Tobias Eichner im Interview: Jeder hat Bock auf den nächsten Dreier - fussballn.de
Artikel vom 01.10.2025 07:00 Uhr
Tobias Eichner im Interview: Jeder hat Bock auf den nächsten Dreier
Tobias Eichner gehört seit der Saison 2024/2025 dem Trainerstab des ASV Weinzierlein-Wintersdorf an.
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INTERVIEW Der ASV Weinzierlein marschiert bislang ohne einen Punktverlust durch die A-Klasse 6 und hat bereits neun Zähler Vorsprung gegenüber den Verfolgern auf der Habenseite. Im fussballn.de-Interview der Woche gibt Trainer Tobias Eichner ausführliche Einblicke in einen Verein, der aktuell sogar zwei Tabellenführungen vorweisen kann.
Von Fabian Strauch


Hallo Tobi, ihr seid am vergangenen Sonntag durch einen 4:1-Heimsieg gegen den Hellenic Sport Club Fürth auch im 9. Spiel der Saison siegreich vom Feld gegangen. Wie lief das Spiel aus der Sicht des Trainerteams?

Tobias Eichner (35): Nach so einer Serie bist du natürlich automatisch Favorit und in der Bringschuld, das Spiel auch zu gewinnen. Wir sind super reingekommen und hätten mit dem ersten Abschluss eigentlich schon in Führung gehen müssen. Dann hat Jannick Creemers das 1:0 gemacht, aber im direkten Gegenzug hat Hellenic ausgeglichen. Danach war es eine relativ offene Partie, sie sind uns gut angelaufen und haben uns immer wieder vor Aufgaben gestellt. Die letzten 20 Minuten vor der Halbzeit fand ich uns klar besser, nicht nur wegen der beiden Tore. Da wollten wir es einfach mehr als der Gegner und du hast, wenn du da oben stehst, auch das nötige Spielglück auf deiner Seite. Nach der Halbzeit haben wir schon eher auf Halten gespielt, auch im Hinblick auf die kommende Woche. Der Elfmeter zum 4:1 war für mich eine klare Sache, danach war das Ding dann auch durch.

Der Gegner war gegen den ungeschlagenen Tabellenführer sicherlich extra motiviert...

Eichner: Ich muss sagen, dass Hellenic erst sechs Punkte hat, spiegelt in keinster Weise deren Qualität wider. Sie haben echt ein paar gute Kicker und ich bin mir sicher, dass die Ergebnisse da auch kommen werden. 

Eine Woche zuvor konnte der FC Serbia II gegen euch nicht antreten und die drei Punkte wanderten am Grünen Tisch auf euer Konto. Wie seid ihr damit umgegangen, nachdem der Siegesrhythmus auf dem Platz unterbrochen wurde?

Eichner: Ich bin ehrlich: natürlich nehmen wir die Punkte gerne mit, auch wenn die Jungs das sicher lieber auf anderem Weg gelöst hätten, aber da steckst du halt oft auch nicht drin. Der Spielrhythmus war natürlich ein bisschen gebrochen, aber wir haben das dann auch im Training wieder korrigiert durch mehr Spielformen. 

Wie lautet euer Erfolgsrezept für die bisherige Saison ohne Punktverlust?

Eichner: Ich habe natürlich nach der letzten Saison schon gehofft, dass wir wieder vorne mitspielen, aber dass wir dann neun Spiele am Stück gewinnen, hat keiner erwarten können. Wir sind nach der Veränderung im Sommer und durch die Abmeldung der 2. Mannschaft nochmal enger zusammengerückt und auch neben dem Platz eine echte Einheit geworden. Die Jungs setzen die Sachen von Bernd (Güßregen, mit dem Eichner das Trainergespann in Weinzierlein bildet, Anm. d. Red) und mir sehr gut um und verdienen sich diese Siege dann auch Woche für Woche. Jetzt gehst du dann natürlich auch mit einer breiteren Brust in die nächste Trainingswoche und jeder hat Bock auf den nächsten Dreier.

Die Gemeinschaft wird beim ASV Weinzierlein seit jeher großgeschrieben und auch die Leistungen auf dem Rasen geben aktuell allen Grund zu feiern.
ASV WW

Nach dem Abstieg in die A-Klasse im Sommer 2024 war nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu Kreisklasse und -liga an Jubelstürme nicht zu denken. Welche Herausforderungen gab es damals zu meistern?

Eichner: Ich bin ja erst nach dem Abstieg aus der Kreisklasse 2024 dazugekommen und kannte die Erfahrung nicht, da ich in meiner eigenen Spielerkarriere nie abgestiegen bin. Im Umfeld und auch unter den Spielern war natürlich Unmut zu spüren. Das musste man dann erst mal verarbeiten, aber durch die vielen jungen Spieler, die vor der Saison 2024/2025 zum Verein gekommen sind, ging das relativ leicht. Wir haben uns dann auch schnell auf Wiedergutmachung verständigt und einen Neuanfang mit einem klaren Ziel vorgegeben. Leider hat es letztes Jahr nicht ganz gereicht, weil wir ein paar schlechte Spiele dabei hatten. Aber ich bin mir sicher, dass wir in dieser Saison viel gefestigter sind und wir unsere Ziele erreichen werden, wenn wir weiter so arbeiten wie bisher. 

War die Enttäuschung durch den knappen Saisonausgang im Sommer greifbar oder überwogen die positiven Aspekte nach dem Umbruch?

Eichner: Wir haben zwar nicht ganz das gesteckte Saisonziel erreicht, aber wenn man den personellen Umbruch vor der letzten Saison betrachtet, können wir trotzdem zufrieden sein. Da hat man auch in einzelnen Spielen gesehen, was uns noch gefehlt hat, um wie Merl Bau jede Woche ergebnistechnisch abzuliefern. Natürlich hätten wir die Relegation gerne mitgenommen, können aber auch mit einem punktgleichen 4. Platz gut leben. Wichtiger war die Weiterentwicklung der Einzelspieler und der Mannschaft als Ganzes und ich glaube, das ist uns gut gelungen. 

Ein kleiner Wermutstropfen war die bereits von dir angesprochene Abmeldung der 2. Mannschaft zur aktuellen Spielzeit. Welche Hintergründe waren ausschlaggebend für diesen Schritt?

Eichner: Das ist natürlich immer schade, wenn man zu solchen Maßnahmen greifen muss, vor allem weil die Zweite in Weinzierlein einfach Tradition hat und seit 15 Jahren auch immer in der A-Klasse gespielt hat. Domi Beck und viele andere aus der damaligen erfolgreichen Kreisliga-Mannschaft haben sich dazu entschieden, in einer Ü32-Runde mitzuspielen und eine Alte-Herren-Mannschaft ins Leben zu rufen, was mich ungemein freut. Damit waren aber natürlich für eine mögliche Zweite nicht mehr genügend Spieler da. Man hat dann versucht, eine Spielgemeinschaft zu bilden, konnte sich aber nicht guten Gewissens einigen. Daher folgte dann die Abmeldung und wir haben etliche Spieler mit zur Ersten dazu genommen.

Nicht nur rein sportlich hat sich die Entscheidung „pro Ü32“ zum aktuellen Zeitpunkt ausgezahlt...

Eichner: Da sind viele altbekannte Namen wie Thomas Wörner, Domi Beck oder Daniel Pröpster mit dabei und spielen eine tolle erste Saison. Am vergangenen Freitag gab es ein torloses Unentschieden im Spitzenspiel gegen den VfL Nürnberg, aber sonst waren da schon viele tolle Siege dabei und deswegen stehen sie auch verdient auf dem ersten Platz. Für uns ist das extrem wichtig, dass altgediente Spieler auch weiterhin zum Verein gehören und nicht wegbrechen, denn das macht das Umfeld beim ASVWW seit Jahrzehnten aus. Wir tauschen auch immer wieder ein paar Spieler hin und her und unterstützen uns gegenseitig! 

Zurück zur 1. Mannschaft: Gemeinsam mit Bernd Güßregen bist du seit dieser Saison auch offiziell als Trainergespann unterwegs. Welche Vorteile ergibt die neue Konstellation?

Eichner: Zunächst mal muss ich ein Dankeschön an Bernd richten, dass er vor der letzten Saison auf die Idee eingegangen ist, man könne doch im Duo arbeiten. Das ist absolut nicht selbstverständlich und ich bin total froh, dass das mittlerweile so gut funktioniert und uns der Erfolg auch recht gibt. Gerade mit den vielen jungen Spielern ist es wichtig, sich auch mal individuell mit jemandem zu beschäftigen oder kleinere Gruppen aus dem regulären Training herauszunehmen. Das schaffst du mit 16 Mann alleine gar nicht. Auch deshalb haben wir uns dazu entschieden.

Klingt nach einer spannenden Konstellation, die sich blendend ergänzt!

Eichner: Ich schätze an Bernd seine ruhige Art und seine fußballerische Expertise. Er kennt den Verein, das Umfeld und hat selbst höherklassig Fußball gespielt. Ich bin dagegen etwas lebhafter, in der Kabine und auch an der Linie. Da ergänzen wir uns, wie ich finde, super. Keiner ist sich zu schade, die Aufgaben an den Spieltagen zu erledigen, das läuft sehr gut. Eine klare Rollenverteilung gibt es nicht, wir sprechen eigentlich jeden Tag und tauschen uns aus, so wie es sein soll. Immer im Interesse, das Beste aus den Jungs herauszuholen und den Verein wieder dahin zu bringen, wo er hingehört.

Mit der Vertragsverlängerung vor der aktuellen Spielzeit entschieden sich Bernd Güßregen und Tobias Eichner (2.v.r.) als gleichberechtigtes Trainerteam aufzutreten.
ASV WW

Für die 1. Mannschaft steht am kommenden Wochenende ein Doppelspieltag in der Fremde an: Wie stehst du grundsätzlich zu dem neuen Rahmenterminkalender? 

Eichner: Zunächst einmal finde ich die Ansetzungen in dieser Saison extrem unglücklich. Das fängt beim frühen Saisonstart an und mündet in solchen Doppelspieltagen an Feiertagen. Viele Spieler im Amateurbereich sind an solchen Tagen familiär verplant und es ist für uns immer eine Herausforderung, das zu meistern.

Wie geht ihr die beiden Partien am Freitag beim TSV Azzurri Südwest II und zwei Tage später bei der DJK Oberasbach an?

Eichner: Wir versuchen natürlich weiterhin von Spiel zu Spiel zu denken. Für uns beginnt jeden Montag die Vorbereitung auf die neue Aufgabe und den neuen Gegner. Diese Woche ist sicher etwas anders, weil man zwei Belastungen binnen 48 Stunden hat, da muss man schon anders trainieren. Am Freitag gegen Azzurri II sind wir natürlich tabellarisch wieder klarer Favorit, aber sie haben am Wochenende überraschenderweise Oberasbach zwei Punkte abgeknöpft und 4:4 gespielt. Also hier muss man auch erst wieder seine Hausaufgaben machen, um das Spiel zu gewinnen. Am Sonntag in Oberasbach ist das schon eine andere Hausnummer. Das ist ein kleines Derby, das ist Emotion, da brennt's! Ich denke, das sollte für jeden genug Ansporn sein. (lacht) 

Mit der Vertragsverlängerung des Trainerteams im vergangenen Sommer wurde die Zielsetzung vorne anzugreifen klar kommuniziert. Gibt es nach dem bisherigen Saisonverlauf überhaupt noch Zweifel an der Rückkehr in die Kreisklasse?

Eichner: Zweifel ist hier das falsche Wort. Natürlich wird dir auch von anderen Trainerkollegen aus der Liga die Favoritenrolle zugesprochen, aber wir tun gut daran, trotz des bisher erspielten Vorsprungs, weiter bei uns zu bleiben und an unseren Defiziten zu arbeiten. Dann bin ich mir sicher, dass es mit dem Aufstieg dieses Jahr klappen kann. Wir würden uns freuen. (schmunzelt)

Mittelfristig ist dann die Kreisliga-Rückkehr ein Thema in Weinzierlein?

Eichner: Hier wirst du von mir zum jetzigen Zeitpunkt kein Ja hören! Dazu bin ich zu viel Realist und kenne die Ligen zu gut aus meiner aktiven Zeit. Sollte es mit der Kreisklasse nächste Saison klappen, sollte das Ziel erst mal sein, sich dort wieder zurechtzufinden und zu etablieren. Gerade die Kreisklasse 3 ist gefühlt eine Kreisliga „light“, die ist in der Breite bärenstark besetzt. Ich wünsche es dem Verein aber, dass man in naher Zukunft die Möglichkeit bekommt, ins Kreisoberhaus zurückzukehren. Dazu braucht es aber weiterhin guten Zusammenhalt und auch immer wieder neue, hungrige Spieler, die sich mit dem Verein identifizieren und Bock haben, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.

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Tabelle A-Klasse 6

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
9
32:21
18
4
9
22:16
17
6
9
31:17
16
9
8
28:15
12
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Doppelspieltag A-Klasse 6


Spiele-Bilanz Weinzierlein

Spiele
9
Siege gesamt
9
Heim-Siege
5
Auswärts-Siege
4
Unentschieden
0
Niederlagen gesamt
0
Heim-Niederlagen
0
Auswärts-Niederlagen
0
:0
Zu-Null-Spiele
4
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
0

Bilanz ASV Weinzierlein

Saison
Pl. 
Liga
2025/26
1. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2024/25
4. 
A-Klasse 8 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2023/24
12. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
2022/23
10. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2021/22
5. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
6. 
Kreisklasse 3 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2018/19
4. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2017/18
8. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2016/17
15. 
Kreisliga Nürnberg
2015/16
1. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
2014/15
6. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2013/14
16. 
Kreisliga Nürnberg
2012/13
13. 
Kreisliga Nürnberg
 
2011/12
11. 
Kreisliga Nürnberg
 
2010/11
7. 
Kreisliga Nürnberg
 
2009/10
11. 
Kreisliga Nürnberg
 
2008/09
1. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
2007/08
5. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2006/07
9. 
Kreisklasse Mitte Nürnberg/Fürth
 
2005/06
3. 
Kreisklasse West Nürnberg/Fürth
 
2004/05
1. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
2003/04
4. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
2002/03
8. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
2001/02
4. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
2000/01
8. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
1999/00
5. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
1998/99
6. 
A-Klasse West Nürnberg/Fürth
 
1997/98
12. 
C-Klasse (AK) Nürnberg/Fürth West
 

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