FC Mainaustrasse
Integration mit Herz und Haltung
Ein echtes Leuchtturmprojekt im bayerischen Amateurfußball ist der FC
Mainaustrasse aus München – ein Verein, der zeigt, wie Integration nicht nur
gelingen, sondern auch gelebt werden kann. Gegründet im Jahr 2016 als
Fußballprojekt für unbegleitete jugendliche Geflüchtete in einer Unterkunft der
Arbeiterwohlfahrt (AWO) München, stand von Anfang an mehr als nur der Sport im
Fokus: Es ging darum, jungen Menschen auf der Flucht eine echte Perspektive zu
bieten – durch Unterstützung im Alltag, bei Behördengängen, Wohnungssuche,
Ausbildung, dem Erlernen der Sprache und somit einem echten Ankommen in einer
neuen Heimat.
Der sportliche Erfolg kam dabei fast nebenbei: Aus der einstigen
Hobbyfußball-Truppe wurde ein Fußballverein, die Mannschaft in den offiziellen
Spielbetrieb eingegliedert und nach zwei Aufstiegen spielt die erste
Herrenmannschaft heute in der A-Klasse. Doch was den Verein wirklich
auszeichnet, ist sein gesellschaftliches Engagement – und das wird im November
2025 sogar mit dem Julius Hirsch Preis der DFB-Kulturstiftung gewürdigt. Als
einer von drei Preisträgern erhält der FC Mainaustrasse 7000 Euro, die gezielt
in die Ausbildung von Trainern, ehrenamtlich Engagierten und vereinsinternen
Multiplikatoren investiert werden.
„Der FC Mainaustraße ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Vereinsleben
Zugehörigkeit und Teilhabe schaffen kann“, betonte DFB-Präsident und
Jury-Vorsitzender Bernd Neuendorf. Und genau das macht den Verein zu einem
inspirierenden Vorbild – nicht nur für München, sondern für den gesamten
Amateurfußball.
Türkspor Rosenheim
Vom Skandalklub zum Vorzeigeverein
Einen beeindruckenden Wandel hat auch Türkspor Rosenheim aus dem Kreis
Inn/Salzach hingelegt: Nach dem „Skandalspiel“ gegen den SV Prutting am 2. Juni
2018 – mit Handgreiflichkeiten, sieben Platzverweisen und Spielabbruch – stand
der Klub bundesweit negativ im Fokus. Danach war vom Verein kaum mehr als der
Name übrig. Doch anstatt aufzugeben, entschloss sich eine neue Generation um
Abteilungsleiter Emre Öztürk zum kompletten Neuanfang: mit neuem Vorstand,
neuer Mannschaft und dem klaren Ziel, ein positives, wertebasiertes Vereinsbild
zu formen. Dabei geht es längst um mehr als Fußball: Mit dem Projekt „Denk-Anstoß
– Wer(t) kickt mit“ der externen Experten Tayfun Samli und Lukas Bauser hat
sich der Klub auf den Weg gemacht, einen Wertekompass zu entwickeln.
Demokratische Strukturen, respektvoller Umgang, klare Rollenverteilung und der
aktive Kampf gegen Rassismus stehen im Zentrum.
In Workshops und praxisnahen Einheiten wurden Spieler, Ehrenamtliche und
Funktionäre gleichermaßen einbezogen. Heute ist Türkspor ein Verein, der
Verantwortung übernimmt – sportlich und gesellschaftlich. Während die Erste
Herrenmannschaft in der Kreisklasse um Punkte kämpft und die Zweite in der
B-Klasse aktiv ist, wächst zugleich ein starkes Fundament für die Zukunft: auf
dem Platz und darüber hinaus.
1. FC Knetzgau
Aus der Not eine Tugend gemacht
Unter dem
Motto „FC ist Heimat“ macht auch der 1. FC Knetzgau eindrucksvoll vor, wie
Fußball zum Brückenbauer werden kann: für geflüchtete Menschen, für die
Vereinsgemeinschaft – und für die Gesellschaft als Ganzes. Was als Reaktion auf
dringende Nachwuchssorgen begann, hat sich zu einem Vorzeigeprojekt
nachhaltiger Integration entwickelt. Auf der Suche nach neuen Spielern öffnete
sich der Verein und fand sie dort, wo andere vielleicht nur Herausforderungen
gesehen hätten: bei jungen Männern aus Eritrea, Syrien, Gambia und Tunesien,
die in Deutschland Schutz und Perspektive suchten. Der Ansatz war von Anfang an
klar: Ein „Triple Win“ schaffen – für die Geflüchteten, die sportlich und
menschlich eingebunden werden, für den Verein, der neue, motivierte Spieler
gewinnt, und für die Gesellschaft, die durch gelungene Integration
zusammenwächst. Beim 1. FC Knetzgau bedeutet Integration nicht nur mitzukicken.
Die neuen Mitglieder erhalten praktische Unterstützung im Alltag – bei
Behördengängen, der Wohnungssuche oder dem Erlernen der Sprache. Gleichzeitig
bringt ihr Engagement frischen Wind ins Vereinsleben, auf und neben dem Platz.
Der persönliche Kontakt im Mannschaftsalltag baut Vorurteile ab, schafft
Vertrauen und lässt aus Fremden Teamkollegen werden. So zeigt der 1. FC
Knetzgau, was möglich ist, wenn ein Verein Haltung zeigt und Verantwortung
übernimmt: Fußball wird hier zum Ort der Begegnung, des Respekts – und der
gelebten Heimat.
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