Artikel vom 08.10.2025 07:00 Uhr
Seit dieser Saison ist Christian Hüttl Trainer der U18 bei der SpVgg Mögeldorf 2000 und sieht auch weiter seine Zukunft als Trainer bei den Junioren.
Tatsächlich sein halbes Leben ist Christian Hüttl als Fußball-Trainer schon aktiv. War er vor allem beim ESV Rangierbahnhof, TSV Falkenheim und dann viele Jahre bei der DJK Eibach an der Seitenlinie tätig, hat sich der inzwischen 50-Jährigen vom Herren-Fußball zuletzt verabschiedet. Der Traineraufgabe bleibt er aber weiterhin treu. Wir wollen es genauer wissen und fragen uns: Was macht eigentlich Christian Hüttl?
Es ist schon eine gewisse Zeitreise, auf die sich Christian Hüttl begibt, wenn er an seine Anfänge als Trainer zurückblickt. Rund ein Vierteljahrhundert ist jenes Pokalspiel gegen den TV Glaishammer her, das eigentlich nicht der Rede wert gewesen wäre, hätte sich der damalige Torwart des ESV Rangierbahnhof nicht eine schwere Knieverletzung zugezogen. Jener Keeper der Rangers war der damals 25-jährige Christian Hüttl, der nach dem Stürmerfoul erst einmal ein halbes Jahr nicht mehr spielen konnte. Der legendäre Hans Alt, der später nicht nur Ehrenmitglied beim ESV sein sollte, sondern damals auch in der Trainerausbildung des BFV aktiv war, hatte den verletzten Torwart ermuntert, die Zeit doch zu nutzen, um seinen Trainerschein zu machen.
Ungewohnt junger Trainer zur Jahrtausendwende
"Hans war schon ein Mentor für mich, hat darauf eingewirkt, dass ich meinen Trainerschein in München mache. Damals war ich mit 25 Jahren der mit Abstand jüngste Teilnehmer - eine echte Ausnahme, das hat sich inzwischen alles sehr geändert. Und es gab auch noch keine C-Lizenz, ich habe meinen B-Schein gemacht und hab dann bei der Jugend bei den Rangers angefangen, das hat mir von Anfang an Spaß gemacht", erinnert sich Hüttl zurück an seine Anfänge als Übungsleiter und sagt auch: "Mein Ziel war es aber schon, irgendwann auch mal die 1. Mannschaft zu trainieren."
Nicht nur Sturmlegende Michael Bayer (l.), sondern auch Trainer Christian Hüttl wurden nach der Saison 2011/12 beim ESV Rangierbahnhof verabschiedet.
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Dazu sollte es auch kommen, wenngleich auch über einen gewissen Umweg: Denn nach der Zeit als Jugendtrainer heuerte Hüttl im Jahr 2005 für eine Saison bei der DJK Falke an und ging dann zu den Rangers zurück, wo er die 2. Mannschaft coachte und nach dem Abschied von Jan Majkowski schließlich auf den Posten des Chefanweisers bei den Rangers rückte. Nach Ab- und Aufstieg blieb Hüttl noch bis zur Saison 2011/12 ESV-Trainer und wechselte anschließend zum TSV Falkenheim, wo er einst nebenan bei der DJK Eintracht Süd als Jugendlicher zum Fußball gekommen war.
Nach drei Jahren bei Falkenheim - und einem kurzen Freundschaftsdienst beim TSV Georgensgmünd - übernahm Hüttl zur Saison 2015/16 bei der DJK Eibach, wo er siebeneinhalb Jahre Trainer der 1. Mannschaft bleiben sollte und sich bis zu dieser Saison auch noch um die Abteilungsleitung kümmerte. Dass er zeitweise in Doppelfunktion zum Funktionär wurde, "war aus der Not heraus geboren, aber es war auch nicht übermäßig viel, weil sich die Mannschaften in Eibach recht gut selbst organisieren", erklärt Hüttl im Rückblick.
Drei Aufstiege der Ex-Klubs mit unterschiedlichem Bezug
Sowohl der ESV Rangierbahnhof als auch Eintracht Falkenheim und die DJK Eibach konnten in der vergangenen Saison Aufstiege bejubeln. Den Werdegang seiner Ex-Vereine verfolgt Hüttl weiterhin, wenngleich der Bezug dazu unterschiedlich groß ist. "Bei den Rangers war ich seit Jahren nicht mehr, da ist der Kontakt leider ziemlich abgerissen, bei Falkenheim gibt's noch einen guten Draht zu den alten Jungs, wo jetzt der ein oder andere aber auch seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat. Und natürlich habe ich mich auch über den Eibacher Aufstieg gefreut", sagt Hüttl, der zuletzt auch beim Abschiedsspiel von Felix Steinbach als Coach einer entsprechenden Auswahl zum alten Eintracht-Gelände eingeladen wurde.
Beim Abschiedsspiel von Felix Steinbach (Bildmitte unten, weißes Trikot) war Trainer Christian Hüttl (2.v.r.) als Coach der Ehemaligen eingeladen.
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Es war aber nicht so, dass sich Christian Hüttl nach seinem bewusst gewählten Ende als Herren-Trainer der DJK Eibach im Winter 2022/23 final von der Tätigkeit als Übungsleiter zurückgezogen hätte, wenngleich die Fortsetzung nach der langen Zeit nicht zwingend auf seiner Agenda stand.
Zurück zur Arbeit als Jugendtrainer - mit einer ersten Entlassung
Über die Empfehlung von Stefan Wüst landete Hüttl im Sommer 2023 als Jugend-Trainer bei der JFG Wendelstein, betreute im ersten Jahr die U14 in der Förderliga und im Jahr darauf planmäßig die U15 in der Bayernliga. Dann aber folgte im März jedoch das, was Hüttl in fast einem Vierteljahrhundert als Trainer noch nicht erleben musste - eine Entlassung. "Mein Trainerkollege Tim Hopfengärtner und ich wollten wissen, wie es nach der Saison weitergehen würde. In der Zwischenzeit gab es einen Kontakt nach Mögeldorf, wo Trainer gesucht wurden, und das haben wir im Gespräch in Wendelstein den Verantwortlichen auch offen erklärt. Letztlich hat das dann zu unserer - für mich doch überraschenden - Entlassung geführt", sagt Hüttl, dem es dann umso leichter fiel, tatsächlich die neue Aufgabe in Mögeldorf zu dieser Saison anzunehmen.
Gemeinsam mit Hopfengärtner, der auch am Stützpunkt in Lauf tätig ist, bildet Hüttl seit diesem Sommer das Trainer-Team bei der U18 der Mögeldorfer in der BOL. Die Entscheidung vom Herren- in den Jugend-Bereich zu wechseln, hat er nicht bereut: "Es ist eine andere Aufgabe, es geht vor allem um die Entwicklung der Spieler und man hat eine andere Trainingsbeteiligung. Wenn man ehrlich ist, nervt es schon, wenn man bei den Herren Pläne macht und diese dann wieder verwerfen muss, weil dann Spieler wieder im Urlaub sind. In Wendelstein damals und jetzt in Mögeldorf waren immer nahezu alle im Training - und toll ist auch, dass die Eltern dahinter stehen, wenn es weite Fahrten in ganz Bayern gibt."
Zwei-Jahres-Plan mit der Mögeldorfer A-Jugend
Ein (zu) viel umjubelter Treffer beim 3:1-Sieg der Mögeldorf U18 in Erlangen-Bruck. Für den ausgelassenen Jubel seiner Spieler, die von der Bank auf den Platz rannten, kassierte Coach Hüttl stellvertretend die Gelbe Karte.
SpVgg Mögeldorf 2000
Auch in Mögeldorf sind Hüttl und Hopfengärtner mit einem Zwei-Jahres-Plan angetreten, sollen ihre Mannschaft im kommenden Jahr als U19 führen. Ob das dann in der Bayernliga oder Landesliga sein wird, ist für den erfahrenen Trainer nicht der entscheidende Faktor und derzeit noch Zukunftsmusik. In dieser Saison will er die U18 darauf vorbereiten. Nach vier Spieltagen führen die Mögeldorfer mit zehn Punkten die Tabelle der U19-BOL an. "Es ist ein Aufbaujahr und daher gut, wenn wir uns mit älteren Spielern messen können, um uns für die nächste Saison zu rüsten. Die Stimmung ist gut, der Start war es auch, wobei die Tabelle nicht das alles Entscheidende ist. Das langfristige Ziel ist ja ohnehin, dass möglichst viele Spieler hier gut ausgebildet im Herren-Bereich landen. Und das wird in meinen Augen in Mögeldorf richtig gut gemacht, auch der Austausch untereinander ist sehr gut", lobt Hüttl, der freilich den Trainer der 1. Mannschaft, Manuel Bergmüller, schon lange kennt.
Selbst kann sich der seit vergangener Woche 50-Jährige die Rückkehr als Trainer in den Herren-Bereich aktuell nicht vorstellten. Der Job in der Nachwuchsarbeit macht ihn zu viel Spaß, auch wenn es finanziell absolut nicht attraktiv erscheint, worin Hüttl aber ein grundsätzliches Problem sieht: "Bei den Herren wird oftmals bei Vereinen mit Geld herumgeworfen, dabei ist es doch gerade in der Jugend umso wichtiger, dass man sich da gut aufstellt. Aber für mich persönlich ist es eh nicht der entscheidende Faktor", sagt Hüttl und schiebt mit einem Lachen nach: "Mir macht die Aufgabe Spaß und am Sportplatz fühle ich mich auch noch nicht wie 50!"