Artikel vom 20.12.2022 11:30 Uhr
Das Sportgericht wertete die Partie aufgrund unzulässigen Spielereinsatzes mit 2:0 für den TV Glaishammer.
Das Spiel vom 14. Spieltag der Kreisklasse 4 zwischen dem TV Glaishammer und der SG Türkspor/Reichelsdorf, das die Gäste mit 4:2 gewonnen hatten, wird nach einem Sportgerichtsurteil wegen unzulässigen Spielereinsatzes nachträglich mit 2:0 für Glaishammer gewertet. Zudem wurden der SG drei Punkte zusätzlich abgezogen. Kurios: Der Versuch der Aufklärung vor Gericht scheiterte - ein "indirektes Schuldeingeständnis".
Am 13.11.2022 standen sich der TV Glaishammer und die SG Türkspor/Reichelsdorf im Kellerduell an der Sudetendeutschen Straße gegenüber. Nach 90 intensiven Minuten stand ein 4:2-Auswärtserfolg der Gäste auf der Anzeigetafel - eigentlich der zweite Saisonsieg der Samprioglou-Elf. Allerdings legte der TV Glaishammer Protest gegen die Wertung der Partie ein und wies gegenüber dem Sportgericht auf einen wohl unzulässigen Spielereinsatz hin. Trainer Adrian Buortesch äußerte sich gegenüber fussballn.de dazu wie folgt: "Wir hatten das Spiel verloren, haben uns aber schon gewundert, da kaum Spieler aus der Vorrunde auf dem Platz standen. Daraufhin habe ich dann im DFBnet nachgeschaut. Mir ist direkt aufgefallen, dass das Bild des Torhüters im ESB einen deutlichen älteren Spieler zeigte als der, der tatsächlich im Tor stand. So habe ich meinen Verdacht dann dem Sportgericht gemeldet."
Sportgericht wertet Nichterscheinen des Spielers als indirektes Schuldeingeständnis
Der Vorwurf wurde von der SG Türkspor/Reichelsdorf zurückgewiesen, sodass das Kreissportgericht (KSG) "eine mündliche Verhandlung/Gegenüberstellung in der Geschäftsstelle des BFV Mittelfranken" anberaumte, um den Sachverhalt aufzuklären. Zu diesem Termin waren sowohl Vertreter des TV Glaishammer als auch der SG Türkspor/Reichelsdorf inklusive dem betroffenen Spieler geladen. Nachdem der Spieler den ersten Termin nicht wahrnehmen konnte und auch beim zweiten angesetzten Termin nicht erschienen war, fasste das Sportgericht das Nichterscheinen des Spielers "als indirektes Schuldeingeständnis" auf und wertete die Partie letztlich mit 2:0 zugunsten des TV Glaishammer. Obendrein wurden dem Schlusslicht drei weitere Punkte abgezogen. Der Mannschaftsverantwortliche wurde für drei Monate gesperrt.
Diese Entscheidung begründete das Sportgericht wie folgt im Wortlaut:
"Dem
Sportgericht und dem TV Glaishammer wurde die Möglichkeit genommen, den Vorwurf
weiter aufzuklären. Eine intensive Befragung des Spielers war nicht möglich,
zumal es keine Gründe für die Nichtteilnahme des Spielers gab. Es lag in der Verantwortung des Vereins, den Spieler zur
mündlichen Verhandlung mitzubringen. Das Fehlen muss sich der Verein anrechnen
lassen. Es muss sich natürlich niemand selbst belasten, aber den Aufforderungen
des KSG, um eine Aufklärung des Sachverhaltes zu gewährleisten, ist Folge zu
leisten, sei es Unterlagen vorzulegen oder zu mündlichen Verhandlungen zu
erscheinen. Die Nichtteilnahme und damit Verhinderung der Aufklärung kann nicht
zu einer Einstellung des Verfahrens führen, da dies das gesamte Rechtssystem
des BFV ad absurdum führen wurde. Verhindert ein Verein durch seine
unsportlichen Handlungen eine Aufklärung, ist ihm dies zuzurechnen. Wenn ein
Verein zu Unrecht beschuldigt werden sollte, besteht aus Sicht des KSG
grundsätzlich ein großes Interesse und Pflicht des Vereins bei der Aufklärung mitzuhelfen,
um seine Unschuld zu beweisen und Beweismittel wie Zeugenaussagen zu
entkräften, dieses Interesse hat die SG zu keinem Zeitpunkt gezeigt, sondern
hat das Verfahren durchgehend torpediert. Aus Sicht das KSG kann es hierfür nur
einen Grund geben, nämlich, dass der Vorwurf zutrifft und man nicht in der Lage war, das Gegenteil zu beweisen. Hier wurde der sportliche Geist innerhalb des BFV
grob verletzt."
Die SG Türkspor/Reichelsdorf verzichtete derweil auf einen Einspruch, steht nun ohne Punkte am Tabellenende der Kreisklasse 4. Durch die drei Punkte am Grünen Tisch springt derweil der TV Glaishammer vorbei an der SpVgg Mögeldorf 2000 II auf den Abstiegsrelegationsplatz.