Matthias Rascher im Interview: Dem Team wurde quasi die Seele herausgerissen! - fussballn.de
Artikel vom 14.12.2022 07:00 Uhr
Matthias Rascher im Interview: Dem Team wurde quasi die Seele herausgerissen!
Matthias Rascher ist seit Mitte Oktober Trainer des SV Unterreichenbach.
SVU

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INTERVIEW Erfolgsverwöhnt war man beim SV Unterreichenbach mit einem Durchmarsch von der Kreisliga bis in die Landesliga. Auch nach dem Aufstieg lief es zunächst gut, ehe eine ungeahnte Horrorserie von zwölf Niederlagen in Folge kam. Zumindest noch vor dem Gang in die Winterpause gab es wieder ein Erfolgserlebnis. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der neue Trainer Matthias Rascher über die Lage bei den Urus.
Von Marco Galuska


Hallo Matthias, nach nur einem Sieg aus den letzten 13 Spielen muss man davon ausgehen, dass die Winterpause in Unterreichenbach herbeigesehnt wurde ...

Matthias Rascher (36):
Grundsätzlich sind wir schon froh, dass wir die Zeit haben, um unserer Langzeitverletzten wieder heranzuführen. Es waren zwar ein paar wieder dabei, aber eben noch nicht zu einhundert Prozent. Für den Kopf war es aber vor allem wichtig, dass wir diesen Bann mit der langen Niederlagenserie endlich brechen konnten. Wir haben gesehen, dass wir doch noch punkten können. Die Stimmung war entsprechend positiv und das soll uns doch für die weitere Saison helfen.

Du bist seit Mitte Oktober Trainer in Unterreichenbach. Wie kam es dazu?

Rascher:
Ich hatte in meinem Vertrag beim TSV Mörsdorf eine Ausstiegsklausel. Zum Sportlichen Leiter in Unterreichenbach, Alex Kalkmann, gab es schon in der Vergangenheit Kontakt. Ich habe dann das 1:7 in Neudrossenfeld gesehen und dabei ist mir positiv aufgefallen, dass sich die Jungs nicht gegenseitig zerlegt haben, so wie es bei solchen Niederlagen oftmals vorkommt. Wir haben auch das Spiel danach analysiert und für mich war klar, dass es eine reizvolle, aber auch keine leichte Aufgabe sein wird.

Wie hast du dich in den Wochen bei den "Urus" bislang eingelebt?

Rascher:
Brutal gut! Ich fühle mich hier pudelwohl, weil man merkt, dass einfach alle an einem Strang ziehen! Ich wollte als Trainer schon immer mal den Sprung nach oben wagen und fühle mich in Unterreichenbach sehr gut aufgehoben.

Du warst als Trainer bisher eher im Kreis Neumarkt/Jura, oder gar in der Oberpfalz tätig, beschreibe doch mal unseren Lesern aus der Nürnberger Ecke deine sportliche Vita!

Rascher:
Ich komme ursprünglich aus Postbauer-Heng, habe in der Jugend beim Henger SV und beim BSC Woffenbach gespielt. Bei den Herren hat mich dann Joe Zinnbauer wieder nach Heng geholt. Beim FV Wendelstein habe ich fünf Jahre in Landesliga und BOL gespielt, ehe ich dann Spielertrainer an meinem Wohnort in Möning wurde. Weitere Stationen waren Meckenhausen, Berngau, Utzenhofen und dann eben Mörsdorf. Also insgesamt kann ich schon auf 13 Jahre als Trainer zurückblicken, bis vor anderthalb Jahren als Spielertrainer.

Wie war für dich jetzt der Sprung als Trainer von der Kreisklasse in die Landesliga?

Rascher:
Das Tempo ist natürlich schon anders, aber das ist mir aus meiner früheren Zeit in Wendelstein ja nicht komplett neu. Man merkt die hohe Motivation in der Truppe, die unbedingt die Liga halten will. Wir haben jetzt auch viel mit Videoanalyse gearbeitet, das ist in der Landesliga natürlich anders möglich.

Nun hat der SV Unterreichenbach bzw. auch die Mannschaft eine spezielle Geschichte. War dir das im Vorfeld schon bekannt oder ist dir das erst jetzt so richtig bewusst geworden?

Rascher:
Ich habe den Werdegang schon länger verfolgt, insofern war mir das schon bekannt, dass das ein eingeschworener Haufen ist. Allerdings absolut im positiven Sinne! Denn es werden gerne auch neue Leute aufgenommen, das kommt nach außen oftmals falsch rüber.

Kapitän Lukas Frauenknecht (links) wird beim SV Unterreichenbach nach langer Verletzungspause sehnsüchtig zurückerwartet.
Sebastian Baumann

Zur Geschichte des Teams gehören vor allem einige Erfolge. Es gab den Durchmarsch, einen vielversprechenden Start und dann so eine Pleitenserie. Wie geht man damit um?

Rascher:
Wenn man vier Jahre lang fast immer nur gewinnt, ist das natürlich eine komplett andere Situation. Was mich aber beeindruckt ist, dass man trotz der Rückschläge positiv geblieben ist. Dabei wurde dem Team durch die Verletzungen von Frauenknecht, Bub und Distler ja quasi die Seele herausgerissen! Es ist einfach brutal, wenn dann plötzlich auf einen Schlag fünf ganz wichtige Spieler wegfallen.

Du hättest bei deinem Einstand in Mitterteich ja um ein Haar gleich das erhoffte Erfolgserlebnis geliefert. Nach einer 2:1-Führung gab es dann aber im zweiten Durchgang drei Gegentreffer in neun Minuten.

Rascher:
Schon da hat man den Kampfgeist der Mannschaft gesehen. Natürlich hat die Qualität unter den Ausfällen gelitten, aber dennoch hätten wir an dem Tag zumindest einen Punkt verdient gehabt. Es sind dann die berühmten Kleinigkeiten, die den Unterschied ausgemacht haben - und da hat man gesehen, dass auf der einen Seite Bayernliga-Erfahrung war und unserer Jungs vor zwei Jahren noch in der Kreisliga gespielt haben.

Das Spiel in Mitterteich war die zehnte Niederlage hintereinander. Die zwölfte, das 2:3 gegen Herzogenaurach, gab es kurz vor Schluss. Verzweifelt man da nicht irgendwann?

Rascher:
Nein, weil ich viel Positives gesehen habe! Dass wir dann so ein Ei kassiert haben, das muss man wegstecken und weiter an den Erfolg glauben, denn es war klar, dass wir dann bald den Schalter umlegen werden. Aber natürlich war das Spiel gegen Bayreuth daheim brutal wichtig - auch schon im Hinblick auf die weitere Rückrunde!

Da kam dann der lang ersehnte Sieg mit einem 1:0. Wie war die Reaktion nach dem Spiel?

Rascher:
Es war eine totale Erleichterung! Man hat gemerkt, dass da einige Steine vom Herzen gefallen sind. Denn die Mannschaft war ja oft dran und hat in der Zeit, in der ich hier bin, mit Ausnahme des Forchheim-Spiels, mithalten können.

War dann das 2:5 in Memmelsdorf im letzten Spiel vor der Winterpause ein besonders bitterer Dämpfer?

Rascher:
Das sehe ich nicht so dramatisch. Es waren ganz spezielle Begebenheiten, wir konnten auch nicht mehr wirklich trainieren. Es war ein Hin und Her, ob überhaupt noch gespielt werden würde. Die Jungs sind auf dem Zahnfleisch gegangen, hatten nur zehn Tage Sommerpause. Das hat sich am Ende einfach bemerkbar gemacht.

Wie sieht der Winterfahrplan aus? Geht es in die Halle?

Rascher:
Ja, aber da soll der Spaß im Vordergrund stehen. Wir sind am Sonntag in Pleinfeld bei der Kreismeisterschaft dabei - jedoch ohne genaues Ziel. Da geht es darum, dass wir uns einfach gut verkaufen und Spaß daran haben. Wir starten ab dem 9. Januar eine Lauf-Challenge und wollen ab dem 31. Januar am Platz beginnen. 

Abwehrspieler Mohamed Haddaji kam neu vom ASV Vach nach Unterreichenbach.
fussballn.de

Und welche Veränderungen sind im Kader im Winter geplant?

Rascher:
Wir haben insgesamt drei Neuzugänge, wovon Victor Falge aus der U19 von Jahn Regensburg sogar schon zum Einsatz kam. Johannes Malek kommt vom TV Büchenbach, Mohamed Haddaji vom ASV Vach. Und vor allem kommen unsere drei Langzeitverletzten zurück. Allen voran Kapitän Lukas Frauenknecht, der sich schon voll im Aufbautraining befindet. Ich denke, dann haben wir wirklich einen großen und guten Kader beisammen, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.

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Leser-Kommentare


Steckbrief M. Rascher

Alter
37
Wohnort
Möning
Nation
Deutschland

Trainerstationen M. Rascher

23/24
LL
 
22/23
LL
 
22/23
KK
 
21/22
KK
 
19/21
KK
 
18/19
Utzenhofen
 
17/18
KK
 
16/17
KK
 
15/16
KK
 
14/15
KL
 
13/14
KL
 
12/13
KK
 
11/12
AK
 
10/11
AK
 
09/10
AK
 

Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
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33:19
43
8
19
33:29
28
9
19
41:33
27
10
19
27:29
26
11
19
28:31
26
12
20
37:31
24
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20
25:46
16
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Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Tabellenverlauf U'reichenbach


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