinnen können. Kam die Winterpause mit dem Aufschwung zur falschen Zeit für euch?

Sascha Amtmann (35): Das kann man so oder so sehen! Wir hatten in den Wochen vor der Winterpause einen akuten Personalmangel durch Verletzungen und Virus-Wellen zu beklagen, daher mussten wir Woche für Woche eine Mannschaft zusammen basteln, in der nicht jeder Spieler auf seiner Stammposition spielen konnte. Darunter leidet natürlich die Qualität, aber ich würde meiner Truppe deswegen niemals einen Vorwurf machen!

Wie würdest du also den bisherigen Saisonverlauf einordnen?

Amtmann: Den muss man ein wenig differenzierter betrachten. Auf der einen Seite war ich mit unseren Leistungen in den "Topspielen" gegen die qualitativ besseren Teams zufrieden, allerdings haben wir gegen vermeintlich schwächere Gegner, wie zum Beispiel beim 0:1 in Zirndorf, Punkte liegen lassen. Das sind dann solche Ergebnisse gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte, die dir im Nachhinein wehtun und die man schon gewinnen sollte, wenn man oben mitspielen will. Unter dem Strich hätte es aus meiner Sicht schon ein bisschen mehr sein können.

Wenn wir schon beim Thema Rückblick sind: Beschreibe uns bitte die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen zweieinhalb Jahren, seitdem du als Spielertrainer in der Verantwortung stehst!

Amtmann: Aus meiner Sicht sind die letzten zwei Jahre positiv zu bewerten, weil wir uns sowohl taktisch als auch spielerisch reifer und cleverer präsentieren. Zudem haben einige damalige U19-Spieler in diesem Zeitraum eine tolle Entwicklung genommen und wurden im Team gut integriert.

Die da wären?

Amtmann: Beispielhaft sind hier Alex Köberlein und Niklas Hofmann zu nennen. Alex ist noch unter Ender Uslu aus der A-Jugend herausgekommen, hat von Beginn an ein offenes Ohr für Anweisungen seines jeweiligen Trainers gehabt, auf seine Einsatzchancen zunächst von der Bank gewartet und sich zum Stammspieler in dieser Saison entwickelt. Niklas kam aus der A-Jugend, hat zuvor schon immer in der 1. Mannschaft ausgeholfen und Spiel für Spiel seine Leistungen gezeigt, egal ob von Anfang an oder von der Bank. So hat er immer wieder Einsatzzeiten bekommen, weil er mit seinen Fähigkeiten die Qualität der Mannschaft angehoben hat.

Alexander Köberlein (in gelb) ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich junge Spieler beim ESV Flügelrad prächtig entwickeln und zum Stammspieler mausern können.

Ivan Dukic

Du sprichst die vergangene Saison an, in der ihr jahresübergreifend eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage aufstellen konntet. Was waren die Gründe für den damaligen Höhenflug?

Amtmann: Zum einen war es der Zusammenhalt, der im Verein und innerhalb der Mannschaft ja schon immer gegeben ist. Der Verein ist wie eine große Familie - jeder unterstützt jeden! Außerdem hatten wir in dieser Phase den kompletten Kader zur Verfügung, dann haben wir eine wahnsinnig gute Qualität auf dem Platz und können jeden Gegner schlagen. Zudem hat der damalige Kapitän, Christian Hummel, zusammen mit den Leistungsträgern das Team sehr gut geführt.

Warum hat es in der Endabrechnung der Saison 2021/2022 dann "nur" zu Rang vier gereicht?

Amtmann: Wenn wichtige Stützen durch Verletzungen wegfallen, leidet folglich auch die Qualität der Mannschaft und es wird schwieriger an die vorherigen Leistungen anzuknüpfen. In der Kreisklasse ist die Leistungsdichte eben nicht so gegeben wie in höheren Spielklassen.

Apropos Leistungsträger: Ihr habt euch vor der Saison die offensiven Dienste von Ilja Zarkov sichern können. Wie kam es zu der Verpflichtung, die mit 13 Saisontoren ja exzellent eingeschlagen hat?

Amtmann: Zunächst einmal hat uns im vergangenen Sommer Marcel Klaußner aus beruflichen und familiären Gründen verlassen, was sowohl menschlich als auch qualitativ extrem schade war. Aber natürlich gehen Beruf und Familie vor! Daher haben wir uns nach adäquatem Ersatz in Form eines "echten Neuners" umgesehen. Nachdem Patrick Danninger ebenfalls vor der Saison vom SV Wacker zu uns kam und zusammen mit Chris Birchner dort schon seine Mitspieler waren, kam so der Kontakt zu Ilja zustande. Anhand seiner Trefferquote kann man erkennen, dass er sich mit seiner Erfahrung und Qualität gut eingelebt hat und sich mit seinen Mitspielern exzellent versteht.

Sommer-Neuzugang Ilja Zarkov (l.) hat am Finkenbrunn mit 13 Saisontreffern eingeschlagen wie eine Bombe.

fussballn.de / Strauch

Gibt es auch in der Winterpause Veränderungen im Kader?

Amtmann: Nein, es gibt weder Zu- noch Abgänge! Allerdings ist mit Fabian Kumpf, der seinen Platz zwischen den Pfosten im vergangenen Halbjahr aus beruflichen Gründen räumen musste, unser langjähriger Stammkeeper zumindest zum Vorbereitungsstart wieder an Bord. Wir planen mit ihm, müssen aber von Monat zu Monat sehen, ob seine berufliche Situation regelmäßiges Training und Einsätze zulässt. Allerdings muss man sagen, dass er in der Hinrunde überwiegend von Simon Grams vertreten wurde, der einen super Job gemacht hat und uns auch den ein oder anderen Punkt festgehalten hat. Zusammen mit Aleks Mihajlovic sind wir auf der Position gut aufgestellt.

Welche Schwerpunkte werden in der Vorbereitung gesetzt?

Amtmann: Wir haben am 14. Januar mit zwei Wochen Lauftraining zum Aufbau der Oberschenkel- und Wadenmuskulatur begonnen, um Kondition aufzubauen und die Jungs erst einmal wieder fit zu bekommen. Danach werden wir auf dem Platz an spielerischen und taktischen Dingen arbeiten, um offensive Spielzüge einzustudieren und unser Defensivverhalten zu verbessern. In den aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit lediglich drei Testspielen treffen wir mit Johannis 88, Buch II und Tuspo Nürnberg auf gute Gegner, die uns allesamt fordern werden.

Der Abstand zum direkten Aufstiegsplatz beträgt aktuell zwölf Punkte. Siehst du in den direkten Duellen zum Re-Start gegen Azzurri Südwest und Tabellenführer Bosna schon einen vorentscheidenden Charakter?

Amtmann: Die Saison ist noch sehr lang, da kann viel passieren. Aber ich gebe aufgrund der Ausgangssituation jetzt nicht Platz eins oder zwei als Ziel aus. Ein Sieg zum Wiederbeginn gegen Azzurri bietet natürlich eine gute Chance und wäre enorm wichtig, um oben dranzubleiben. Aber selbst bei einer Niederlage sind wir noch nicht ganz aus dem Rennen. Wenn Bosna und Altenberg weiterhin so konstant punkten, werden sie den Aufstieg unter sich ausmachen. Wir wollen aber in Lauerstellung bleiben und versuchen, oben dabeizubleiben.

Sascha Amtmann wird nach der Saison nicht mehr auf dem Feld zu sehen sein. Ob er weiterhin Trainer beim ESV Flügelrad bleibt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

fussballn.de / Strauch

Wie sieht deine persönliche Zukunft beim ESV Flügelrad aus?

Amtmann: Ob ich als Trainer weitermache, entscheidet sich im Frühjahr - das ist aktuell noch ein bisschen zu früh, darüber zu sprechen. Ich möchte jedoch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und deswegen habe ich schon vor der laufenden Saison Verein und Mannschaft darüber informiert, dass diese Spielzeit definitiv meine letzte als aktiver Spieler ist!