Artikel vom 15.06.2022 07:00 Uhr
Manfred Kreuzer war über Jahrzehnte das Gesicht des SC Feucht, wird ab der kommenden Saison aber keinen Posten mehr ausüben.
INTERVIEW Fast vier Jahrzehnte hat Manfred Kreuzer in verschiedensten Funktionen den 1. SC Feucht unterstützt, war mehr als 15 Jahre Klubchef, viele Jahre Fußball-Abteilungsleiter. Nun soll aber endgültig Schluss sein für eine echte Größe unter den Funktionären. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der mittlerweile 75-Jährigen noch einmal auf die vielen Jahre mit vielen zumeist schönen Erlebnisse zurück.
Bereits vor
drei Jahren hatte Kreuzer seinen Rückzug angekündigt, stieg dann aber nochmals
als Teammanager ein, weil es mit den Nachfolgern nicht so lief, wie erhofft.
Nun aber ist die Zeit für den Abschied aus der ersten Reihe gekommen. Die Aufgaben
sind an andere verteilt, mit einem guten Gewissen kann sich der einstige
Feuchter Macher zurückziehen. Sportvorstand Ralph Stefan beschreibt Manfred
Kreuzer so: “Eine durchaus gravierende Veränderung steht bevor. Urgestein
Manfred Kreuzer zieht sich zum Ende der Saison als Manager des Teams
altersbedingt zurück. Dies hatte er dem Vereinsvorständen bereits vor einiger
Zeit angekündigt. Der 1. SC Feucht bedankt sich bei Manfred Kreuzer für das
Jahrzehnte lange unschätzbare und in jeder Hinsicht leidenschaftliche
Engagement! Es endet eine äußerst erfolgreiche Ära. Als Mäzen und Teamchef
unterstützte Manfred Kreuzer den Verein über die Jahre wie kein anderer. Der
Sportclub hat Manfred Kreuzer daher unendlich viel zu verdanken. Die letzten
drei Jahre hat Manfred Kreuzer ein weiteres Mal als Teamchef ausgeholfen,
obwohl er längst in den verdienten sportlichen Ruhestand übergehen wollte. Es
gibt keine Worte dafür, was Manfred für den Verein geleistet hat.”
Manfred Kreuzer im Interview
Herr Kreuzer, Ihr Name
ist seit Jahrzehnten eng mit dem 1. SC Feucht verbunden. Wann haben sie denn
beim SC angefangen und welche Ämter hatten sie inne?
Manfred Kreuzer (75): In der
Saison 1985/86 war ich als Betreuer erstmals tätig. Ab 1986 bin ich dann
richtig eingestiegen. Gemacht habe ich fast alles, nur Trainer und Platzwart
war ich nie. Aber vom ersten Vorsitzenden über Abteilungsleiter hatte ich viele
Posten inne. Zuletzt war ich nochmal drei Jahre als Teammanager tätig und da
auch bei jedem Training dabei. Ich habe auch immer meinen Urlaub so gelegt,
dass ich pro Saison maximal nur ein Punktspiel verpasse.
Während ihrer Führung
erlebte der SC die erfolgreichste Zeit mit dem Aufstieg in die 3. Liga 2003,
damals Regionalliga Süd. Was ist denn da bei Ihnen an Ereignissen hängen
geblieben?
Kreuzer: Sehr viele
schöne Erinnerungen habe ich an diese Zeit! Es ging damit los, dass wir 2002/03
mit 107 erzielten Toren in der Bayernliga Meister wurden und einen Torrekord
aufgestellt haben, der bis heute Gültigkeit hat. Wir haben zwei Jahre in der
dritten Liga gespielt, das war das höchste, was ging. Schade war nur, dass das in
Feucht so gut wie keiner mitbekommen hat, bis auf die direkt Beteiligten. Wir
hatten nicht die Aufmerksamkeit, die wir gebraucht hätten, hatten auch zu wenig
Zuschauer. Auswärts hatten wir oft zwei Fanbusse als Unterstützung dabei. Aber
in Feucht war das Interesse leider zu gering.
Welche Namen sind Ihnen
aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben?
Kreuzer: Unheimlich
viele. Wir haben gegen Bayern München II mit Trainer Hermann Gerland gespielt.
Bei den Bayern kickten Spieler wie Mehmet Scholl, Alexander Zickler oder Paolo
Guerrero. Wir haben auch gegen die TSG 1899 Hoffenheim gespielt, die damals vom
heutigen Bundestrainer Hansi Flick trainiert wurden. Auch deren Mäzen Dietmar
Hopp war hier in Feucht. Der VfB Stuttgart II war bei uns in der Liga mit dem
späteren Nationalstürmer Mario Gomez. Bei Kickers Offenbach spielte der
bekannte Stürmer Sasa Ciric.
Aber auch im Team des SC
gab es klangvolle Namen, Spieler, die bei anderen Klubs viel erreicht haben. An
wen denken Sie da?
Kreuzer: Ganz aktuell an
Frank Kramer, der bei uns gespielt hat und der ja erst kürzlich als neuer
Trainer beim Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 vorgestellt worden ist. Peter
Perchtold ist einer, der bei uns die komplette Jugend durchlaufen hat und es
dann bis hinauf in die Regionalliga-Mannschaft des SC geschafft hat. Peter hat
später in der Bundesliga für den VfB Stuttgart gespielt, war dort zuletzt
Co-Trainer beim VfB. Aktuell ist er unter Ralf Rangnick Co-Trainer bei der
Nationalmannschaft von Österreich. Und bei uns haben auch Alberto Mendez, mit
Arsenal London Englischer Meister, sowie Roberto Hilbert gespielt, der später
deutscher Nationalspieler wurde.
Manfred Kreuzer hat vieles beim SC Feucht erlebt, zu Regionalliga-Zeiten auch Spieler und Trainer, die noch auf der großen Fußball-Bühne landen sollten.
Dirk Meier
Zu Roberto Hilbert gibt
es doch noch einen Anekdote...
Kreuzer: Ja (lacht).
Roberto war im Nachwuchs bei der SpVgg Greuther Fürth. Als er zu den Herren
wechselte, konnte ihm der Verein keine Lehrstelle besorgen. Die hat er dann bei
mir in der Firma bekommen und daher wechselte er zu uns. Wir haben dann ein
Testspiel gegen Greuther Fürth gespielt, bei denen Armin Veh Trainer war. Bei
diesem Spiel saß Fürths Präsident Helmut Hack auf der Tribüne und sah Hilbert.
Als er mitbekommen hat, dass Roberto im Nachwuchs in Fürth war, er dann aber
nach Feucht ging, weil er sonst keine Lehrstelle bekam, hat Hack spontan das
ganze Trainerteam entlassen.
Was gab es denn sonst
noch für schöne Erlebnisse?
Kreuzer: Zum
Regionalliga-Aufstieg gab es eine Reise nach Brasilien und vorher schon haben
wir mal ein Trainingslager in Mexiko absolviert. Das waren natürlich ganz
besondere Ereignisse, die man nicht vergisst.
Nach den beiden
Regionalliga-Jahren ging es 2005 wieder runter, sogar bis in die
Bezirksoberliga. Aber der SC hat sich wieder erholt. Wie denken Sie über die
Entwicklung der letzten 17 Jahre bis heute?
Kreuzer: Wir haben ja in
meiner Zeit viele Aufstiege feiern können. Wenn wir mal abgestiegen sind, was
auch vorgekommen ist, dann war das für uns immer Ansporn genug wieder nach oben
zu kommen. Aktuell spielen wir in der Bayernliga. Die Mannschaft wird zur neuen
Saison etwas verjüngt, das war notwendig. Mit Michael Schmidt für das
Organisatorische, Ralph Stefan als Manager und unserem Trainer Florian
Schlicker für den sportlichen Bereich, der in der Trainerarbeit von Serdal
Gündogan unterstützt wird, sind wir sehr gut aufgestellt.
Sie hören nun auf, haben
die Fäden aus der Hand gegeben. Wird Ihnen etwas fehlen?
Kreuzer: Nein, ich bin
ja weiterhin da und werde auch die Spiele live im Stadion verfolgen. Nur habe
ich jetzt mehr Zeit, gehe nicht mehr zum Training zum Zuschauen. Und ich werde
zukünftig auch nicht mehr meinen Urlaub nach dem Spielplan ausrichten.
Ein Ohr hat Manfred Kreuzer (rechts) freilich noch am Geschehen in Feucht.
Dirk Meier
Stimmt es, dass sie als
Geldgeber weiterhin dabei sind?
Kreuzer: Ja, das stimmt.
Ich habe mein Engagement aber zurückgefahren auf etwa die Hälfte. Der Etat ist
angepasst worden.
Sie sind zwar nicht mehr
in Funktion, haben aber sicher immer noch ihr Ohr nahe am Verein. Was tut sich
denn noch am Kader?
Kreuzer: Es wird ein neuer Mittelstürmer als Ersatz
für Stephan König kommen, der seine Zusage bereits gegeben hat. Und wir werden
als Ersatz für Andreas Sponsel einen Torwart mit Bayernliga-Erfahrung bekommen,
so viel kann ich schon sagen. Die Namen sollen die verantwortlichen Personen im
Verein verkünden, da dränge ich mich nicht vor. Ich freue mich aber schon auf
die neue Saison, in der ich nur noch ein normaler Zuschauer sein werde und kein
Amt mehr beim SC inne haben werde. Das wird dann alles etwas entspannter für
mich, dem SC bleibe ich aber natürlich weiterhin verbunden.