Artikel vom 17.09.2025 07:00 Uhr
Christian Jonczy hat inzwischen auch sportlich seine Heimat in Cadolzburg gefunden und blickt weiterhin voller Tatendrang in die Zukunft bei den Sporchern.
INTERVIEW Über ein Jahrzehnt war Christian Jonczy bei der DJK Sparta Noris in mehreren Rollen aktiv, gefolgt von vielen Jahren als Trainer und Funktionär bei der SpVgg Mögeldorf 2000, seit 2024 ist er in seiner neuen Heimat beim TSV Cadolzburg aktiv. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 40-Jährige über vergangene Stationen, den unerwarteten Wohlfühlfaktor am Land, sein aktuelles Engagement und Ziele im Verein.
Hallo Christian, wir erwischen dich auf dem Weg nach Mögeldorf. Wieso geht's jetzt auch unter der Woche in die alte Heimat?
Christian Jonczy (40): Ich bin auf dem Weg zur Trainerfortbildung, die dort stattfindet.
Wie viele Tage in der Woche bist du denn in der Regel am Sportplatz?
Jonczy: So drei, vier Tage sind es. Wenn es jetzt mit der Jugend wieder losgeht, kann es auch mal ein Tag mehr sein. Ich bin sehr froh, dass mich meine Frau da organisatorisch unterstützt und absolut hinter mir steht. Sie hat mich mit dem Fußball kennengelernt, kennt das Vereinsleben aber auch aus der eigenen Familie, weil ihr Vater selbst Vorstand beim TV Eibach war.
Nun seid ihr beide noch relativ neu beim TSV Cadolzburg. Fangen wir mit einem Test an: Wie lautet der Slogan des Vereins?
Jonczy: Sporch - war wer, ist wer, bleibt wer!
Korrekt. Nur mit der Schreibweise gehen die Meinungen auseinander.
Jonczy: Ach ja, mich hat die Zeitung ja bei uns auch schon mit der Warnweste erwischt und so ein geheimes Interview daraus gemacht, in dem nicht so alles stimmt. Aber wollen wir nicht schimpfen, wir sind ja froh, dass Interesse bei der Presse besteht. (schmunzelt)
Du hast offiziell den Trainerposten der 2. Mannschaft erst vor der vergangenen Saison übernommen. Gefühlt bist du aber schon viel länger in Cadolzburg. Wie kommt man so schnell in einem Verein an?
Jonczy: Ich bin vor drei Jahren nach Cadolzburg gezogen, habe ein sehr geiles Sportgelände gesehen, aber ansonsten von dem Verein relativ wenig gehört. Ich bin aber keiner, der jammert. Ich gehe lieber mit gutem Beispiel voran, man muss anpacken und nicht nur labern. Das kommt gut an. Ich spreche viel mit Sabine Rauch, unserem Vorstand, und wir sind uns einig, dass wir nicht kurzfristig denken wollen, sondern vernünftig einen Schritt nach dem anderen machen. Wenn ich jetzt sehe, dass wir drei F- und E-Jugend-Mannschaften haben, und auch die G-Jugend mit super Trainer besetzt haben, ist das die wichtigste Basis, die es in einem Verein gibt. Dass so etwas seine Zeit braucht, ist auch klar.
Mit Vorschlusslorbeeren war Christian Jonczy (r.) von Sabine Rauch (l.) bedacht worden. Die Zusammenarbeit im Verein und mit den Trainern der 1. Mannschaft (Daniel Apel, 2.v.l., und Steven Spiegel, 2.v.r.) funktioniert einwandfrei.
TSV Cadolzburg
Sabine Rauch hat bei deiner Vorstellung von einem "Glücksgriff" gesprochen. Ist das eher Belastung oder Ehre für dich?
Jonczy: Ich habe mich ehrlich gesagt darüber gefreut! Aber ich will dafür auch geradestehen, wenn man Erwartungen in mich setzt. Ich will schon etwas bewegen im Verein und ich glaube, man kann die Entwicklung der letzten anderthalb Jahre auch tatsächlich positiv sehen.
Inzwischen bist du nicht nur Trainer, sondern auch Fußball-Abteilungsleiter und Jugendleiter beim TSV Cadolzburg. War das geplant oder ziehst du die Posten irgendwie an?
Jonczy: Ich bin eigentlich als Trainer der 2. Mannschaft gekommen. Als mir dann Fred Rauch den vorherigen Jugendleiter vorgestellt hat, hat der gleich gesagt: "Jetzt habt ihr ja einen, der es übernehmen kann!" Sabine Rauch hatte einen Trainer gesucht für ihre Mannschaft, die in die E-Jugend kam, ich habe es mit meiner Frau abgesprochen, das Training dann so gelegt, dass es vor der 2. Mannschaft ist. Dass es so viel geworden ist, war bestimmt nicht geplant.
Also bist du derjenige, der nicht wegschaut, wenn im Verein Posten zu besetzen sind?
Jonczy: Ich will nicht viel meckern, sondern Impulse setzen. Das war damals bei Sparta Noris schon so, da habe ich als Torwart angefangen. Der damalige Jugendleiter war ein Arbeitskollege und hat mich überzeugt, dass ich doch eine Jugend trainieren könnte. Ich habe ihn dann auch noch stellvertretend unterstützt. Und wenn dann einer aufhört, dann habe ich das eben gemacht...
Bei der DJK Sparta Noris arbeitete Christian Jonczy schon elfeinhalb Jahren mit reichlich Herzblut.
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Du hast in der Jugend gleich nebenan von Sparta Noris beim SV 1873 Süd gespielt. Hast du die Entwicklung im Nürnberger Süden weiter verfolgt?
Jonczy: Klar, habe ich das verfolgt! Bei Süd steht jetzt eine Schule drauf. Das hat im ersten Moment wehgetan, aber im Nachhinein gesehen, wurde die Fläche wenigstens sinnvoll genutzt. Das Ende dort war nicht schön, für mich war es auch ein Ansporn, es bei Sparta Noris dann anders zu machen. Ich war elfeinhalb Jahre bei Sparta, wir haben damals etwas aufgebaut. Leider sind wir am Ende am Aufstieg knapp gescheitert. Aber ich habe heute noch einen sehr guten Kontakt zum DJK-Vorstand Dieter Wolfsberger.
Nach der langen Zeit am Wacholderweg folgte ein weiteres, längeres Kapitel für dich im Nürnberger Osten bei der SpVgg Mögeldorf 2000. Was blieb davon bei dir hängen?
Jonczy: Es war damals für mich definitiv der richtige Schritt! Ich wollte nach Sparta Noris wieder etwas Neues aufbauen, außerdem hat mich der höherklassige Jugendfußball schon interessiert. Ich habe so viele Freunde und tolle Menschen kennengelernt. Wir hatten auch sportlich eine super Zeit. Ich bin dort absolut im Reinen gegangen, besuche die Jungs immer noch gerne. Der aktuelle Jugendleiter in Mögeldorf, Alex Bock, war in der U17 mein Co-Trainer. Die Verbindungen sind nach wie vor da und mir war das immer wichtig, dass ich mich auch nach einem Abschied noch sehen lassen kann, deshalb habe ich das intern auch frühzeitig kommuniziert.
Der Abschied aus Mögeldorf hatte vor allem zeitliche Gründe?
Jonczy: Ja, definitiv! Nach dem Umzug nach Cadolzburg war das mit dem Pendeln schon ein enormer Aufwand, da bin ich oft nicht vor 23 Uhr nach Hause gekommen nach einem Training.
Die Zeit bei der SpVgg Mögeldorf 2000 will Christian Jonczy auf keinen Fall missen und kommt immer wieder gerne in den Nürnberger Osten zurück.
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Aber inzwischen fühlst du dich in Cadolzburg zu Hause?
Jonczy: Absolut! Ich finde es überragend und bin selbst überrascht, dass ich als Stadtkind mich einmal am Land so sehr wohlfühlen kann.
Dann wagen wir doch mal den Blick voraus in deiner neuen Heimat. Wie schauen deine Pläne für den TSV Cadolzburg aus?
Jonczy: Mir ist wichtig, dass wir für die Jugend eine bessere Basis schaffen, dass wir nachhaltig daran arbeiten, die Jungs bis zu den Herren zu bringen. So etwas geht nicht von heute auf morgen und mit Gewalt. Abgesehen davon haben wir auch jetzt schon tolle Jungs in der 1. und 2. Mannschaft! Ich will weitere Ehrenamtliche akquirieren, habe für mich mit Nico Hartmann schon eine große Entlastung hinzubekommen. Außerdem hatten wir jetzt erstmals ein Feriencamp mit 47 Teilnehmern, das wollen wir gerne ausbauen. Meine Frau hat da gekocht, Alex Bock aus Mögeldorf war auch dabei und nicht vergessen möchte ich Jonas Ehrentraut aus meiner 2. Mannschaft.
Apropos 2. Mannschaft! Ist es an sich nicht ein undankbarer Job, wenn man sich als Trainer auch immer wieder nach der 1. Mannschaft richten muss?
Jonczy: Das kommt darauf an, wie man seine Arbeit sieht. Für mich stand immer der Effekt der Ausbildung im Vordergrund, mir geht es um den langfristigen Erfolg und da muss ich nicht vorne dran stehen. Das war bei Sparta und Mögeldorf genauso. Die Zusammenarbeit mit Daniel Apel, dem Trainer der 1. Mannschaft, klappt einwandfrei, wir schieben Spieler hin und her, sprechen uns ab. Und ich muss eine Lanze für meine Truppe hier brechen: Fred Rauch hat die Jungs super erzogen! Sie machen es einem Trainer echt leicht, mit Spaß bei der Sache zu sein. Nach unserem letzten Sieg am Wochenende waren wir mit 25 Mann beim Griechen! Wir haben eine top Kameradschaft!
Wie schaut dann das Ziel in der A-Klasse 5 mit deinem Team in dieser Saison aus?
Jonczy: Abgesehen vom Gesamtansatz als Verein habe ich natürlich mit meiner Mannschaft auch persönliche Ziele: Wir wollen weniger Gegentore kassieren, mehr eigene erzielen und mehr Punkte holen - das geht nicht immer, das ist mir auch klar. Realistisch ist ein Platz zwischen vier und sechs drin - auch gerne darüber! Aber ich sehe schon die Absteiger aus Münchsteinach und Puschendorf weiter vorne, obwohl wir uns mit Glück und Kampf gegen die Puschendorfer einen Punkt geholt haben. Insgesamt bin ich mit dem Saisonverlauf, bis auf das 0:0 in Neustadt, sehr zufrieden. Wir sind noch immer ungeschlagen, haben gegen Veitsbronn II eine reife Leistung gezeigt und sind jetzt zuletzt auch in Rügland geduldig geblieben.
Bisher lässt sich die Saison der Cadolzburger Zweitvertretung wahrlich sehen. Noch immer ungeschlagen ist die Jonczy-Elf in der A-Klasse 5 recht erfolgreich unterwegs.
fussballn.de / Oßwald
Also vielleicht doch der Aufstieg als Ziel?
Jonczy: Ich glaube, die Kreisklasse wäre vielleicht noch zu viel des Guten. Wir wollen auch schauen, dass unsere Erste weiter in Gang kommt, die hatten ein bisschen Pech bisher in der Urlaubszeit, musste aber auch ein paar schmerzhafte Abgänge vor der Saison verkraften. Aber das wird schon, da bin ich mir sicher!
Schließlich war, ist und bleibt Sporch ja wer...
Jonczy: Genauso ist es! (lacht)