Rainer Schuh im Interview: Die Truppe macht mich richtig stolz! - fussballn.de
Artikel vom 28.09.2022 07:00 Uhr
Rainer Schuh im Interview: Die Truppe macht mich richtig stolz!
Dietenhofens Trainer Rainer Schuh fehlt aktuell aufgrund eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule, die Auftritt seiner Mannschaft lindern aber zumindest die Schmerzen.
fussballn.de / Kühnel

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INTERVIEW Wäre da nicht am letzten Spieltag der vergangenen Saison eine 1:2-Niederlage gegen den TSV Marktbergel gewesen, der TV Dietenhofen hätte die perfekte Rückrunde ohne Punktverlust gespielt - und wäre in die Relegation gegangen. Am Sonntag kommt es zum Wiedersehen im Spitzenspiel der Kreisklasse 2. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt TV-Trainer Rainer Schuh voraus, auch wenn er selbst derzeit außer Gefecht ist.
Von Marco Galuska


Hallo Rainer, kribbelt es schon vor dem Gipfeltreffen am Sonntag mit Marktbergel?

Rainer Schuh (51):
Kribbeln ist der falsche Ausdruck, da ich seit zwei Wochen aufgrund meines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule leider raus bin. Ich konnte seitdem nur noch am Handy mitfiebern, wo ich einen blitzschnellen Whatsapp-Ticker bekomme. Mich vertreten seitdem unser Kapitän und Abteilungsleiter Tom Wening sowie der A-Jugend-Trainer Moritz Ott. Von einem Gipfeltreffen will ich auch noch nicht reden nach sieben Spieltagen, aber freilich wissen wir, dass da eine richtig gute Mannschaft auf uns zukommt.

Das letzte Aufeinandertreffen mit Marktbergel hat am letzten Spieltag eine 1:2-Niederlage gebracht, nachdem ihr zuvor sämtliche Spiele der Rückrunde gewonnen hattet. Und es hat die Teilnahme an der Relegation gekostet...

Schuh:
Das stimmt, aber es war ehrlich gesagt - mit einem Abstand von zwei, drei Stunden - recht schnell verdaut und akzeptiert. Ich habe den Jungs gesagt, wenn das die größte Niederlage ihres Lebens sein sollte, haben sie noch eine sehr schöne Zukunft vor sich. Wir konnten vielmehr stolz auf das Erreichte sein, weil wir eine überragende Serie gespielt haben. Dass der Druck da irgendwann wächst und die Serie reißt, hat sich ein wenig angebahnt und ist doch ganz normal. Freilich hätten wir gerne die Relegation erreicht, aber an dem Tag war Marktbergel besser. Was mich aber besonders gefreut hat, war die Tatsache, dass wir mit unseren Spielen immer mehr Zuschauer für uns begeistern konnten. Da sind viele wieder gekommen, die man länger nicht mehr gesehen hatte.

Ihr habt zwölf Spiele in Serie gewonnen - hast du so etwas schon mal zuvor erlebt?

Schuh:
Nein, zwölf Spiele am Stück noch nie! Wir haben da einen echten Lauf erwischt, vor allem wieder nach der Winterpause. Das ist schon verrückt! Warum es da immer so gut für uns läuft, dafür habe ich auch keine plausible Erklärung. In der letzten Saison kam aber noch hinzu, dass die vorderen Mannschaften ja dann plötzlich immer wieder gepatzt haben. Für uns war das natürlich eine Motivation heranzukommen, wir haben schon im Winter gesagt, dass wir die Saison nicht zwischen Gut und Böse einfach so abschenken wollen. Wir wollten so viel wie möglich gewinnen, denn Erfolg gehört zum Fußball auch dazu.

Rainer Schuh konnte zuletzt sein Team nicht von der Seitenlinie aus coachen und wird auch das Spitzenspiel maximal als Zuschauer verfolgen.
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Das letzte Spiel der Hinrunde wurde mit 0:1 in Marktbergel verloren, dann erst wieder das Rückspiel mit 1:2 zu Hause. Ist der TSV ein Angstgegner für euch?

Schuh:
Das würde ich so nicht sagen, denn es waren zwei unterschiedliche Spiele. Im Hinspiel haben wir aus meiner Sicht unglücklich verloren. Im Rückspiel habe ich Marktbergel am Ende zu Recht als Sieger gesehen. Freilich wären wir jetzt gerne mal dran, dass wir gewinnen. Dazu kommt es wieder auf Kleinigkeiten an. Vielleicht ist es auch gar nicht schlecht, dass wir mal nicht in der Favoritenrolle sind. Wir wissen, was wir können, wir wissen aber auch, dass die Defensive von Marktbergel schwer zu überspielen ist.

Vier Monate sind auf den Tag genau seit jenem Saisonfinale vergangen. Was hat sich seitdem in Dietenhofen getan?

Schuh:
Wir konnten uns dank unserer Jugendspieler, die hinzugekommen sind, einen Tick breiter aufstellen. Die Jungs konnten recht schnell Fuß fassen, wenn ich beispielsweise an Felix Schuster denke. Beim ersten Spiel hatten wir nur einen von fünf potentiellen Innenverteidiger dabei und konnten das trotzdem gut auffangen. Wir haben insgesamt eine gute Mischung aus ganz jungen Spielern und älteren, die das Team hervorragend führen.

Mit welchen Erwartungen seid ihr in die Saison gestartet?

Schuh:
Tabellarisch gesehen wollten wir natürlich schon wieder im vorderen Bereich dabei sein. Vom Klassenerhalt zu reden, wäre verwegen gewesen. Wichtig ist mir aber vor allem, dass wir die jungen Spieler weiter einbauen, denn das macht uns auf die Dauer stark. Und ganz allgemein sollte man sich als Mannschaft in die Augen schauen können und am Ende sagen "Wir haben eine geile Saison gespielt". Der Erfolg gehört freilich dazu, steht aber nicht über allem.

Wäre die Truppe denn reif für die Kreisliga?

Schuh:
Ich tue mich schwer, die Kreisliga genau zu beurteilen, weil ich sie nicht so genau kenne. Aber reif finde ich unsere Mannschaft schon. Ich denke, wir könnten eine vernünftige Rolle spielen - jetzt aber nicht in der Form, wie es Fortuna Neuses macht. Es ginge sicher erst einmal um den Klassenerhalt, die Erwartungshaltung wäre auch eine andere. Denn mittlerweile erwartet man von uns, in der Kreisklasse die Spiele zu gewinnen.

Vor der vergangenen Saison wurdet ihr von der Kreisklasse 3 in die Kreisklasse 2 umgruppiert. Wie lassen sich die beiden Ligen vergleichen?

Schuh:
Insgesamt sehe ich da keinen allzu großen Unterschied, das nimmt sich nicht viel und hat sich auch später bei der Relegation so gezeigt. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir keine 2. Mannschaften mehr in der Liga haben. Aber das bitte nicht falsch verstehen! Die Zweiten sind absolut wichtig, auch bei uns, und jeder will und soll spielen, aber als gegnerischer Trainer ist es einfach etwas berechenbarer, wenn man gegen 1. Mannschaften spielt.

Mit Ausnahme der ersten Saison nach dem Aufstieg und der aktuellen war der Start ins Spieljahr für Dietenhofen - egal ob Kreisklasse 2 oder 3 - eher durchwachsen. Wie lässt sich das begründen?

Schuh:
Wir hatten im Sommer, gerade im Zuge der Corona-Zeit, schon sehr viele Urlauber, darunter auch einige "entscheidende Spieler". Das hat dann dazu geführt, dass wir immer erst spät reingefunden haben. Im ersten Jahr hat uns sicher die Euphorie getragen und uns kannte auch noch keiner so wirklich. In dieser Saison war es so, dass wir schon ein paar Spiele dabei hatten, die man auch gewinnen muss, wenn man vorne dabei sein will. Das hat gut geklappt. Wir sind stabiler geworden, kriegen kaum mehr Gegentore, das ist entscheidend.

Michael Vogelhuber ist ein absoluter Rückhalt im Tor des TV 09.
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Du hast 2015 nach dem Abstieg in die A-Klasse den Trainerposten beim TV übernommen. 2017 gab's den Aufstieg, seitdem seid ihr immer oben dabei in der Kreisklasse. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?

Schuh:
Zum einen haben wir wenig Fluktuation, zum anderen sind immer wieder Spieler nachgerückt, die uns verstärkt haben. Dazu muss man freilich auch sagen, dass wir tolle Führungsspieler haben, die uns treu bleiben. Beispielsweise haben wir mit Michi Vogelhuber einen überragenden Torwart. Lukas Szeiler, Peter Krauze, Tom Wening oder Stefan Krißgau...man könnte da einige aufzählen, die unser Gerüst bilden. Und mit Zugängen wie Jonas Ebert konnten wir auffangen, dass beispielsweise unser Torjäger Wolf Babl seit zwei Jahren nicht mehr da ist. Es sind viele Spieler ins Team reingewachsen - und das Gerüst gibt weiter den Takt vor.

Mit dem Blick über den Tellerrand muss man fast schon von einer "Oase" in Dietenhofen sprechen angesichts der Fluktuation andernorts...

Schuh:
Die Verbundenheit hängt an den Spielern! Wenn wir am Freitag trainieren, schaut man sich die zweite Halbzeit vom Spiel der A-Jugend an. Umgekehrt wollen die A-Jugendlichen zu den Herren, wobei mir wichtig ist, dass da nie die Jugend vernachlässigt wird. Bei mir wird es das nicht geben, dass ein Jugendlicher nur bei den Herren spielt, denn das wäre zu kurz gedacht und dadurch würden wir die Jugend schwächen.

Wenig Fluktuation: Der TV Dietenhofen kann auf ein intaktes Mannschaftsgerüst bauen, das immer wieder Zuwachs aus der Jugend bekommt.
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Bei deinem früheren Verein ASV Vach gab es einige Fluktuation im Laufe der letzten Jahre. Verfolgst du das Geschehen dort noch?

Schuh:
Man muss fairerweise sagen, dass die Fluktuation im städtischen Bereich einfach grundsätzlich schon viel größer ist, das lässt sich nicht vergleichen. Wenn einer im Sportheim noch zwei, drei Bier trinken will, kann er in der Stadt mit der U-Bahn fahren, hier müsste er heimlaufen. (lacht) Mir liegt der ASV Vach immer noch am Herzen, weil ich mich dort absolut wohl gefühlt habe. Erst neulich wollte ich ein Spiel auf Sporttotal anschauen, das wurde aber dann leider auf einen Nebenplatz ohne Kamera verlegt. Freilich ist der Bezug nicht mehr so da wie früher, weil ich ja nicht die Mannschaft, sondern eher die Leute im Umfeld noch kenne.

Mit dem aktuellen Handicap: Wie verfolgst du das Spiel am Sonntag gegen Marktbergel?

Schuh:
Wahrscheinlich daheim am Handy, vielleicht auch als Zuschauer, aber sicher nicht an der Linie, das würde ich dann doch nicht aushalten. Sicher ist die Spannung etwas größer, es geht gegen eine gestandene Mannschaft, ein 50:50-Spiel, aber ich habe volles Vertrauen in die Jungs. Ich bin echt sehr stolz auf die Truppe!

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8. Spieltag Kreisklasse 2


Tabelle Kreisklasse 2

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
5
7
11:8
11
6
7
15:17
9
11
6
17:22
7
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Bilanz TV Dietenhofen

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
3. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2022/23
3. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2021/22
3. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
4. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2018/19
4. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2017/18
4. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2016/17
1. 
A-Klasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
2015/16
3. 
A-Klasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2014/15
12. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe

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