Es scheint, als könnte Thomas Adler am Sportplatz derzeit kaum etwas die Laune verderben, auch nicht wenn seine Truppe wie am Sonntag gegen Pegnitz ein umstrittenes Gegentor kurz vor Spielende hinnehmen muss und damit die gute Ausgangslage für die Aufstiegsrelegation einen kleinen Dämpfer erhielt. Der 48-jährige Ex-Profi (Blau-Weiß 90 Berlin, Bayer Uerdingen, Fortuna Düsseldorf, Tennis Borussia Berlin) arbeitet seit sechs Jahren als Trainer bei der SG Quelle Fürth, zunächst im Nachwuchsbereich, seit 2010 bei den Herren. Eigentlich trifft der Begriff "Herren-Mannschaft" auch nur bedingt zu, wenn man die Geburtsjahre seiner Schützlinge beim Spiel gegen Pegnitz betrachtet - Volkan Avci ist mit seinen 29 Jahren der absolute "Oldie" der Truppe. Fußballerisch sind die Quelle-Youngster unter Adler aber längst flügge geworden, haben das Saisonziel "Klassenerhalt" nach dem Aufstieg aus der BOL nun für erreicht erklärt und wollen weiter oben dran bleiben, im Rennen um den Relegationsrang zwei.
Stolz war Quelle-Trainer Thomas Adler auf seine "Jugend-Truppe" auch nach dem 1:1-Remis gegen den ASV Pegnitz.
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Adlers gute Laune beruht nicht etwa auf Galgenhumor, wie man vermuten könnte, wenn man die ungewisse Zukunft rund um die SG Quelle betrachtet. Vielmehr ist der Trainer richtig stolz auf sein Team und fast schon überrascht - nein, doch froh und stolz - zugleich, "wie gut die Stimmung hier ist. Das geht schon damit an, dass die Jungs bei der B-Jugend zuschauen und sich mitfreuen, dass man den Club mit 2:1 schlagen konnte", sieht Adler einen gewachsene Identifikation seiner Truppe mit dem Verein.
Freilich haben sich durch die finanziellen Probleme bei der SG Quelle viele Fragezeichen im Laufe der Wochen aufgetan, die die Arbeit nicht erleichtern, aktuell setzen Trainer und Mannschaft Ausrufezeichen. "Was bleibt uns denn auch anderes übrig als die Jugend nach und nach ins kalte Wasser zu werfen", verweist Adler auf einige Verletzungssorgen, die dazu führten, dass der 18-jährige A-Junior Nino Seiler gegen Pegnitz links außen in der Viererkette von Beginn an ran durfte. "Nach einer kleinen Anfangsnervosität hat er seine Sache ganz hervorragend gemacht, als wäre er schon immer dabei", darf der Trainer loben und findet nur Minuten nach Schlusspfiff ein erstaunliches Maß zwischen Euphorie und objektiver Gelassenheit: "Hätte Nino am Ende im Zweikampf den Elfmeter gegen sich gepfiffen bekommen, hätten wir uns auch nicht beklagen können. Das sind wertvolle Erfahrungen, die die Jugend bei uns sammeln kann."
Nino Seiler spielte bei seinem Debüt in der Quelle-Startelf eine blitzsaubere Partie in der Viererkette.
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So sieht Adler seine Mission bei der Quelle auch nicht in einem verzweifelten Versuch erfüllt, noch auf Biegen und Brechen den Relegationsplatz zwei zu bekommen ("Es ist toll für uns, dass wir nach wie vor im Rennen sind, aber Favoriten sind andere"), wichtiger ist dem Übungsleiter die Entwicklung seiner Spieler und des Teams als Gesamtkonstrukt. Dafür spielt er 90 Minuten die gesamte Trainer-Klaviatur an der Außenlinie, nimmermüde seine Truppe aufzumuntern, laufend Tipps zu geben, korrigierend einzuwirken, Selbstvertrauen einzuimpfen und eben all seinen Erfahrungsschatz von rund 300 Einsätzen im bezahlten Fußball weiterzugeben - auch auf die Gefahr hin, dass es am nächsten Tag nicht gut um seine Stimme bestellt ist.
Die "Bezahlung der Spieler" ist so ein Punkt, bei dem Adler die SG Quelle - gerade im Zuge der Berichterstattung um die finanziellen Probleme - in der Außendarstellung ungerecht am Pranger stehen sieht: "Man darf nicht vergessen, dass wir bei der Quelle durch die erfolgreiche Jugendarbeit auch einen enormen finanziellen Aufwand zu stemmen haben, den andere Vereine sich einfach sparen. Wenn wir das Geld nur in die 1. Mannschaft stecken würden, könnten wir uns freilich auch vieles leisten. Aber ich muss sagen, dass ich stolz bin, hier arbeiten zu dürfen, wo der Nachwuchs eine so hervorragende Ausbildung genießt."
"Am nächsten Tag habe ich fast keine Stimme mehr" - Thomas Adler lebt das Spiel seiner Quelle-Truppe vom Spielfeldrand aus mit.
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So stellt sich für Thomas Adler auch nicht die Frage, den Verein in der kommenden Saison zu verlassen: "Wenn es irgendwie weitergeht, bleibe ich hier!" Damit es weitergeht und Voraussetzungen geschaffen werden, um zumindest den Status quo zu erhalten, wird im Hauptverein und in der Abteilung fleißig gearbeitet, ein Förderverein wurde ins Leben gerufen. Natürlich weiß Adler, dass seine Spieler von anderen Vereinen mehr denn je umworben werden ("Die Jungs werden freilich angerufen, das weiß ich, dafür habe ich auch gewissermaßen Verständnis, das ist ja irgendwo normal."). Dennoch baut der Coach auf den vorhandenen Teamgeist, die Bedingungen, die er seinem Team dann weiterhin bieten kann und rechnet daher nicht mit einer Spielerflucht im Sommer. "Wegen ein paar Euro wird keiner gehen, wenn es um viel Geld geht, können wir dagegen eh nichts machen", bleibt Adler gelassen.